Anfang dieser Woche hat Tesla die testweise Öffnung von zehn ersten Supercharger-Stationen für Elektroautos anderer Hersteller bekannt gegeben. Bei deren Kunden kam das Angebot gut an, während Tesla-Besitzer eher gemischte Reaktionen zeigten – kein Wunder, denn die Konkurrenz um potenziell knappe Ladeplätze nimmt dadurch zu. Zudem will Tesla bei der weiteren Öffnung nach eigener Darstellung zwar vorsichtig vorgehen, scheint aber ein gewisses Durcheinander an seinen Superchargern hinzunehmen.
Tesla-Ladepreis mit Abo niedrig
Die ersten zehn für alle Marken offenen Supercharger von Tesla befinden sich sämtlich in den Niederlanden. Der Test ist nicht nur auf sie beschränkt, sondern auch auf Bewohner des Landes, wie Tesla erklärt. Sonst würde es vielleicht auch zu schnell zu voll werden, denn der Tarif ist attraktiv: Fremde Elektroautos laden bei Tesla in den Niederlanden für 57-59 Cent pro Kilowattstunde. Das ist zwar mehr als doppelt so viel wie für die eigenen Kunden, die Supercharger-Strom für 24 Cent bekommen – aber weniger oder gleich viel wie ohne Vertrag bei Fastned und deutlich weniger als bei Ionity. Zudem gibt es auch ein Abo-Modell mit 12,99 Euro Monatsgebühr, in dem Tesla-Strom auch für andere zu dem niedrigen Preis fließt.
Das wird noch attraktiver, wenn das Abo für alle Tesla-Supercharger in den Niederlanden oder sogar ganz Europa gilt. Dennoch meldeten an den ersten Tagen nach der Öffnung der ersten zehn Stationen mehrere Elektroauto-Fahrer, eines abgeschlossen zu haben. Dazu gehört zum Beispiel der niederländische YouTuber electricfelix, der das neue Angebot mit dem VW ID.3 eines deutschen Freundes ausprobierte. Bei der Anfahrt zum Supercharger Tilburg schließt er, wie ein Live-Video zeigt, ein Tesla-Abo ab. Und während das deutsche Elektroauto dann tatsächlich mit bis zu 106 Kilowatt am Supercharger lädt, kann er sich kaum darüber einkriegen, dass das für ihn billiger ist als die langsamen Wechselstrom-Stationen gleich gegenüber.
Auch den hinzukommenden Fahrer eines Audi e-tron überzeugt electricfelix schnell davon, bei Tesla zu laden. So kann man zusehen, wie ein neuer Kunde gewonnen wird – jedenfalls vorerst für Supercharging. Nach ein paar Minuten ist die Tesla-App installiert, der Audi-Fahrer wählt darin den Standort und die Säule aus, die er nutzen möchte, und dann schiebt er den CCS-Stecker in die Ladebuchse seines weißen e-tron. Kurz darauf zeigt ein Kamera-Blick ins Cockpit: Auch das funktioniert, angezeigt wird eine Ladeleistung von 110 Kilowatt. Wie die YouTuber und der Audi-Fahrer das finden, kann man nicht hören, denn der Ton in dem Video fällt gegen Ende aus.
Mehr Fremd-Elektroautos am Supercharger
Erkennen lässt der Besuch am Supercharger Tilburg aber, dass das Problem der Überfüllung bislang eher theoretisch ist. Wie viele andere Fremd-Elektroautos nimmt der VW ID.3 zwar nicht nur einen der Ladeplätze für Tesla dort weg, denn er hat seine Ladebuchse an der rechten hinteren Seite. Dadurch muss er die Säule rechts davon nehmen, an der dadurch kein Tesla mehr Links-Laden kann. Vermeiden lässt sich das nur, wenn man sich wie der Mann mit dem e-tron ganz an den Anfang der Supercharger-Reihe stellt. Aber jedenfalls bei diesem Test wäre das gar nicht nötig gewesen, denn die ganze Zeit über sind an der Station mit ihren 12 Säulen neben den Fremdladern maximal zwei Teslas gleichzeitig zu sehen.