Am Anfang konnte man für die unabhängige Organisation Green NCAP, die neu verfügbare Pkw nach ihrer Umwelt-Verträglichkeit bewertet, als Elektroauto fast nichts falsch machen. Nach den ersten Ergebnissen für 2020 bekamen bis 2021 alle sieben von ihr getesteten Modelle die Bestnote 10,0 in zwei von drei Kategorien. In diesem Jahr sind die Tester strenger geworden und vergaben bei Treibhausgas-Emissionen bislang nur einmal die volle Punktzahl. Das jetzt getestete Tesla Model 3 in der kleinsten Version hätte sie wohl ebenfalls erreichen können – was aber von einem massiven Verbrauchsanstieg bei sehr niedrigen Temperaturen verhindert wurde.
Kleinstes Model 3 aus China im Test
Am Dienstag veröffentliche Green NCAP seine Ergebnisse zu drei weiteren Elektroautos, im Fall des Tesla ein Model 3 des Jahrgangs 2022 aus der Fabrik in China, wie man der dazu veröffentlichten Fahrzeug-Identifizierungnummer LRW3E7FR0NC56XXXX entnehmen kann. Daneben testete die Organisation den Renault Megane E-Tech und den Nio ET7 – eines von vielen Elektroautos aus China, die zunehmend auf den europäischen Markt kommen.
Wie alle anderen aus 2020, 2021 und 2022 bekamen demnach auch Model 3, Megane E-Tech und E-Tech von Green NCAP in der Kategorie „Clean Air“ (also nur für lokale Emissionen) die vollen 10 Punkte. Bei Energie-Effizienz und Treibhaus-Gasen (einschließlich Strom-Produktion) aber entsteht eine Differenzierung: Hier gab es nach den für dieses Jahr verschärften Kriterien bislang die besten Bewertungen für das Preisbrecher-Elektroauto Dacia Spring mit 9,8 Punkten und noch einmal 10,0 Punkten. In der neuen Test-Reihe setzte sich der Tesla jetzt knapp dahinter, und Nio und Renault lagen ein weiteres Stück dahinter gleichauf.
Als RWD-Version mit 60 Kilowattstunden LFP-Akku aus China kommt das Tesla Model 3 laut Green NCAP auf ein für Elektroautos typisch relativ hohes Gewicht von 1760 Kilogramm, zeigt dabei aber einen „sehr niedrigen Energie-Verbrauch“. Auf der Autobahn habe es mit 21,1 Kilowattstunden pro 100 Kilometer sogar den besten Wert aller bisherigen Test-Fahrzeuge überhaupt erreicht. Der ansonsten vorbildliche Dacia Spring brauchte mit 23,0 Kilowattstunden merklich mehr, und der ebenfalls flache Nio ET7 aus China mit 25,4 Kilowattstunden erst recht.
Tesla und Nio mit Ausreißern bei Kälte
Beim Tesla Model 3 gab es allerdings anders als bei dem Dacia-Elektroauto eine Art Ausreißer nach oben: Wenn es bei -7 Grad Außentemperatur fahren musste, nahm der Verbrauch laut Green NCAP um 72 Prozent auf 28,5 Kilowattstunden zu. Aus normalerweise mit einer Akku-Ladung möglichen 450 Kilometern würden so 241 Kilometer. Die Organisation schreibt das einem hohen Energie-Bedarf für Klimatisierung und für Strategien zum Batterie-Schutz zu.
Dass Elektroautos bei Kälte an Effizienz verlieren, ist ein bekanntes Phänomen, aber bei anderen Tests der Öko-Bewerter lag die Verbrauchszunahme eher unterhalb von 50 Prozent. Eine weitere Ausnahme bildet hier der Nio ET7: Dessen schon bei milden Temperaturen etwas höherer Verbrauch stieg bei tiefer Kälte um ebenfalls 72 Prozent auf 30,4 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Von seinen sonst 530 Kilometer Reichweite pro Ladung sollen noch 337 Kilometer übrig bleiben, wenn die Temperatur auf 7 Grad unter dem Gefrierpunkt sinkt.