In einer außergerichtlichen Einigung in diesem Juli erklärten sich Mitglieder des Boards von Tesla bereit, die spektakulär hohe Summe von 735 Millionen Dollar an das Unternehmen zurückzuzahlen – nicht freiwillig, sondern weil ein Pensionsfonds wegen überhöhter Vergütungen im Zeitraum 2017-2020 geklagt hatte. Das Geld soll nicht direkt an die Kläger oder andere Aktionäre fließen, sondern zurück in die Kasse von Tesla. 229 Millionen Dollar fordern jetzt aber auch die Anwälte, die diese Zahlung erstritten haben.
Rekord-Summen in Klage gegen Tesla
Wie allen voran CEO Elon Musk wird auch der Rest des Tesla-Boards hauptsächlich über Aktien-Optionen bezahlt. Wenn sich die Aktie des Unternehmens gut entwickelt, können die Mitglieder also profitieren, wenn der Kurs fällt, verdienen sie weniger oder nichts. Das 2018 beschlossene Bonus-Programm nur für den Tesla-Chef hat einen rechnerischen Wert im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich und ist Gegenstand eines gesonderten Gerichtsverfahrens.
Der Rest des Boards bis 2020 dagegen erklärte sich im Juli bereit, die 735 Millionen Dollar zurückzuzahlen. Bereits das sollte die höchste Summe sein, die bei vergleichbaren Fällen in den USA je vereinbart wurde. Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters sollen jetzt aber noch einmal 229 Millionen Dollar hinzukommen: Diesen Betrag würden als Gebühren die Anwälte von vier Kanzleien fordern, die das Tesla-Verfahren geführt haben.
Die Gesamtsumme, die offenbar vollständig von den Beklagten zu begleichen ist, würde sich damit auf 919 Millionen Dollar erhöhen, von denen die Gebühren ein Viertel ausmachen. Auch die Gebühren-Forderung ist laut Reuters eine der höchsten, die es bei Aktionärsklagen gegen ein Board je gab. Zwei der beteiligten Kanzleien hätten nach eigenen Angaben jeweils mehr als 10.000 Stunden für den Tesla-Fall aufgewandt, die anderen beiden einige hundert Stunden. Als stündliches Honorar kommen so 10.690 Dollar heraus.
Musk-Entscheidung in Delaware steht an
Ob neben Tesla auch die Anwälte ihre dreistellige Millionen-Zahlung bekommen, soll die zuständige Richterin im Bundesstaat Delaware bei einem Termin Mitte Oktober entscheiden, bei dem auch die eigentliche Einigung noch zu genehmigen ist. Die Kläger können die Höhe der Forderung ablehnen, was in diesem Fall laut Reuters auch erwartet wird. Allerdings habe das Gericht in einem Fall von 2012 sogar schon einmal Anwaltskosten von 35.000 Dollar pro Stunde genehmigt, weil das Gesamtergebnis nach seiner Ansicht den hohen Preis rechtfertigte.
Ebenfalls in Delaware läuft unterdessen ein 2018 begonnenes Verfahren speziell um die Milliarden-Vergütung von Tesla-CEO Musk weiter. Die mündliche Verhandlung dazu fand im vergangenen November 2022 statt. Mit einer gerichtlichen Entscheidung wird für dieses Jahr gerechnet. Zu einer Einigung dürfte Musk nicht bereit sein. So war es schon bei einer Klage wegen der Solarcity-Übernahme in 2016, bei der sich alle Board-Mitglieder von Tesla außer ihm selbst auf einen Vergleich einließen.