In diesem Frühjahr gehörte Tesla-CEO Elon Musk zu mehreren hundert Fachleuten, die wegen Gefahren dieser Technologie ein Moratorium bei der Entwicklung von leistungsfähigen KI-Sprachmodellen wie GPT forderten, aber viel geholfen hat das nicht. Im Juli ging Musk selbst mit dem neuen KI-Unternehmen xAI an den Start, um nicht weniger als „die Natur des Universums zu verstehen“. Am Wochenende hat es für Tests ein erstes Produkt namens Grok veröffentlicht. Laut dem CEO könnte das Modell dahinter auch auf den Elektroautos von Tesla laufen.
Musk-KI mit rebellischer Ader
Grok sei als künstliche Intelligenz dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ nachempfunden, also dazu gedacht, fast jegliche Fragen zu beantworten und sogar selbst Fragen vorzuschlagen, schreibt xAI in einer Ankündigung von Samstag. Dabei solle das Sprachmodell Gewitzheit und eine rebellische Ader haben und von humorlosen Menschen deshalb lieber nicht genutzt werden. Ein besonderer Vorteil von Grok sei, dass es über Echtzeit-Wissen über die Welt verfüge.
Diese Informationen bezieht die KI laut der Ankündigung von X, der von Musk mit viel Geld aus Tesla-Aktienverkäufen übernommenen Plattform, die früher Twitter hieß. Hier zeigen sich also Synergien in dem wachsenden Reich des Multi-CEO. Und auch Tesla könnte nach seinen Angaben in dieses Ökosystem einbezogen werden: Wenn das Modell auf den KI-Computer in den Elektroautos des Unternehmens laufe, werde Tesla wahrscheinlich über die größte Menge an echtem „inference compute“ weltweit verfügen, schrieb Musk auf X dazu.
Provided our vehicle AI computer is able to run the model, Tesla will probably have the most amount of true usable inference compute on Earth.
Even in a robotaxi future, the cars will only be used for ~1/3 of hours/week, leaving 2/3 for distributed inference, like SETI.
— Elon Musk (@elonmusk) November 4, 2023
Elektroautos mit leistungsfähigem Computer sollen also nicht für das Trainieren der Grok-KI eingesetzt werden, sondern bei ihrer Anwendung – Inferenz bedeutet, dass die zuvor erlernten Fähigkeiten konkret eingesetzt werden, erklärt Nvidia, der Marktührer bei KI-Chip, bei dem auch Tesla kräftig eingekauft hat. Künstlich intelligent werden soll das Musk-Modell also offenbar auf eigener Infrastruktur von xAI, bevor es sich unter anderem auf Fahrzeug-Computern laufend nützlich macht.
Grok für Tesla und X-Abonnenten
Weitere Berührungspunkte sind, dass Tesla laut Musk ohnehin künstliche Intelligenz für die reale Welt in den Griff bekommen muss, wenn die Elektroautos per Autopilot gesteuert sicherer fahren sollen als ein durchschnittlicher Mensch. Die dafür entwickelte FSD-Software soll zudem auch für den humanoiden Tesla-Roboter Optimus genutzt werden.
Die aktuell nur für wenige Tester nutzbare Grok-KI wurde nach Angaben von xAI innerhalb von vier Monaten entwickelt und soll sich ab jetzt wöchentlich schnell verbessern. Bei Tests mit Standard-Benchmarks wurde sie nur von Modellen übertroffen, die wie GPT-4 mit deutlich mehr Daten trainiert wurden und über mehr Rechen-Ressourcen verfügen, schreibt das Unternehmen. Wer möchte, kann sich auf eine Warteliste für die Nutzung von Grok setzen lassen. Außerdem ist vorgesehen, dass nach den aktuellen Tests Abonnenten in einer neuen Premium-Stufe bei X Zugriff darauf bekommen.