Erst Mitte Februar beschäftige sich ein bekannter YouTuber mit der erstaunlichen Tatsache, dass Tesla offenbar ohne jede Einschränkung die Beobachtung seiner Fabrik-Aktivitäten weltweit mit Drohnen zulässt. Dadurch könne das Unternehmen den Informationsfluss zwar schlechter kontrollieren, profitiere auf der anderen Seite aber von reichlich kostenloser Aufmerksamkeit, lautete seine Erklärung. Doch jetzt hat Tesla einem deutschen Drohnen-Beobachter das Überfliegen der Gigafactory in Grünheide bei Berlin verboten, und einem chinesischen das Filmen seines Gigafactory-Parkplatzes in China.
Sperre für deutschen Gigafactory-Beobachter
Ob es sich dabei um koordinierte Aktionen handelt, wurde zunächst nicht klar. Auf jeden Fall wurden sie fast gleichzeitig gemeldet. „Meine Erlaubnis für Drohnen-Überflüge wurde widerrufen“, schrieb am späten Donnerstag zuerst der deutsche Beobachter @Gf4Tesla, der das Tesla-Projekt in Grünheide seit seinem öffentlichen Beginn Ende 2019 dokumentiert (auf dem Foto ist er ganz links zusammen mit anderen Fans bei Tesla-Chef Elon Musk in der deutschen Fabrik zu sehen). Als Grund für die Sperre sei ihm Vertrauensbruch genannt worden. Konkret vermutete er dahinter drei Twitter-Nachrichten von Ende 2020 bis Anfang 2021, in denen er Fotos aus dem Inneren der entstehenden Fabrik veröffentlicht hatte.
Am Freitagmorgen dann kam eine ähnliche Meldung aus China. Wie @Gf4Tesla in Deutschland und vielleicht sogar als eine Art Vorbild für ihn behält dort der Youtube-Kanal Wu Wa die lokale Tesla-Fabrik im Drohnen-Auge. Die produziert inzwischen hunderttausende Model 3 und Model Y pro Jahr, und die Videos von Wu Wa zeigen zum Beispiel, in welchem Rhythmus neue Elektroautos aus der chinesischen Gigafactory rollen oder wie viele draußen für den Transport bereitstehen. Aber das wurde ihm jetzt ebenfalls verboten.
Flights are now restricted, and the Shanghai plant has informed that filming is not allowed in the parking lot, claiming that there are trade secrets. If this area is de-recorded, there is no point in filming. Can someone help me communicate with Tesla and get permission
— WuWa (@bentv_sh) March 18, 2022
„Flüge sind jetzt eingeschränkt, und die Fabrik in Shanghai hat informiert, dass Aufnahmen des Parkplatzes nicht erlaubt sind“, schrieb Wu Wa am deutschen Freitagmorgen unter seinem Twitter-Namen @bentv_sh. Ihm sei als Grund genannt worden, dass es sich dabei um Geschäftsgeheimnisse handle, erklärte er. Doch wenn er diesen Bereich nicht mehr filmen dürfe, habe es insgesamt keinen Sinn mehr. Seine gut 2000 Follower bat @bentv_sh um Hilfe dabei, mit Tesla zu kommunizieren, um wieder eine Erlaubnis zu bekommen.
https://twitter.com/Gf4Tesla/status/1504572422477033483
@Gf4Tesla in Deutschland dagegen, der etwa neunmal so viele Follower hat, schien sich in sein Schicksal zu fügen. „Okay, keine Drohnen-Flüge mehr“, schrieb er gleich in seiner ersten Nachricht zu der Sperre durch Tesla. Auf Nachfrage kündigte er aber an, seine Gigafactory-Beobachtung und -Berichterstattung fortzusetzen, nur eben vom Boden aus. Und auch Luft-Bilder der deutschen Tesla-Fabrik dürfte es weiterhin geben, denn die Maßnahme betraf offenbar ausschließlich @Gf4Tesla. Das war die Einschätzung, die er gegenüber teslamag.de abgab, und mit @tobilindh (Zweiter von links auf dem Foto oben) bestätigte ein weiterer bekannter Drohnen-Flieger in Grünheide, „keine entsprechende Information erhalten“ zu haben.
Tesla-Chef gab Drohnen-Überflüge frei
Schon in der Anfangszeit der deutschen Gigafactory hatten Drohnen-Beobachter Probleme mit Security-Personal, und für einen Jugendlichen wurde sogar die Polizei gerufen. In einer Reaktion auf dessen Video darüber erlaubte Tesla-CEO Elon Musk die Flüge aber via Twitter, und auch das Personal vor Ort zeigte sich bei der nächsten Gelegenheit über die Freigabe informiert. Ungefähr das Gleiche wiederholte sich im Spätsommer 2020 in Texas. Ein YouTuber mit Drohne wurde zunächst von der Tesla-Security verjagt und mit einer Anzeige bedroht, doch wenig später twitterte Musk, „vernünftige“ Drohnen-Überflüge ohne Gefährdung seien für ihn in Ordnung.