Mit der anhaltenden Chip-Knappheit hat auch Tesla zu kämpfen, kommt aber allem Anschein nach deutlich besser damit zurecht als der große Rest der Auto-Industrie. Unter anderem liegt das daran, dass das Unternehmen technisch flexibler ist als andere – laut CEO Elon Musk hat es in diesem Jahr unter Hochdruck eigene Software angepasst, damit sie mit neu oder noch verfügbaren Chips harmoniert. Zum Teil scheint Tesla aber mit noch unkonventionelleren Methoden dafür zu sorgen, dass die weltweite Knappheit das Wachstum nicht zu sehr bremst.
Tesla-Käufer entdecken Lücke
So schaffte Tesla in diesem Juni zunächst die verstellbare Lordosen-Stütze für den Beifahrer-Sitz ab, ohne das vorher anzukündigen. Statt einer Taste befindet sich an dessen rechter Seite jetzt eine Plastik-Blende, stellten einige Käufer neuer Model 3 und Model Y fest. CEO Musk bestätigte daraufhin, dass die Verstellung gestrichen wurde, weil sie ohnehin nur selten benutzt worden sei.
Selbst hinter solchen einfachen Funktionen steckt also heute ein Chip – und selbst sie könnten verhindern, dass ein ansonsten fertiges Auto ausgeliefert wird. Bei Tesla kam das offenbar nicht in Frage, aber nicht nur dort: Ungefähr zur gleichen Zeit strich BMW beim X3 ebenfalls die Stütze für den Beifahrer-Rücken, wofür allerdings 175 Dollar vom Kaufpreis abgezogen wurden. Und das Chip-Sparen bei beiden Unternehmen setzt sich offensichtlich fort, wenn auch weiter in unterschiedlichem Stil: Nach Berichten aus dieser Woche lässt das deutsche Unternehmen neuerdings die Touchscreens weg – und Tesla liefert in den USA Model 3 ohne vordere USB-Ports und Drahtlos-Lader aus, ohne darauf hinzuweisen.
Seems some new Model 3s are being delivered without from USB C and wireless charging due to chip shortage. Tesla will install them when they are back in supply.https://t.co/hLTGvZCxp8 pic.twitter.com/OH88RLWtIB
— Dirty Tesla (@DirtyTesLa) November 13, 2021
Das war jedenfalls der Stand am Samstag, der sich aus einer ersten Nachricht dazu bei Reddit und einer Diskussion auf Twitter ergab. Auf beiden Plattformen meldete sich daraufhin mindestens je eine Person, die angab, ebenfalls ein Model 3 ohne die Telefon-Extras bekommen zu haben; eine weitere schrieb jedoch, bei ihrem neuen Tesla dieses Typs sei die Ausstattung komplett gewesen. Ebenso wurden zunächst keine derartigen Fälle aus Europa oder China bekannt. Auf den Tesla-Webseiten für USA und Deutschland war weiterhin von 4 USB-Anschlüssen und Lade-Pad für zwei Telefone in der Mittelkonsole die Rede.
Fehlende Technik soll nachgerüstet werden
Für die USA scheint die Angabe aktuell aber nicht richtig zu sein, jedenfalls nicht gleich bei der Auslieferung. Dafür spricht, dass dem Tesla-Käufer auf Reddit und einem auf Twitter nach ihren Angaben gesagt wurde, dass die Komponente für die vordere USB- und Lade-Einheit derzeit nicht verfügbar sei. Den Erst-Entdecker auf Reddit informierte Tesla demnach, dass das Problem beim Support bekannt sei. Derzeit fehle es an Chips für die Technik in der Mittelkonsole. Mitte Dezember solle sie wieder verfügbar sein und werde dann nachgerüstet.
Völlig ohne USB-Versorgung sind betroffene Tesla-Kunden damit trotzdem nicht. Die zwei Anschlüsse hinten in der Konsole sollen ebenso weiter vorhanden sein wie der im Handschuhfach. Auch zum Laden von Telefonen lassen sie sich nutzen, nur eben nicht drahtlos. Die Lücke ist also nur mäßig groß und zudem offenbar vorübergehend und schien nur das Model 3 in den USA zu betreffen. Zumindest eine bessere Kommunikation über den Umgang damit wünschten sich aber mehrere Kommentatoren von Tesla.