Bild: Zeekr
Zu Beginn der zurückliegenden Woche wurde die Aktie von Tesla von der Meldung gedrückt, dass CEO Elon Musk eine eigene Partei gründen will. Bis Freitag erholte sie sich wieder, weil Musk eine rasche Expansion des im Juni gestarteten Robotaxi-Dienstes in Aussicht stellte. Außerdem wurde der lange verschobene Verkaufsstart in Indien konkret und Tesla nannte einen Termin für die überfällige Hauptversammlung. Dort könnte es auch um eine Fusion mit der Musk-Firma xAI gehen, die jetzt allerdings erst einmal unangenehm auffiel. Chinesische Hersteller drängen unterdessen mit Super-Hybriden auf den Markt.
Robotaxi-Dienst soll größer werden
Nach früheren Aussagen von Musk sollten Elektroautos von Tesla längst vollständig autonom fahren können, seit Juni gibt es immerhin einen begrenzten Dienst, der dieser Vision nahe kommt: In Teilen der US-Stadt Austin in Texas können ausgewählte Kunden etwa ein Dutzend Model Y als „Robotaxi“ nutzen. Am Steuer sitzt tatsächlich niemand, aber Tesla-Mitarbeiter können direkt als Beifahrer oder auf Entfernung eingreifen und mussten das schon in den ersten Tagen auch tun.
Zu diesem Thema kündigte Musk jetzt an, dass der Robotaxi-Dienst am Wochenende geografisch ausgeweitet werden solle. Der genaue Zuschnitt war zunächst nicht bekannt, aber spekuliert wurde, dass Tesla wie der früher gestartete Konkurrent Waymo auch die Innenstadt von Austin abdecken will. Wie zuvor im bisherigen Service-Bereich wurden dort im Vorfeld mehrfach Fahrzeuge von Tesla mit Lidar-Aufbau gesehen, die Straßen-Daten sammeln oder die korrekte Interpretation durch die FSD-Software überprüfen könnten.
Noch kein Tesla-Antrag für Kalifornien
Die Erweiterung auf einen größeren Teil von Austin wird laut Musk aber nicht alles sein. In einem oder zwei Monaten will Tesla seinen Robotaxi-Dienst auch in der Bay Area bei San Francisco in Kalifornien anbieten, geht aus einer X-Antwort des CEO hervor. Dazu warte man auf behördliche Genehmigungen, schrieb er – europäischen Tesla-Kunden, die bislang nicht einmal eine überwachte FSD-Version nutzen können, auch wenn sie vor Jahren dafür bezahlt haben, ist diese Formulierung gut bekannt.
Waiting on regulatory approvals, but probably in a month or two
— Elon Musk (@elonmusk) July 10, 2025
Laut einem Bericht der Agentur Reuters hatte Tesla bis Donnerstag allerdings noch keine Lizenzen beim Bundesstaat Kalifornien beantragt, wie sie für für einen Robotaxi-Dienst in der Bay Area ähnlich dem in Austin benötigt werden. Zu der Frage, wie lange die Bearbeitung solcher Anträge dauern würde, machten die Behörden keine Angaben. Bestätigt wurde jedoch aus dem Bundesstaat Arizona, dass Tesla die Anmeldung für einen Service in der Stadt Phoenix begonnen habe. Bis Ende Juli soll darüber entschieden sein.
Musk-KI nennt sich „MechaHitler“
Besonders wichtig für Musk, der nicht nur Tesla zu führen hat, dürfte in der zurückliegenden Woche ein Fortschritt seines KI-Unternehmens xAI gewesen sein. Es veröffentlichte die vierte Version seines Sprachmodells Grok, die sich laut einer Analyse bei mehreren Benchmarks an die Spitze dieses Feldes setzte. Kurz vorher gab es allerdings einige Aufregung, weil Grok sich auf entsprechende Aufforderungen hin zum „MechaHitler“ erklärte und rassistische und antisemitische Sprüche machte, bis das gestoppt und dann repariert wurde.
Für Tesla ist das relevant, weil Grok laut Musk bald in die Elektroautos der Marke integriert wird. Zudem steht eine Fusion mit xAI im Raum. An beiden Unternehmen ist Musk entscheidend beteiligt, beide sind im Zukunftsbereich der künstlichen Intelligenz tätig. Während Tesla mit dem Verkauf von Elektroautos ein zweistelliges Milliarden-Polster aufgebaut hat, verbrennt xAI viel Geld und hatte zuletzt offenbar Probleme, neues Eigenkapitel aufzunehmen. Eine Fusion könnte Musk zudem seinem Ziel von mindestens 25 Prozent der Tesla-Stimmrechte näher bringen.
