Die Worte von Tesla-CEO Elon Musk können Millionen Menschen und Milliarden Dollar bewegen. Dessen dürfte er sich spätestens bewusst sein, seit er mit der Äußerung im Mai 2020, der Aktienkurs sei seiner Meinung nach zu hoch, einen kurzen Einbruch beim eigenen Unternehmen auslöste. In diesem Jahr dann sorgte er mit dem Aufruf, den Messaging-Dienst Signal zu benutzen, für Millionen neuer Downloads der App – sowie für ein Kursvervielfachung bei einem börsennotierten Unternehmen mit ähnlichem Namen. Und langsam scheint der Tesla-Chef Gefallen daran zu finden: Am Dienstag (immerhin nach Börsenschluss) goss er bei einer Aktie, die ohnehin seit einiger Zeit außer Rand und Band ist, weiteres Öl ins Feuer.
Tesla-Chef mit Aktien-Meme
Am Dienstagabend reichte ein einziges Wort von Musk mit seinen gut 43 Millionen Followern auf Twitter, um die Aktie von Gamestop, einer Kette von Elektronik- und Spiele-Geschäften aus den USA, nachbörslich um weitere 42 Prozent steigen zu lassen. Dabei hatte sie schon im regulären Handel rund 93 Prozent gewonnen und sich seit Jahresbeginn nahezu verzehnfacht. Obwohl die Marktkapitalisierung von Gamestop erst bei vergleichsweise bescheidenen gut 10 Milliarden Dollar liegt, war die Aktie am Dienstag die meistgehandelte an US-Börsen, sogar vor Tesla selbst.
„Gamestonk!!“, kommentierte der Tesla-Chef den bislang wohl höchsten Tagesgewinn bei Gamestop. Damit zeigte er seine Verbundenheit mit der gelegentlich albernen Twitter-Gemeinschaft, die sich angewöhnt hat, Aktien statt korrekt als „stocks“ als „stonks“ zu bezeichnen. Außerdem stellte Musk einen Link zu der Webseite ein, bei der die Hauptverantwortung für den wilden Ritt bei Gamestop liegen dürfte: das Unterforum wallstreetbets bei Reddit, wo Privatanleger nach der nächsten heißen Aktie suchen und sich gelegentlich auch verabreden, mit gemeinsamen Käufen ein bestimmtes Papier nach oben zu treiben.
Gamestonk!! https://t.co/RZtkDzAewJ
— Elon Musk (@elonmusk) January 26, 2021
Besonders gut funktioniert das bei Unternehmen, deren Aktien zuvor intensiv leerverkauft wurden, weil andere Anleger auf fallende Kurse setzen: Wenn dann Käufe einsetzen, können die Leerverkäufer auf dem falschen Fuß erwischt werden und müssen die geliehenen und vorab verkauften Aktien zum aktuellen Kurs zurückkaufen, um ihren Verlust zu begrenzen. Dieser Effekt kann sich selbst verstärken, was zu Entwicklungen wie zuletzt bei Gamestop führen kann, zumal rein kurzfristig orientierte Händler gern auf klare Trends aufspringen und sie so verstärken, ob aufwärts oder abwärts.
Aktualisierung: Der Spaß für die Internet-Händler ging am Mittwoch im frühen Handel weiter – und die Verluste der Leerverkäufer nahmen weiter drastisch zu: Nach der Fast-Verdoppelung am Vortag legte die Gamestop-Aktie kurz nach US-Börseneröffnung bei erneut hohem Volumen um noch einmal mehr als 100 Prozent zu.
Musk verspottet Negativ-Spekulanten
Bei wallstreetbets wird oft gezielt nach Aktien mit hohem Leerverkauf- oder Short-Anteil gesucht. Denn eine Positionierung für fallende Kurse ist zwar nicht illegal, aber dennoch in manchen Kreisen unbeliebt, weil Leerverkäufer sozusagen mit dem Unglück anderer Menschen Geld zu verdienen versuchen. Musk hatte selbst lange damit zu kämpfen, weil Tesla mit seinen ungewissen Zukunftsaussichten und zwischenzeitlichen schweren Problemen ein häufiges Ziel für die Negativ-Spekulanten war. In dieser Zeit gewöhnte er sich an, Leerverkäufer zu kritisieren – und seit die Tesla-Pläne zunehmend aufzugehen scheinen und die Aktie steigt und steigt, verspottet er sie. Das dürfte zugleich erklären, warum Musk am Dienstag weiteres Öl in das bereits hell lodernde Short-Feuer bei Gamestop goss.