Während Elon Musk am Mittwoch in einer virtuellen Konferenz auf Twitter bemüht war, Anzeigen-Kunden für den von ihm übernommenen Dienst zurückzugewinnen, konnte man zusehen, wie die Aktie von Tesla an der Börse immer schwächer wurde. Letztlich schloss sie nach bereits schweren Verlusten an den drei vorigen Handelstagen mit einem weiteren Minus von 7 Prozent und damit so niedrig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Nach Tesla-Verkäufen für 4 Milliarden Dollar bis Dienstag könnte erneut CEO Musk dazu beigetragen haben – und ein bislang wohlgesonnener Analyst verliert langsam die Geduld mit ihm.
Tesla-Kurs fällt auf Niveau von November 2020
In Zusammenhang mit der Ende Oktober vollzogenen Twitter-Übernahme für 44 Milliarden Dollar waren weitere Verkäufe von Tesla-Aktien durch Musk erwartet worden. Zunächst blieben sie aus, doch am Dienstag wurde klar, was hinter den massiven Kurs-Verlusten ab vergangenem Freitag steckte: An den drei Tagen verkaufte Musk rund 19,5 Aktien von Tesla für knapp 4 Milliarden Dollar, wie er in Meldungen an die SEC mitteilte.
Ob die Musk-Verkäufe am Mittwoch weitergingen, blieb zunächst offen – Insider können ihre Transaktionen bis zu zwei Börsentage nach dem Abschluss melden. Die Kursentwicklung sah jedoch danach aus. Mit einem Minus von gut 2 Prozent war zwar auch der breite Index S&P 500 am Mittwoch schwach, Tesla aber verlor sogar mehr als 7 Prozent. Der so erreichte Schlusskurs von 177,59 Dollar ist der niedrigste seit fast zwei Jahren: Am 23. November 2020 war die Aktie, bereinigt um einen Split 3:1 in diesem August, bei 173,95 Dollar aus dem Handel gegangen.
Neue Musk-Meldungen könnten in dieser oder Anfang nächster Woche also noch kommen, sowohl für Mittwoch als auch für weitere Verkäufe an den restlichen Tagen. Eigentlich hatte der Tesla-Chef sie im August für beendet erklärt, nachdem er mit 7,9 Millionen Aktien (vor dem Split) knapp 7 Milliarden Dollar eingenommen und das mit der anstehenden Twitter-Übernahme erklärt hatte. Schon im April hatte er für etwa 8 Milliarden Dollar Tesla verkauft und dazu geschrieben, weitere Verkäufe seien nicht geplant, doch beides scheint nicht mehr zu gelten.
Analyst: Twitter unter Musk ein Debakel
Pläne können sich offensichtlich ändern, und manche Beobachter verteidigten Musk, indem sie erklärten, seine Aussage zum Ende der Tesla-Verkäufe von August sei nur auf diese eine Gelegenheit bezogen gewesen. Doch es gab auch wütende Reaktionen auf die neuen Meldungen bis Dienstag, öffentlich wohl am deutlichsten von Dan Ives von Wedbush Securities (s. Foto oben). Noch im August hatte er sein Tesla-Kursziel auf 360 Dollar nach dem Split erhöht. Jetzt klagte er gegenüber der Nachrichten-Agentur AP, durch die erneuten Verkäufe trotz vorherigen anderslautenden Aussagen habe Musk weiter an Glaubwürdigkeit bei Anlegern wie loyalen Anhängern verloren.
Zudem sprach Ives aus, was er von dem Geschehen bei Twitter hält, für das der Tesla-Chef seit der Übernahme auch sonst keine guten Noten bekam: Es sei mit der Entlassung von 50 Prozent der Beschäftigten und anschließender Rücknahme in manchen Fällen, den viel kritisierten neuen Verifizierungsplänen, Musks eigenen ständigen politischen Tweets und jetzt den neuen Aktien-Verkäufen „ein absolutes Debakel in jeder Hinsicht“, erklärte der Analyst und stellte die Frage, wann das wohl enden werde. Tesla-Aktionären könnte es derzeit so ähnlich gehen.