Das chinesische Unternehmen BYD ist Tesla in mehrerlei Hinsicht auf den Fersen und vielleicht sogar voraus. Als einziges hat seine Auto-Tochter laut Marktforschern eine Chance, bei den reinen Elektroauto-Verkäufen weltweit in diesem Jahr annähernd gleichzuziehen. Außerdem stellt BYD Batterien seit der Gründung selbst her, während Tesla erst damit beginnt. Und sein neues Elektroauto Seal, das als erstes direkt gegen das Model 3 antritt, macht im Daten-Vergleich eine gute Figur – und ist ähnlich wie das neueste Tesla Model Y mit einem strukturellen Akku ausgestattet.
CTB-Akku wie 4680-Konzept bei Tesla
Innen wie außen kann man dem BYD Seal ansehen, dass er eine Alternative zum Model 3 sein soll und es vielleicht sogar als Vorbild nahm. Dabei sieht das neue China-Elektroauto aber nicht wie eine Kopie aus und wirkt moderner – es hat ja anders als mittlerweile der Tesla auch noch keine fünf Jahre ohne größere Veränderungen hinter sich. Vergangene Woche nannte BYD die Preise für den Seal, und die Basis kostet mit 212.800 Renminbi (gut 30.000 Euro) sogar noch weniger als erwartet. Der Abstand zum kleinen Model 3 mit vergleichbarer Reichweite beträgt damit rund 9500 Euro.
Das ist eine Ansage, und das Gleiche könnte man von der Batterie-Technologie sagen. BYD ist ebenso wie der chinesische Tesla-Partner CATL stark bei den vergleichsweise billigen LFP-Zellen und hatte aus ihnen mit seinem Blade-Format schon zuvor eine relativ hohe Energie-Dichte herausgeholt. Mit dem Seal beginnt jetzt eine neue Stufe: Laut BYD ist er das erste eigene Elektroauto mit der neuen CTB-Technology. Das Kürzel steht für „cell to body“ und scheint das Gleiche zu bezeichnen wie bei Tesla das Akku-Paket aus Zellen im selbst entwickelten 4680-Format, das als tragendes Bauteil in den Rahmen integriert wird.
Tatsächlich beschreibt BYD den CTB-Akku im Seal laut einem Bericht von CnEVPost wie Tesla als strukturelles Bauteil und Energie-Speicher in einem. Auch von einer stabilisierenden Sandwich-Struktur durch großformatige Batterien zwischen zwei Platten ist in beiden Konzepten die Rede. Wie man in einer der zu CTB veröffentlichten Grafiken erkennen kann (s. oben), sind die Zellen bei BYD sechseckig statt wie bei Teslas 4680-Format weiterhin rund. Wieder bei beiden bildet die obere Akku-Abdeckung zugleich den Boden des Fahrzeugs. Beim Seal sind so, wohl weiterhin mit der LFP-Chemie, bis zu 82,5 Kilowattstunden Kapazität möglich.
BYD-Elektroautos kommen nach Europa
Seit Ende der Woche kann man den BYD Seal in China vorbestellen, die Produktion dürfte laut CnEVPost noch einige Monate auf sich warten lassen. Bei Tesla wiederum haben bereits die Auslieferungen des Model Y mit 4680-Akku aus der neuen Gigafactory begonnen, aber allem Anschein nach nur tröpfelnd – wohl auch, weil die eigene Batterie-Produktion noch nicht sehr ergiebig ist. Noch kommen sich die beiden Unternehmen mit vielen Überschneidungen außer in China auf keinem Markt in die Quere. Aber BYD plant beginnend in diesem Jahr vermehrt Exporte nach Europa. Wenn vorher nicht auch die deutsche Gigafactory eigene 4680-Zellen produziert und in ihre Model Y einbaut, könnte das erste Elektroauto mit strukturellem Akku in Europa deshalb ein chinesisches sein.