Statistisch gesehen brennen Elektroautos viel seltener als Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb, aber wenn es dazu kommt, kann die Bekämpfung wegen anhaltender Reaktionen im Akku schwierig und langwierig sein. Feuerwehren stellen sich darauf ein und nutzen dafür sowohl neue Hilfen wie Brand-Säcke als auch kreative Tricks. Gebraucht wird stets massig Wasser, was auf dem Meer eigentlich kein Problem darstellen sollte. Dennoch gab es bereits mindestens einen schweren Elektroauto-Brand, bei dem das Schiff letztlich aufgegeben werden musste. Und eine norwegische Fährgesellschaft hat jetzt mitgeteilt, nur noch reine Verbrenner-Autos zu befördern.
Elektroauto-Verbot in Tesla-Land
Davon berichtete vergangene Woche zunächst die Fachpublikation TradeWinds, was dann auch von deutschen Medien aufgegriffen wurde. Demnach erklärte der Chef von Havila Krystruten, dass ein möglicher Brand eines Elektroautos, Hybrids oder Wasserstoff-Fahrzeugs laut einer Analyse Unterstützung von außen erfordere und die Passagiere sowie das Schiff selbst gefährden könne. Dieses Risiko sei man unter keinen Umständen bereit, auf sich zu nehmen.
Das klingt entschlossen und umso pikanter, als Norwegen das Land mit dem höchsten Elektroauto-Anteil der Welt ist – 2022 lag er bei 79 Prozent der Neuzulassungen, und Tesla führte das zweite Jahr in Folge den gesamten Pkw-Markt an. Zudem wirbt Havila Krystruten damit, dass seine Schiffe die umweltfreundlichsten entlang der norwegischen Küste seien. Denn sie haben sie haben für sauberen Teilzeit-Betrieb „die größten Batterie der Welt“ eingebaut, wie es auf der deutschen Seite dazu heißt.
Dort kann man auch nachlesen, dass die Reederei tatsächlich nur Verbrenner befördert – reine Elektroautos sind laut den FAQ ebenso verboten wie hybride und solche mit Brennstoffzelle. Allerdings betreibt Havila Krystruten zwar Fähren, aber nicht hauptsächlich für Autos. Die von ihr bediente alte Hurtigruten von Bergen entlang der Westküste über das Nordkap bis Kirkenes hat heute stark touristischen Charakter. Autos kann man bei Havila, wenn überhaupt, nur zwischen einer der Endstationen mitnehmen, nicht zu den 33 Häfen dazwischen. Die gesamte Schiff-Reise dauert zwölf Tage – auf eigener Achse wäre man laut Google Maps nach 28 Stunden da.
Batterien auf Schiff gut gesichert
Eine katastrophale Schwächung der Elektroauto-Infrastruktur im Tesla-Land Norwegen ist die Entscheidung der Fährgesellschaft also nicht. Dennoch lässt sie erkennen, dass nicht nur Feuerwehren an Land auf die zunehmende Elektroauto-Verbreitung reagieren müssen, sondern auch Reedereien. Die vier Schiffe von Havila Krystruten (das Foto oben zeigt die Havila Yoyages, das erste davon) wurden erst vor wenigen Jahren gebaut, und ihre eigenen Batterien sind laut dem CEO isoliert und mit speziellen Löschsystemen installiert. Für Elektroautos an Bord aber soll erst jetzt nach Methoden zur Verringerung des Risikos gesucht werden.