Um sich nach dem Wahlsieg von Donald Trump Anfang November zu beruhigen, brauchte die Tesla-Aktie auch noch den Montag, an dem sie um weitere 9 Prozent auf 350 Dollar stieg – getrieben von der Nachricht, dass CEO Elon Musk Co-Chef eines Büros der neuen US-Regierung für staatliche Effizienz wird. Den Rest der Woche ging es eher abwärts, aber das Vermögen von Musk nahm durch Wertsteigerungen anderer Unternehmen weiter zu. Um das Elektroauto-Geschäft zu stärken, schickt Tesla unterdessen das autonome Cybercab-Konzept auf Europa-Tour, und Supercharger sollen mit neuen V4-Schaltschränken mehr Leistung liefern. Und der deutsche Volkswagen-Konzern sucht sein Software-Heil in einer US-Kooperation.
Tesla-Chef sucht fleißige Revolutionäre
Seit der Wahl von Trump, die der Tesla-Chef nach Kräften unterstützt hatte, war Musk häufig auf dem Anwesen des früheren und bald neuen US-Präsidenten in Florida zu sehen und wurde von diesem lobend erwähnt. Am Montag kam die Bestätigung, dass er tatsächlich eine Rolle in der Regierungsarbeit spielen soll: Zusammen mit dem Unternehmer Vivek Ramaswami wird der Tesla-Chef Leiter des neuen „Department of Government Efficiency“, wie eine Kryptowährung abgekürzt als DOGE, teilte Trump mit. Um eine echte Behörde handelt es sich dabei nicht, und ihre Arbeit soll spätestens Mitte 2026 abgeschlossen sein. Zur Unterstützung sucht DOGE „Revolutionäre“, die bereit sind, 80 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Der Einfluss von Musk auf den designierten Präsidenten ist einstweilen offensichtlich. Die beiden scheinen auf einer Linie zu sein, wie sich an positiven Kommentaren des Tesla-Chefs zu weiteren Personal-Entscheidungen von Trump auf X zeigte. Offenbar gilt das selbst für Pläne, den von der Biden-Regierung eingeführten Elektroauto-Kaufzuschuss von 7500 Dollar wieder abzuschaffen. Darüber denkt das Trump-Team laut einem Reuters-Bericht nach, und Tesla-Vertreter sollen zugestimmt haben. Der CEO äußerte sich nicht direkt dazu, schrieb aber auf X, seiner Meinung nach sollten sämtliche Subventionen abgeschafft werden.
Die Nachricht vom möglichen Ende der direkten Förderung löste am Donnerstag teils hohe Verlusten bei Elektroauto-Aktien aus, aber zumindest für Tesla ging es am Freitag schon wieder nach oben. Zu diesem Thema hatte der CEO im Juli gesagt, eine solche Entscheidung wäre für Tesla eine leichte Belastung, für Konkurrenten aber verheerend. Denn mit seinen bereits Stückzahlen und seiner Technologie ist sein Unternehmen auch nach Ansicht von Analysten am besten positioniert, Elektroautos ohne staatliche Unterstützung zu verkaufen, auch wenn Tesla davon bislang am stärksten profitierte.
Musk-Vermögen jetzt 313 Milliarden Dollar
Insgesamt war die Aktie nach dem neuesten Trump-Schub zuletzt so stark, dass zumindest ein Analyst in der zurückliegenden Woche dazu riet, die gute Stimmung für eine Kapital-Erhöhung zu nutzen, wie Tesla es bis Ende 2020 bei ähnlich hohen Kursen dreimal gemacht hatte. Auch CEO Musk könnte versucht sein, wie 2021 und 2022 erneut einen Teil seiner Tesla-Aktien zu verkaufen. Nach Berichten braucht er dreistellige Millionen-Beträge pro Jahr, um das in X umbenannte Sozialmedium Twitter am Laufen zu halten. Tesla ist das einzige Musk-Unternehmen mit einer Börsen-Notierung, lässt sich also am einfachsten zur Finanzierung solcher Projekte nutzen.
Wertvoller wurden zuletzt aber noch weitere: Laut der Financial Times plant SpaceX ein Angebot, das einer Bewertung von insgesamt 250 Milliarden Dollar entsprechen würde, 40 Milliarden Dollar mehr als bei einer ähnlichen Aktion Mitte des Jahres. Und das KI-Unternehmen xAI, von Musk erst im Frühjahr 2023 gegründet, soll soeben neues Kapital bei einer Gesamtbewertung von 45 Milliarden Dollar aufgenommen haben, fast doppelt so hoch wie vor einigen Monaten. Die Agentur Bloomberg bezifferte das Gesamtvermögen des Tesla-Chefs am Samstag auf 313 Milliarden Dollar, annähernd 50 Prozent mehr als das von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der damit der zweitreichste Mensch der Welt ist.
