Die Ukraine gehört zu den Märkten am Rand von Europa, in denen Tesla noch keinerlei offizielle Präsenz hat. Weder Service-Center noch Supercharger finden sich in dem Land, das sich derzeit gegen den Angriff durch den großen Nachbarn Russland wehren muss. Das ändert allerdings nichts daran, dass in der Ukraine eine lebhafte Tesla-Szene auf der Grundlage importierter Fahrzeuge existiert. Oft wurden sie anderswo ausgemustert und dann von lokalen Experten wieder einsatzfähig gemacht. Und wie ein aktueller Fall zeigt, reicht das Netzwerk dafür bis in die USA.
Schrott-Tesla nahe Front mit Musik von Drake
Über die „ungewöhnliche Situation“ informierte am Donnerstag auf X der Nutzer @jyarow, laut seinem Profil geschäftsführender Redakteur bei dem Finanzsender CNBC. Er habe mit dem eigenen Tesla einen Unfall gehabt, der zu seinem Totalschaden geführt habe. Und jetzt habe er überrascht festgestellt, dass das Auto in der Ukraine aufgetaucht ist, berichtete er. Dazu veröffentlichte der Journalist ein Bildschirm-Foto aus seiner Tesla-App, das einen Standort nahe der Stadt Kherson zeigt (s. oben), also nicht weit von dort entfernt, wo derzeit eine der Fronten in dem Krieg verläuft.
Ob das Elektroauto über die App auch beim Fahren zu beobachten war, geht aus dem X-Beitrag nicht hervor. Aber wie @jyarow schrieb, konnte er erkennen, dass sein Tesla wieder aktiv genutzt wird: Die Spotify-App darin mit seinem eigenen Account sei aktiviert gewesen und jemand höre sich darüber Musk von Drake an, berichtete er. Aus dem Spotify-Account habe er sich dann abgemeldet – und als er hörte, dass sich sein Tesla nah an der Front befindet, ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt.
Here's an unusual situation. I had a Tesla, crashed it, it was totaled. And now it's … in Ukraine? And someone there is listening to Drake on my, still logged in, Spotify account. pic.twitter.com/ymW2psyvz6
— Jay Yarow (@jyarow) August 10, 2023
Kollegen bei CNBC erzählte der überraschte Ex-Besitzer dann detaillierter von der Vorgeschichte für die überraschende Entdeckung. Bei dem Tesla handelt es sich demnach um ein Model X, mit dem er im vergangenen Jahr einen Unfall hatte. Die Versicherung stellte einen Totalschaden fest, und das Auto landete zunächst auf einem Schrottplatz im US-Bundesstaat New Jersey. Über eine Auktion bei einem spezialisierten Anbieter fand es anschließend einen neuen Besitzer, der es offensichtlich in die Ukraine brachte.
Hacker fordert nachträgliche Lösch-Möglichkeit
Wenn ein Tesla-Computer nach einem Unfall noch funktioniert, besteht die Möglichkeit, die darauf gespeicherten persönlichen Einstellungen und Daten mit dem Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen zu löschen. Wenn das nicht mehr möglich ist oder vergessen wird, kann der nächste Besitzer des ganzen Elektroautos oder auch nur des Bordrechners aber darauf zugreifen, wie @jyarow jetzt feststellte.
Laut dem IT-Experten @greentheonly, der immer wieder alte Tesla-Computer in die Hände bekommt, umfassen die daraus auslesbaren Daten auch Telefonbuch- und Kalender-Einträge der früheren Besitzer. Der Hersteller könne wahrscheinlich leicht eine Möglichkeit zum nachträglichen Löschen auf Entfernung schaffen, wenn sich ein aufgegebener Tesla noch im Account des Vorbesitzers befindet, und hätte das seiner Meinung nach längst tun sollen, erklärte er CNBC.