Für Kritiker war es ein gefundenes Fressen: In dieser Woche beschwerte sich der bekannte IT-Experte Jason Hughes auf Twitter, Tesla habe einem Kunden von ihm mit einem alten Model S die Akku-Kapazität mittels Software deutlich beschnitten. Das Auto wurde auf den ursprünglichen Stand eines Model S 60 zurückgesetzt, obwohl Tesla selbst vor Jahren in einem Garantie-Fall eine 90er-Batterie eingebaut hatte, ohne sie zu beschränken. Um wieder die volle Kapazität nutzen zu können, sollte der Kunde 4500 Dollar bezahlen, was Hughes als „fucked up“ bezeichnete und viele Berichte mit dem gleichen Tenor nach sich zog. Dabei gab Tesla nach seinen Angaben schon einen Tag später nach – und das offenbar gleich noch in einem weiteren Fall dieser Art.
Tesla-Akku nach Jahren begrenzt
Das Basis-Modell des Model S wurde ab Mitte 2012 mit einer offiziellen Kapazität von 60 Kilowattstunden ausgeliefert, mit einer Akku-Garantie über acht Jahre oder 200.000 Kilometer. Manche davon sind noch in Betrieb, und laut Hughes kaufte sein Kunde als dritter Eigentümer ein gebrauchtes Model S von 2013. Darin habe Tesla Jahre zuvor den Akku gegen einen neueren mit höherer Kapazität getauscht, ihn aber nicht per Software auf die 60 Kilowattstunden begrenzt. So wurde ein Model S 90 daraus. Dann aber habe der aktuelle Besitzer den Infotainment-Computer austauschen lassen und sei wenig später von Tesla informiert worden, dass ein Konfigurationsfehler entdeckt und behoben worden sei.
Der Fehler bestand natürlich darin, dass der Akku nicht begrenzt war, und die späte Korrektur führte laut Hughes dazu, dass die Reichweite um 80 Meilen geringer wurde. Der Kunde sei wütend gewesen und habe die restliche Kapazität zurückverlangt. Die hätte er sogar haben können – allerdings verlangte Tesla nach den Angaben 4500 Dollar dafür. Für Hughes hat das Unternehmen den Kunden beraubt und verlangte Lösegeld für die Rückgabe, was sogar deutsche Medien in Berichten aufgriffen.
https://twitter.com/wk057/status/1551713024171548672
Dabei dürfte ihnen allerdings entgangen sein, dass Hughes noch am Abend desselben Tages in seinem Twitter-Thread über die Angelegenheit schrieb, es gebe Bewegung darin. Es sei zwar nicht ideal, dass dafür erst eine Welle der Aufregung in sozialen Medien gebraucht werde, aber es sehe so aus, dass eine Lösung mit Tesla gefunden werde. Am nächsten Tag konnte er dann Vollzug melden: „Der Kunde hat seit heute morgen seine vollen 90 zurück“, informierte Hughes an diesem Mittwoch.
2 Model S wieder mit voller Kapazität
Tatsächlich gab es offenbar sogar noch einen zweiten Fall dieser Art, der dann ebenfalls kurzfristig aus der Welt geschafft wurde. Ein weiterer Kunde mit dem gleichen Problem nahm laut Hughes Kontakt zu Tesla auf und bekam eine Lösung bis Ende der Woche in Aussicht gestellt. Am Donnerstag meldete er sich selbst auf Twitter und schrieb, um 14 Uhr sei die Korrektur der Akku-Korrektur erfolgt – wozu die Twitter-Intervention des bekannten Tesla-Hackers gewiss beigetragen habe. Ob die Kunden irgendetwas für die Rückkehr der vollen Akku-Kapazität bezahlen mussten, geht aus keiner der Nachrichten klar hervor, aber sie hören sich nicht danach an.