In diesem Frühjahr brach plötzlich eine Welle von negativen Medien-Berichten über Tesla in China herein – und nachdem es sich wegen einiger Vorfälle entschuldigt hatte, ging das Unternehmen dazu über, die Löschung von seiner Ansicht nach falschen Darstellungen in sozialen Medien zu erzwingen. Das Gleiche wird nach Berichten aktuell bei einem Kunden versucht, der zuvor einen Betrugsprozess um ein gebrauchtes Model S gegen Tesla gewonnen hat. Aber der scheint nicht nachgeben zu wollen.
Tesla klagt nach verlorenem Prozess
Die Geschichte nahm ihren Ausgang im Mai 2019, wie die staatliche Publikation South China Morning Post (SCMP) jetzt berichtete. Der Kunde kaufte direkt von Tesla ein gebrauchtes Model S, das nach Angaben auf der Website keinen schweren Unfall hinter sich hatte und keinen strukturellen Schaden aufwies. Doch schon im August gab das Elektroauto mitten während der Fahrt den Geist auf. Bei einer externen Untersuchung wurden dann Hinweise auf Schweißarbeiten, also einen vorigen Unfall, entdeckt, und der Käufer des Model S ging wegen Verbraucher-Betrug vor Gericht.
Dort bekam er Recht, wie die SCMP weiter berichtet. Tesla argumentierte, der Schaden sei nur klein gewesen, weshalb kein Betrug vorliege, hat dem Kunden nach Ansicht des Gerichts aber nicht alle relevanten Informationen zu dem Model S gegeben. Das erste Urteil dazu fiel schon Ende 2020, jetzt soll Tesla auch das Berufungsverfahren verloren haben. Das Ergebnis: Der Kläger bekommt sein Geld zurück und zusätzlich den dreifachen Kaufpreis als Entschädigung. Insgesamt geht es um gut 1,5 Millionen Renminbi, also umgerechnet knapp 200.000 Euro.
Für Tesla ist das natürlich Kleingeld, aber CEO Elon Musk hat vor kurzem erklärt, bei unberechtigten Forderungen gebe das Unternehmen auch dann nicht nach, wenn das viel billiger wäre. Und so einen Fall scheint Musk, wenn er denn überhaupt darüber informiert ist, in China zu vermuten. Jedenfalls ist die Geschichte um das Model S mit dem zweiten Urteil gegen Tesla noch nicht beendet: Laut dem SCMP-Bericht gibt der betroffene Kunde jetzt an, das Unternehmen fordere wegen seiner öffentlichen Beschwerden über den Vorfall umgekehrt gut 5 Millionen Renminbi von ihm.
Käufer von Model S sieht sich als Opfer
Nach Angaben in einem Schreiben, das der Kunde laut SCMP im Internet veröffentlichte, fühlt Tesla sich von ihm verleumdet. Vorher soll er von einem „skrupellosen Unternehmen“, „Tesla-Müll“ und „Pfuschern“ geschrieben haben. Für Tesla hat das den eigenen Ruf in der Öffentlichkeit beschädigt. Der Kunde soll deshalb 5 Millionen Renminbi (gut 660.000 Euro) wirtschaftlichen Schaden ausgleichen, seine kritischen Beiträge bei dem Sozialnetz Weibo löschen und sich dort 30 Tage lang öffentlich bei Tesla entschuldigen.
Wie in dem Betrugsprozess um das Model S dürfte letztlich ein chinesisches Gericht entscheiden, ob der Kunde mit seiner Kritik zu weit gegangen ist. Der Betroffene selbst machte sich laut SCMP über die Klage jedenfalls erst einmal lustig: Ob Tesla ernsthaft glaube, er dürfe nichts Negatives über das Unternehmen sagen, obwohl er selbst das Opfer sei, fragte er laut dem Bericht auf Weibo.