Das britische Startup Octopus Energy begann 2015 relativ bescheiden als Anbieter von sauberem Gas und Strom im eigenen Land, doch allmählich scheint es sich eine zentrale Rolle auf wichtigen Zukunftsfeldern zu erarbeiten. Seit Ende 2020 bietet Octopus in Großbritannien zusammen mit Tesla einen Strom-Tarif speziell für Kunden mit Photovoltaik-Dach und Powerwall-Akku an, den es seit Oktober 2021 ähnlich auch in ganz Deutschland gibt. In diesem April dann kündigte das Unternehmen an, im großen Stil in die Produktion von Wärmepumpen einzusteigen. Und jetzt will Octopus auch bei einem ehrgeizigen Projekt für erneuerbaren Strom aus Afrika dabei sein.
Strom aus Marokko für britische Tesla-Kunden
Im September 2021 stellte eine Gruppe von britischen Unternehmern ihre Neugründung Xlinks vor, die als erstes Projekt Wind- und Solar-Strom in Marokko erzeugen und über ein Unterwasser-Kabel an die britische Küste liefern will. Mit der Beschreibung der Erzeugungspläne hielten sie sich gar nicht lange auf – Erneuerbaren-Anlagen selbst im großen Maßstab sind heutzutage nichts Besonders mehr. Aber die Leitung für die Lieferung des Stroms nach Norden ist mit 3800 Kilometern enorm lang.
Laut einer Mitteilung von Octopus ist sie sogar die längste der Welt, und außerdem wird sie vierfach verlegt. Darin gab das Energie-Unternehmen außerdem eine „finanzielle und strategische Partnerschaft“ mit Xlinks bekannt, ohne allerdings eine Investitionshöhe zu nennen. Der Standort in Marokko werde 20 Stunden pro Tag zuverlässigen und sauberen Strom mit einer Leistung von 3,6 Gigawatt liefern, genug für 7 Millionen Haushalte, schreibt Octopus. Außerdem werde noch über Abnahme-Rechte verhandelt. Indirekt könnten also auch Kunden in dem Tarif mit Tesla die Energie aus Marokko bekommen.
Saubere Import-Energie zu mäßigen Kosten
Das wird allerdings noch eine Weile dauern, denn derzeit befindet sich das Projekt in der Entwicklungsphase. Erst ab 2027 soll Strom durch die rekordlange Gleichstrom-Leitung mit hoher Spannung (HVDC) fließen. Die Kosten dafür sollen im Betrieb voraussichtlich 48 Pfund (knapp 57 Euro) pro Megawattstunde betragen. Laut Xlinks liegt das unterhalb der offiziellen Schätzung für die langfristigen Preise in Großbritannien, bedeutet also letztlich eine Ersparnis für die Verbraucher. Der Abschied von fossilen Brennstoffen sei wichtig für das Klima, zunehmend aber zeige sich, dass er auch mit Blick auf Bezahlbarkeit und Sicherheit gebraucht werde, kommentierte der Octopus-Gründer Greg Jackson, der nach den Angaben vor einiger Zeit schon privat in das Projekt investiert hat.