Unter großer Medien-Anteilnahme hat am Montag ein Prozess gegen Tesla-Chef Elon Musk begonnen, dem er sich nicht hätte aussetzen müssen. Der Rest des Tesla-Boards hatte sich wegen der Klage mehrerer Fonds in Zusammenhang mit der Übernahme von Solarcity im Jahr 2016 schon auf einen Vergleich geeinigt, dessen Kosten von 60 Millionen Dollar seine Versicherung übernahm. Musk aber schloss sich der Einigung nicht an, sondern ließ im Februar 2000 dazu erklären, er werde sich den Vorwürfen stellen. Am Montag hat er das die ersten fünf Stunden lang getan – und dabei selbst kräftig gegen den gegnerischen Anwalt ausgeteilt.
Musk: „Warum hassen Sie die Umwelt?“
Nach Darstellung der Kläger hat Musk bei der Übernahme von Solarcity Treuepflichten als Chef von Tesla verletzt. Die Transaktion habe vor allem seinen eigenen Interessen als großer Anteilseigner an dem von zwei Cousins gegründeten Photovoltaik-Unternehmen gedient. Der CEO soll sein Board nicht korrekt über die schwierige Lage bei Solarcity informiert und die Mitglieder zur Zustimmung gedrängt haben. Laut einem Vorbericht des Magazins Forbes könnte bei dem Prozess im Extremfall herauskommen, dass der Tesla-Chef Aktionären den gesamten Kaufpreis von rund 2,5 Milliarden Dollar erstatten muss.
Zu diesen Punkten wurde er am Montag vom Kläger-Anwalt ins Kreuzverhör genommen. Viele der Fragen waren für Ja/Nein-Antworten gedacht, aber laut Medien-Berichten entschied sich Musk stattdessen meist für längere Ausführungen. Ebenfalls mehrfach wurde er dabei persönlich und bezeichnete den gegnerischen Juristen unter anderem als schlechten Menschen, weil er zerstöre, statt selbst etwas aufzubauen. Die Financial Times veröffentlichte vorab Auszüge aus einem ähnlichen Zusammentreffen der beiden im vergangenen Juni. Damals fragte der Tesla-Chef seinen Kontrahenten, ob er ein Elektroauto fahre. „Warum hassen Sie die Umwelt?“, hakte er nach, als die Antwort Nein lautete.
Most memorable comments by Elon Musk on Day 1 in the trial of $TSLA ‘s 2016 acquisition of SolarCity. pic.twitter.com/52SALXJSY8
— Gary Black (@garyblack00) July 12, 2021
Am ersten Prozesstag vor dem Gericht im US-Bundesstaat Delaware ging es nach den neuen Berichten so weiter. Eine kleine Zusammenstellung von weiteren Musk-Zitaten daraus veröffentlichte der Tesla-Beobachter @garyblack00 auf Twitter. Inhaltlich versuchte der Anwalt der Gegenseite unter anderem zu belegen, dass der CEO trotz seiner Beteiligung von nur etwa 22 Prozent an Tesla das Unternehmen weitgehend kontrolliert – sollte das Gericht dieser Einschätzung folgen, werden strengere Maßstäbe an sein professionelles Verhalten angelegt. Musk wies das aber von sich und erklärte, sich wegen seiner eigenen Interessen bei der Vorbereitung der Solarcity-Übernahme herausgehalten zu haben.
Tesla-Aktie am ersten Prozesstag fest
Insgesamt sind für den Prozess zwei Wochen angesetzt, und Musk sollte auch am Dienstag noch einmal Fragen der Kläger beantworten. Schon am Montag sagte der Gegner-Anwalt, wenn der Tesla-Chef sich nicht kürzer fasse, werde seine Zeugen-Vernehmung ewig dauern. Die Aktie von Tesla verzeichnete am ersten Prozess-Tag unterdessen unerwartet hohe Gewinne. Vielleicht also sieht der Markt in dem Milliarden-Prozess weniger eine Bedrohung für das Unternehmen mit seinem meinungsstarken Chef, sondern eine Chance für eine zwei Tage lange Personality-Show mit Musk, die Tesla und seine Mission noch viel bekannter macht.