Seit diesem Februar baut Tesla in neu produzierte Elektroautos in den USA nach und nach neue Hardware für das Autopilot-System ein, doch was als verbesserte HW4 teils heiß erwartet wurde, erwies sich zunächst als Enttäuschung: Bei Model S und Model X soll zwar wieder Radar zur Ausstattung zählen, und die Kameras im Model Y wurden erkennbar scharfsichtiger, aber mit der neuen Autopilot-Hardware konnte man nicht an dem Test der Beta-Software FSD in Nordamerika teilnehmen. Am Wochenende erweckte CEO Elon Musk zudem den Eindruck, dass das noch mindestens ein halbes Jahr so bleiben würde – der aber offensichtlich falsch war.
Tesla überrascht mit FSD für HW4
Denn vor dem Hintergrund der Musk-Ansage weithin unerwartet meldeten am Dienstag in sozialen Medien mehrere Besitzer von Teslas mit HW4, dass bei ihnen neue Fahrzeug-Software eingetroffen sei, die FSD in der Beta-Version 11.4.4 enthält. Als „Überraschung am Morgen“ bestätigte das der Dienst Not A Tesla App, der solche Updates dokumentiert. Nach den Angaben dort hat bei Tesla-Besitzern mit HW3 in Nordamerika vergangene Woche die Verteilung der Version 11.4.7 begonnen, nachdem die meisten Beta-Tester zuletzt ebenfalls 11.4.4 nutzten.
Besonders groß scheint der FSD-Abstand zwischen alter und neuer Tesla-Hardware nur an den Versionsnummern gemessen also nicht zu sein. Das überrascht, denn noch am Wochenende hatte CEO Musk geschrieben, dass HW4 in dieser Hinsicht „mindestens weitere sechs Monate hinter HW3 liegen wird“. Zuerst müsse FSD auf der bisherigen Hardware „supergut“ funktionieren und international angeboten werden. Das wurde weithin so verstanden, als würde die Beta-Software für Teslas mit HW4 frühestens in sechs Monaten kommen.
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Weil zeitliche Prognosen von Musk bei der Autopilot-Weiterentwicklung schon um Jahre verfehlt sind, fürchteten manche Besitzer von Model S, Model X oder Model Y mit der neuen Hardware zudem, dass sie auf FSD noch viel länger warten müssen. Damit gerieten sie in ein Dilemma, denn nur bis Ende dieses Quartals bietet Tesla nach eigenen Angaben einmalig an, eine früher gekaufte FSD-Option auf ein neu gekauftes Elektroauto zu übertragen. In den USA spart man so 15.000 Dollar dafür – was aber wenig hilft, wenn die zusätzlichen Funktionen im neuen Tesla nicht freigeschaltet werden.
Model 3 Highland mit neuer Hardware
Mit der Verteilung von FSD 11.4.4 auf Elektroautos mit HW4 dürften sich diese Sorgen legen – ebenso wie der Zorn von Kunden, die bereits eines haben und zwischendurch dachten, sie hätten damit die eigene Teilnahme am Beta-Test bis auf Weiteres verhindert. Ob die Ausspielung ab dieser Woche geplant war oder eine spontane Reaktion auf die teils wütenden Kommentare zu der Musk-Ankündigung, blieb zunächst offen – der Tesla-Chef selbst äußerte sich bis Dienstagabend nicht mehr dazu.
Europäische Kunden mit bezahlter FSD-Option warten unterdessen weiter darauf, dass außerhalb von Nordamerika der Beta-Test überhaupt beginnt. Für sie ist insofern vorerst nicht relevant, mit welcher Autopilot-Hardware ihr Tesla ausgestattet ist. Für Nordamerika soll die Produktion von Model S und Model X sowie später die von Model Y bereits auf HW4 umgestellt sein. Das Model 3 soll mit der Highland-Auffrischung ebenfalls die neuen Kameras und Computer bekommen und der Rest der Welt noch 2023 folgen, erfuhren in diesem Mai die Betreiber der freien App Teslascope.