Im Oktober 2016 machte Tesla-CEO Elon Musk neugierig auf das neue Produkt Solar Roof, das in einer robusten und eleganten Hülle Dach-Abdeckung und Strom-Erzeugung mittels Photovoltaik in einem bietet. Europäische Kunden müssen sich darauf allerdings noch länger gedulden als amerikanische, und sogar in der Heimat scheint Tesla mit seiner Solarsparte nicht richtig voranzukommen. Insofern ist mit einem Europa-Start selbst für 2023 nicht zu rechnen. Aber statt Tesla will im zweiten Halbjahr das Schweizer Unternehmen Meyer Burger Technology in Deutschland mit Photovoltaik-Dachziegeln starten.
Schweizer Solarziegel für 1000 Dächer
Die ersten mit dem Meyer Burger Tile gedeckten Häuser in Deutschland dürfte es sogar schon vorher geben, geht aus einer Presse-Mitteilung von vergangener Woche hervor: Die börsennotierte Photovoltaik-Spezialfirma nannte als ersten Vertriebspartner Dachdecker Einkauf Süd eG und erklärte, dieser betreue „ab sofort“ deutsche Projekte mit den Solarziegeln.
Die Markteinführung ist laut Meyer Burger nach Abschluss der aktuellen Pilotphase im zweiten Halbjahr 2023 geplant. Der Auftrag für die Massenproduktion der Elemente solle dann ein spezialisiertes anderes Unternehmen in Europa vergeben werden. Die für die Pilotphase verwendeten Photovoltaik-Ziegel enthalten nach den Angaben Solarzellen aus eigener Fertigung im deutschen Bitterfeld-Wolfen. Als erstes Ziel für die Jahreskapazität nach dem Start werden eine Million Tiles genannt.
Bei 15 Watt Spitzenleistung pro Stück entspricht das 15 Megawatt, was verglichen mit gut 5 Gigawatt Photovoltaik-Zubau in Deutschland 2021 verschwindend wenig ist. Es würde wohl für die 1000 Dächer genügen, die sich auch Tesla mit seinem Solar Roof zwischendurch vorgenommen hatte – allerdings pro Woche. Mindestens einmal wurde dieser Wert in der Produktion laut CEO Musk bislang erreicht. Für die jüngsten vier Quartale hatte Tesla 333 Megawatt neu installierte Photovoltaik-Leistung gemeldet. Das würde bei 15 Kilowatt pro Dach für gut 20.000 Solar Roofs reichen, doch der weitaus größte Teil der Gesamtleistung dürfte aus konventionellen Modulen für gewerbliche und private Kunden bestanden haben.
Alternative nach langem Warten auf Tesla
Auch Meyer Burger strebt nach der genannten Produktionsplanung zunächst keine riesigen Stückzahlen an. Ein Vertreter des Unternehmens erklärte, das Tile-Produkt sei vor allem für anspruchsvolle Architektur geeignet. Als anvisierte Märkte werden private Dächer mit kompletter Neu- oder Ersatz-Eindeckung, Sanierungs- und Denkmalschutz-Objekte und Häuser mit begrenzter Dachlast genannt, auf denen Standard-Photovoltaik überwiegend nicht in Frage kommt. Beides spricht für einen relativ hohen Preis, zu dem die Mitteilung keine Angaben enthält. Aber wer auf das Solardach von Tesla nicht mehr warten möchte, könnte die Schweizer Alternative interessant finden.