Autonomes Tesla-Cybercab auf Europa-Tour
Profitieren könnte Tesla unter einer Trump-Regierung mit Musk-Beratung unter anderem von weniger strikten Regeln für die Zulassung von autonomen Fahrzeugen. Darin liegt laut dem CEO die eigentliche Zukunft des Unternehmens – mit „Autonomie“ für Autos und Roboter könne Tesla 30 Billionen Dollar wert werden, sagte er im Juni. Im Oktober präsentierte er dafür ein Cybercab genanntes Elektroauto ohne Lenkrad und Pedale, dessen Produktion im großen Stil 2026 beginnen soll. Bei der Vorstellung auf einem privaten Gelände in Los Angeles waren nach Musk-Angaben 21 dieser Tesla-Robotaxis unterwegs. Und bald sollen sie auch in Europa live zu sehen sein.
Cybercab touring Europehttps://t.co/wvzG4nGpyz pic.twitter.com/xRmk5qjItm
— Tesla Europe & Middle East (@teslaeurope) November 14, 2024
Das teilte Tesla am Donnerstag in einer Ankündigung auf X mit, nachdem zuvor schon Cybercabs an einigen US-Standorten zu sehen waren (s. Foto oben in Plano, Texas). Demnach wird das autonome Zweisitzer-Elektroauto mit riesigem Kofferraum ab dem 20. November für jeweils etwa zwei Wochen in sechs europäischen Großstädten ausgestellt, unter anderem in einer Tesla-Filiale in Berlin. Für die Termine kann man sich im Internet anmelden und soll dann gleich angeben, für welche anderen Elektroautos man sich interessiert. Ähnlich wie zuvor den Cybertruck, den es für Europa bis auf Weiteres nicht gibt, scheint Tesla das Cybercab-Konzept also erst einmal für Marketing-Zwecke zu nutzen.
Supercharger-Upgrade für bis zu 500 kW
Für normale Kunden ebenfalls noch eine Weile auf sich warten lassen könnte eine weitere Neuerung, die Tesla in der zurückliegenden Woche auf X ankündigte: Eine neue Generation der eigenen Supercharger-Technik soll Elektroautos mit bis zu 500 Kilowatt Leistung laden können. Dazu dienen, nachdem Tesla ab Frühjahr 2023 bereits V4-Säulen im neuen Design eingeführt hatte, neue Schaltschränke mit der gleichen Versionsbezeichnung. Jeder davon versorgt nach den Angaben acht statt bislang vier Supercharger-Säulen, was zusätzlich eine schnellere Installation ermögliche.
Posts can peak up to 500kW for cars, but we need less than 1MW across 8 posts to deliver maximum power to cars 99% of the time.
No more DC busbar between cabinets. Power comes from a single V4 cabinet to 8 stalls. Easier to install, cheaper, more reliable.
Even some of the… https://t.co/Tou0tiaBaL
— Max de Zegher (@MdeZegher) November 14, 2024
Außerdem wurde die Effizienz der V4-Schränke gegenüber V3 um 2 Prozent gesteigert, ergänzte Max de Zegher, seit kurzem weltweiter Direktor für diesen Tesla-Bereich. Bei bereits mehr als 5 Terawattstunden Supercharger-Stromverkauf pro Jahr bedeute das eine Einsparung von 100 Gigawattstunden. Der Tesla Semi soll dank der neuen Technik sogar mit 1,2 Megawatt laden können. Die ersten Standorte damit wurden jetzt für 2025 angekündigt. In Europa würden davon vor allem fremde Elektroautos am Supercharger profitieren, denn die maximale Ladeleistung für Model 3 bis Model X bleibt nach den Tesla-Angaben auch mit dem kompletten V4-System bei 250 Kilowatt.
VW-Elektroautos mit Rivian-Technologie
Zu den Elektroauto-Aktien, die am Donnerstag vom möglichen Ende der US-Förderung unter Trump gedrückt wurden, zählte das Startup Rivian. Am Tag zuvor war es mit ihm noch steil nach oben gegangen, denn zusammen mit Volkswagen veröffentlichte es Details zu einer umfassenden Kooperation. Demnach will der deutsche Konzern bis zu 5,8 Milliarden Dollar in ein Joint-Venture mit Rivian investieren, nachdem bei der ersten Ankündigung in diesem Juni noch von 800 Millionen Dollar weniger die Rede war. Beide Partner stellen je einen Chef für das als Rivian and VW Group Technology bezeichnete Unternehmen. Die deutsche Seite steuert ansonsten hauptsächlich das Kapital bei, die amerikanische ihre anerkannte Elektroauto-Technologie.
Die neue Milliarden-Investition kommt in einer Zeit, in der VW mangels europäischer Nachfrage Werke schließen und Gehälter kürzen will. Laut einem Bericht des manager-magazin ist sie trotzdem dringend erforderlich, weil die konzerneigene Tochter Cariad für die Entwicklung von moderner Auto-Software ähnlich wie bei Tesla viel zu lange braucht. 200 Experten dafür sollen in das neue Joint-Venture wechseln, andere zurück zu den Konzern-Marken, von denen sie kamen. Für das Magazin ist die Allianz eine „Art Befreiungsschlag“. Wenn alles perfekt laufe, sollen bereits 2027 zwei VW-Elektroautos mit Rivian-Technologie auf den Markt kommen: ein Pickup unter der neuen US-Marke Scout und ein neues Porsche-SUV mit dem Projekt-Code K1.