Tesla-Hauptversammlung im November
Dazu äußerte sich am Dienstag auch der als optimistisch bekannte Analyst Dan Ives von Wedbush Securities, der mit 500 Dollar für die Aktie das höchste Kursziel aller großen Banken und Broker hat. Er sprach sich dafür aus, dass Musk die gewünschten 25 Prozent der Tesla-Stimmrechte bekommt, was den Weg für eine Fusion mit xAI freimache. Zugleich forderte er aber Vorgaben dafür, wie viel Zeit der CEO Tesla widmen muss, und Kontrolle über seine politischen Aktivitäten. Die Reaktion darauf war unfreundlich: „Halt’s Maul, Dan“, kommentierte Musk.
https://twitter.com/DivesTech/status/1942537554387165494
Welcher Teil der Ives-Anregung ihm missfiel, blieb offen. Offensichtlich aber geht der Tesla-Chef auch mit ihm sonst wohlgesonnenen Analysten nicht sanft um. Insgesamt gibt er wenig auf die Konventionen der Wall Street. Das wurde jetzt erneut deutlich. In Texas ansässige Unternehmen müssen ihre Hauptversammlung spätestens 13 Monate nach der des Vorjahres abhalten, doch bei Tesla war bis Mittwoch nicht einmal ein Termin dafür bekannt, wie laut CNN große Fonds kritisierten.
Die Hauptversammlung 2024 hatte Mitte Juni stattgefunden – Musk bekam damals eine erneute Mehrheit für sein gerichtlich für ungültig erklärtes Bonus-Paket und stellte einen enormen Tesla-Börsenwert mit autonomen Autos und Robotern in Aussicht. Spätestens Mitte Juli hätte also die diesjährige Versammlung stattfinden müssen. Wie Tesla am Tag nach der Fonds-Beschwerde mitteilte, wird es stattdessen der 6. November. Ob der späte Termin irgendwelche Konsequenzen nach sich zieht, blieb offen.
Erster Tesla-Showroom in Indien
Ebenfalls spät dran ist Tesla mit dem Start von Auslieferungen in Indien. Dort konnte man schon 2016 das Model 3 reservieren, und mehrere Male sollte der konkrete Eintritt in diesen Markt laut Musk seitdem kurz bevorstehen, doch es gab immer wieder Verzögerungen. Jetzt aber wird es offiziell: Nach Angaben eines lokales Clubs für die Marke lud Tesla für den 15. Juli zur Eröffnung seines ersten indischen Showrooms in der Stadt Mumbai ein. Neugierige vor Ort beobachteten, wie ein erstes Model Y zu dem Standort in einer Mall gebracht wurde.
Indien ist der drittgrößte Auto-Markt der Welt, doch laut CNBC wird Tesla dort vorerst nicht lokal produzieren, sondern Zölle von 70 Prozent für importierte Elektroautos in Kauf nehmen. Bislang sollen Produkte für rund 1 Million Dollar eingeführt worden sein, neben sechs Model Y auch Zubehör und Supercharger-Säulen. Aus welcher Fabrik Elektroautos für Kunden nach Indien kommen sollen, blieb offen. Ende 2023 hieß es dazu, die Entscheidung sei auf die Tesla-Gigafactory im deutschen Grünheide gefallen.
Mit einem billigeren Elektroauto als dem zudem durch den Zoll verteuerten Model Y könnte Tesla in Indien wahrscheinlich mehr ausrichten. Genau so etwas war seit vergangenem April zur Produktion spätestens ab diesem Juli angekündigt, aber seit der jüngsten Bekräftigung durch Tesla-Manager Ende April war davon nichts mehr zu hören.
China mit neuem Elektroauto-Trend
Von sich reden machen unterdessen weiterhin chinesische Hersteller – nicht mehr nur mit Massen-Modellen, sondern im Luxus-Segment, und nicht nur mit reinen Elektroautos, sondern mit so genannten Super-Hybriden. Von solchen Fahrzeugen mit Akku für 100 Kilometer E-Reichweite und mehr plus Verbrennungsmotor hatten Marktforscher für 2025 eine ganze „Parade“ von Marken wie Porsche und Mercedes erwartet. Tatsächlich werden es mehr, und manche sind streng genommen keine Plugin-Hybride, sondern Elektroautos mit Reichweiten-Verlängerung, weil der Verbrenner nur der Stromproduktion dient.
Doch die Maßstäbe setzt auch hier China. Von der BYD-Marke Yangwang gibt es bereits das kantige SUV U8 mit 48 kwh Akku-Kapazität. Zeekr aus dem Geely-Konzern präsentierte jetzt zudem den sechssitzigen 9X in einem ähnlichen Format (s. Foto oben). Der Akku von CATL fasst laut CarNewsChina 70 Kilowattstunden, mehr als in vielen reinen Elektroautos, und lässt sich nach Zeekr-Angaben schneller laden als 99 Prozent davon. Drei E-Motoren wie beim Plaid-Antrieb für Tesla Model S und Model Y erlauben eine Beschleunigung auf 100 km/h in 3,1 Sekunden. Preise wurden noch nicht genannt.