Einen Milliarden-Prozess am Court of Chancery von Delaware als dem US-Bundesstaat, in dem Tesla registriert ist, hat CEO Elon Musk gerade hinter sich – beziehungsweise vermieden, indem er die vor dem Gericht im Streit stehende Übernahme von Twitter kurz vor dem Verhandlungstermin doch noch abschloss. Diese Woche beginnt jedoch schon der nächste, bei dem es erneut um eine zweistellige Milliarden-Summe geht: Ein privater Tesla-Aktionär will, dass das aktuelle Bonus-Programm für Musk als CEO für ungültig erklärt wird.
Prozess um Milliarden-Bonus bei Tesla
Die Klage stammt schon von 2018, also dem Jahr, in dem das Tesla-Board die neue Vergütungsregelung für Musk beschloss. Darin ist vorgesehen, dass der CEO abhängig von Meilensteinen für den Börsenwert sowie für Umsatz und Gewinn in bis zu zwölf Tranchen verbilligte Kauf-Optionen für neue Tesla-Aktien erhält. Der Wert seines Bonus hängt also stark vom aktuellen Kurs ab. Bei der Zuteilung des ersten Pakets im Mai 2020 betrug er rund 770 Millionen Dollar, bei der zweiten Stufe nur zwei Monate später bekam der Tesla-Chef gleich viele Optionen, aber rechnerisch schon gut 2 Milliarden Dollar.
Die Tesla-Marktkapitalisierung betrug damals rund 300 Milliarden Dollar. Bis November 2021 vervierfachte sie sich von diesem hohen Niveau aus ungefähr, und ist auch aktuell trotz empfindlicher Verluste seit dem Höchststand noch ungefähr doppelt so hoch. Das Gleiche gilt für den Wert der Musk-Optionen. Laut einem Vorbericht von Reuters zu dem Prozess in Delaware hat der Tesla-Chef inzwischen zudem elf der zwölf Stufen erreicht.
Die Nachrichten-Agentur beziffert den aktuellen Wert des Bonus-Programms für Musk auf 56 Milliarden Dollar – also noch mehr als die 44 Milliarden Dollar plus Bank-Gebühren, die er letztlich für die Twitter-Übernahme bezahlen musste. An diesem Montag soll vor dem Gericht in Delaware die mündliche Verhandlung über die Bonus-Klage des Aktionärs beginnen und voraussichtlich etwa eine Woche dauern. Den Vorsitz führt die Richterin, die schon für das Twitter-Verfahren zuständig war.
Privater Aktionär klagt gegen Musk
Ein Versuch von Tesla, die Klage gegen den Musk-Bonus frühzeitig abweisen zu lassen, ist laut dem Reuters-Bericht im Jahr 2019 gescheitert. Als Name des privaten Klägers wird Richard Tornetta genannt, der ein Unternehmen für Audio-Zubehör gegründet habe und außerdem aus Videos bekannt sei, in denen er in einem New Yorker Club als Schlagzeuger einer Metal-Band auftritt. Der Tesla-Aktionär will nicht etwa, dass die Musk-Milliarden stattdessen an ihn gehen, sondern fordert, dass das ganze Programm für ungültig erklärt wird.
Profitieren würde also nicht er, sondern Tesla als Unternehmen – und damit auch seine Aktionäre. Kritisiert hatte das Programm laut Reuters unter anderem die kalifornische Lehrer-Rentenversicherung. Warum ausgerechnet Tornetta klagt, ist demnach unklar. Die Kosten dafür soll er nicht selbst tragen, sondern Kanzleien, die sich ihre Honorare von Tesla zurückholen könnten. Äußern wollte er sich dazu nicht.
Musk und sein Board argumentierten in vorherigen Eingaben, dass das Milliarden-Paket erforderlich war und sich für die Aktionäre mit einer Verzehnfachung des Kurses auch ausgezahlt habe. Für den Kläger, der unter anderem von Musk als „Teilzeit-CEO“ schrieb, hat der Begünstigte die Bonus-Bedingungen gegenüber seinem Board selbst diktiert und Aktionäre vor der Abstimmung darüber nicht über alle Punkte korrekt informiert. Die Website The Chancery Daily, die schon den Twitter-Prozess kundig begleitete und praktisch sicher eine Niederlage von Musk voraussagte, räumt dem Tesla-Chef bei dem kommenden Verfahren allerdings deutlich bessere Chancen ein, vor dem Gericht Recht zu bekommen.