In der Technologie-Branche möchte praktisch jeder zu einer Plattform werden: zu der technischen Grundlage, für die eine große Zahl von anderen Unternehmen Software und Dienste schreibt, die dann wieder die Plattform attraktiver machen. Apple hat das mit dem Smartphone-Betriebsystem iOS und dem App-Store dafür wohl am deutlichsten vorgemacht. Auch Tesla gilt mehr als Technologie- denn als Auto-Unternehmen, und tatsächlich hat sein CEO Elon Musk schon vor langer Zeit von externen Spielen und Anwendungen für seine Elektroautos gesprochen. Nur deren Zahl müsse dafür noch höher werden, sagte er zuletzt Mitte 2019 – und allmählich könnte es tatsächlich so weit sein.
Tesla-Video weckt Zoom-Erwartung
Dafür sprach schon die Einführung der neuen Benutzer-Oberfläche V11 im Rahmen von Software-Updates zu den Weihnachtstagen 2021. Die kam zwar nicht überall gut an, weil einige Punkte darin schwieriger zu erreichen sind als früher, brachte aber auch einen Bereich, in den man für schnellen Zugriff individuell die am häufigsten genutzten Funktionen ziehen kann. Schon das hat einen Hauch vom Start-Bildschirm eines Smartphones. Später wurde in einem Tesla-Video zudem entdeckt, dass auf internen Autos offenbar schon die Videokonferenz-Software Zoom läuft.
Die hat es in der Zeit der massiven Corona-Einschränkungen zu großer Bekanntheit und vielen Millionen neuen Nutzern gebracht. Zudem sind Video-Konferenzen aus Elektroautos von Tesla eine Funktion, die CEO Musk im Mai 2020 für die Zukunft als „definitiv“ angekündigt hat. Die dafür nötige Innenraum-Kamera mit Blick zum Fahrer gibt es in Model 3 und Model Y schon immer, und bei Model S und Model X führte Tesla sie mit dem Refresh von Anfang 2021 ein.
Und in dem Video zu der neuen V11-Oberfläche, das Tesla auf LinkedIn veröffentlichte, ist zwar nicht zu sehen, dass die Innen-Kamera schon für eine Konferenz genutzt würde. Man kann aber recht deutlich erkennen, dass links oben in dem schwarzen Menü-Kasten auf dem Bildschirm „Zoom“ steht, und das Symbol darüber sieht nach dem der bekannten Software aus (s. Foto oben). Zumindest in intern genutzten Fahrzeugen scheint Tesla sie also schon zum Laufen gebracht zu haben.
2 Millionen Elektroautos als Basis
Genaue Beobachter nahmen die Zoom-Entdeckung zudem zum Anlass, um über die anstehende Einführung eines ganzen Tesla Store mit extern entwickelter Software zu spekulieren. Dafür spricht zum einen direkt der Bereich „My Apps“ in der neuen V11-Oberfläche, zumal sich darin in dem Video auch das Zoom-Symbol befindet. Zum anderen hat Tesla mittlerweile mehr als 2 Millionen Elektroautos verkauft, was bereits eine ansehnliche Basis für eine Plattform darstellt. Wie der Blog Electrek dazu anmerkte, ist das im Vergleich zu der Milliarden-Zahl beim Apple-System iOS zwar relativ wenig. Doch ein Tesla sei auch ein viel teureres Produkt als ein iPhone, sodass Besitzer bereit sein könnten, entsprechend mehr für externe Apps auszugeben.