Bei Elektroautos im Pkw-Format hat Mercedes mit der effizienten Limousine EQS neue Reichweiten-Rekorde gesetzt, und das Gleiche könnte dem Unternehmen bei Lieferwagen gelingen. Ende 2023 soll die Produktion einer neuen Generation des eSprinter mit deutlich mehr Akku-Kapazität als bisher beginnen, teilte das Unternehmen jetzt mit. Ein Vorserien-Fahrzeug war demnach schon auf Versuchsfahrt und kam ohne Nachladen 475 Kilometer weit. Die Angaben dazu sind allerdings ähnlich lückenhaft wie die zu einer Test-Fahrt des Tesla Semi über 500 Meilen.
Mercedes mit wenigen Daten wie Tesla
Bei Mercedes führte sie vom Museum der Marke in Stuttgart zum Flughafen München und wieder zurück, heißt es in der Presse-Mitteilung dazu – insgesamt die genannten 475 Kilometer, die nach den Angaben zum Teil bergauf und zu einem hohen Anteil über die Autobahn führten. Begleitet und überwacht wurde die Fahrt laut Mercedes von einem Prüfer des TÜV Süd. Bei der Ankunft habe das Liefer-Elektroauto noch 20 Kilometer restliche Reichweite angezeigt.
Sogar fast 500 Kilometer wären mit dem eSprinter also drin gewesen. Allerdings ist dem Mercedes-Text zwar der hohe Autobahn-Anteil zu entnehmen, aber nicht das Tempo, das auf diesen Abschnitten gefahren wurde. Für die Reichweite von Elektroautos spielt es eine entscheidende Rolle. Außerdem verrät das Unternehmen nicht, ob der eSprinter beladen war; eines der vielen Presse-Fotos zu dem Test spricht eher für eine Leerfahrt. Tesla hatte zu seinem Semi-Test über 500 Meilen geschrieben, dass er mit dem maximal zulässigen Gewicht fuhr, aber ebenfalls nicht die Geschwindigkeit genannt. Korrektur: Tesla hat zu der Semi-Testfahrt die Angabe „bei Autobahn-Tempo“ gemacht. Nicht bekannt ist allerdings weiterhin, wie viel Nutzlast das Eigengewicht des E-Sattelschleppers übrig lässt.
Als Elektroauto mit vorangestelltem e auf Basis der Verbrenner-Version gibt es den Sprinter schon seit Frühjahr 2020, aber mit recht bescheidenen Akku-Größen und damit -Reichweiten – maximal 47 Kilowattstunden für 158 WLTP-Kilometer. Auch die neue Generation des eSprinter wird noch auf dem Verbrenner basieren. Aber Mercedes will deutlich mehr Batterie-Kapazität darin unterbringen, gerüchteweise bis zu 120 Kilowattstunden. In der aktuellen Mitteilung wird bestätigt, dass drei unterschiedliche Batterie-Größen geplant sind, aber keine neue Kapazität genannt.
Neuer eSprinter deutlich effizienter
Im Detail vorstellen will Mercedes den neuen eSprinter im Februar 2023 und ab der zweiten Jahreshälfte zunächst in den USA sowie später an zwei deutschen Standorten produzieren. Zur Reichweite hieß es jetzt nur, diese werde mit der neuen Generation abhängig von der Konfiguration mehr als verdoppelt. Nach WLTP-Norm sind also zumindest mehr als 312 Kilometer zugesagt. Auch näher an 400 oder sogar 500 Kilometer scheinen möglich, denn den Verbrauch bei dem Test gibt Mercedes mit 21,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometer an, was trotz der gleichen Basis satte 37 Prozent weniger sind als nach Norm bei der effizientesten aktuellen Version.