Mit einer Anti-Dumping-Untersuchung will die Europäische Union die eigene Wirtschaft vor unfairer Konkurrenz durch Elektroautos aus China schützen – und damit möglicherweise auch vor Tesla, das in seiner Gigafactory in Shanghai bislang mehr für den Export exportiert als jeder einheimische Hersteller. Nach Einschätzung eines deutschen Beraters hat Tesla durch die EU-Untersuchung, die zu individuell erhöhten Zöllen führen kann, tatsächlich mehr zu verlieren als alle anderen.
EU soll 15% Elektroauto-Zoll anpeilen
Laut Schmidt Automotive Research exportiere Tesla aktuell 190.000 Elektroautos pro Jahr aus China nach Europa, berichtete am Dienstag das Handelsblatt. Der Zollsatz bei der Einfuhr nach Europa betrage 10 Prozent, könne aber ansteigen, wenn die EU bei ihrer Untersuchung zu dem Schluss kommt, dass Tesla von handelsrechtlich nicht zulässigen Subventionen in China profitiert.
Wie hoch er wird, kann sich laut dem Handelsblatt-Bericht von Hersteller zu Hersteller unterscheiden. Aus der EU-Kommission sei allgemein zu hören gewesen, dass ein neuer Satz deutlich unterhalb von 20 Prozent angestrebt wird. Zielmarke könnten die 15 Prozent sein, die andersherum China für den Import der meisten Fahrzeuge verlangt. Fast hört sich das so an, als sei eine Erhöhung bei der EU schon beschlossene Sache, obwohl die Elektroauto-Untersuchung mehrere Monate dauern soll.
Unter der Annahme, dass der EU-Einfuhrzoll für chinesische Elektroautos auf 15 Prozent steigt, kommt das Handelsblatt zu dem Schluss, dass dies „teuer für Tesla“ wäre. Auf die aktuelle Zahl der Importe aus China bezogen, würde sich laut Schmidt Automotive ein zusätzlicher Zoll von 500 Millionen Euro pro Jahr ergeben. Insofern habe kein Hersteller hier so viel zu verlieren wie Tesla, wird der Namensgeber des Branchendienstes zitiert. Höhere Zölle der EU würden die Gewinn-Marge weiter drücken.
Höhere Tesla-Preise oder weniger Gewinn
Verhindern ließe sich das nur, wenn Tesla die höheren Kosten an seine europäische Kunden weitergeben kann, was laut Handelsblatt fraglich ist, weil die Preise für Model 3 und Model Y in diesem Jahr mehrfach gesenkt wurden. Beim Model Y wäre außerdem eine stärkere Verlagerung der Europa-Produktion von der chinesischen in die deutsche Gigafactory möglich, die bislang offenbar nicht ausgelastet ist.
Noch produziert Tesla Model Y für Europa auch in China, was mit niedrigeren Kosten in der Volksrepublik zusammenhängen dürfte. Wenn es zur Vermeidung erhöhter Zölle nur noch oder vermehrt aus Deutschland kommt, dürfte die Produktion also mehr kosten als zuvor, was entweder höhere Preise oder ebenfalls weniger Gewinn für Tesla bedeuten würden. Wahrscheinlich ist eine Mischung aus beidem. Das Eingreifen der EU könnte also die deutsche Gigafactory stärken, aber Elektroautos für Binnenmarkt-Kunden teurer machen.