In knapp einem Monat endet der Zeitraum, in dem Tesla laut CEO Elon Musk kein aufgefrischtes Model Y auf den Markt bringen wird – aber aus China kamen jetzt neue Gerüchte, laut denen es gleich zu Beginn von 2025 damit losgeht. Auch weitere neue Elektroautos scheinen in Vorbereitung zu sein, wie Tests verhüllter Fahrzeuge in Fremont (s. Foto) sowie des Robotaxis Cybercab in Texas zeigen. Für autonomes Fahren und seinen Roboter Optimus baut Tesla zudem ein Team für Teleoperation auf, also für Steuerung auf Entfernung. In Deutschland stellte eine Tochter-Gesellschaft für Tesla-Versicherungen ihren Betrieb ein, und weltweit versucht das Unternehmen mit neuen Anreizen, im vierten Quartal noch den angekündigten Verkaufsrekord zu erreichen.
Tesla Model Y Juniper in Produktion?
Gerüchte und Sichtungen sprechen dafür, dass das Model Y bald in aufgefrischter Form mit dem internen Code-Namen Juniper zu haben sein wird. Anfang November soll in China die testweise Produktion begonnen haben, und am Donnerstag berichtete Pandaily, mittlerweile werde das überarbeitete Model Y dort parallel zum bisherigen gebaut. Der Juniper-Anteil soll allerdings noch gering sein. Dem Vernehmen nach dürfte diese Version ähnlich wie zuvor das Model 3 Highland eine schnittigere Front bekommen und innen die Hebel am Lenkrad verlieren. Außerdem war von einer vergrößerten Variante mit sechs oder sieben Sitzen sowie von bis zu 95 Kilowattstunden Akku-Kapazität die Rede.
Die Vorbereitungen für das Model Y Juniper scheinen also schon weit zu sein – und möglicherweise bringt Tesla früh im Jahr 2025 noch weitere neue Elektroautos auf den Markt. Erstmals in diesem April kündigte das Unternehmen unter anderem „bezahlbarere“ Modelle vor dem zweiten Halbjahr an, was seitdem mehrfach wiederholt wurde. Konkretere Informationen dazu gibt es nicht. Die Geheimhaltung scheint hier also besser zu funktionieren als bei der Überarbeitung des Model Y. Als Tesla-Chef Musk in diesem Juli einen Juniper-Marktstart vor Ende 2024 ausschloss, bat er zusätzlich darum, anderslautende Gerüchte nicht zu verbreiten.
Cybercab und verhüllte Fahrzeuge in Tests
Für weitere Modell-Spekulationen sorgte ein am Montag veröffentlichtes Video eines Drohnen-Überflugs der Tesla-Fabrik im kalifornischen Fremont. Darin ist eine Reihe von verhüllten Fahrzeugen auf der Teststrecke des Standorts zu sehen. Unterschiedliche Höhen und Längen sprechen dafür, dass sich darunter unterschiedliche Elektroautos befinden. Theoretisch könnten sie von konkurrierenden Marken stammen, doch die Grundformen erinnern stark an Tesla. Der Blog Electrek glaubte auf den Aufnahmen ein verkleinertes Model 3 und ein Model Y Juniper zu erkennen. Andere Beobachter wollten unter den Hüllen Model S und Model X sowie den neuen Tesla Roadster ausgemacht haben.
Alles andere als versteckt wird dagegen das als autonomes Taxi gedachte Cybercab, das Tesla im Oktober vor geladenen Gästen mit Probefahrten präsentierte und aktuell unter anderem an einigen Standorten in Europa zeigt. Die Produktion des Zweisitzers soll laut CEO Musk 2026 im großen Stil beginnen. Und wie sich am Mittwoch zeigte, wird auch dieser neue Tesla bereits getestet, in diesem Fall auf dem Gelände der Gigafactory in Texas. Laut dem Drohnen-Beobachter Joe Tegtmeyer fuhr das Robotaxi mehrere Runden um die Fabrik, verfolgt von einem schwarzen Model 3 ohne erkennbare Besonderheiten und einem weißen Model Y mit Lidar-Sensoren.
Short Clip talking about the @Tesla Cybercab testing at Giga Texas this morning! The Cybercab kinda photobombed me! pic.twitter.com/thh8bruuTc
— Joe Tegtmeyer 🚀 🤠🛸😎 (@JoeTegtmeyer) November 27, 2024
Nach Angaben von Tegtmeyer saß eine Person in dem Cybercab. Mangels Lenkrad und Pedalen soll sich das Fahrzeug mit einem modifizierten Joystick steuern lassen – was die Frage beantwortet, wie Tesla sein Robotaxi in Situationen bewegt, für die sich die Autonomie-Software FSD, die auch für die bisherigen Modelle angeboten wird, bislang nicht eignet. Hartnäckig wurde außerdem spekuliert, mit der Show um das rein autonome Cybercab bereite Tesla in Wirklichkeit den Start eines konventionelleren Elektroautos vor. Das Robotaxi wirkt etwas kürzer als das Model 3, könnte mit ergänzten Elementen für menschliches Fahren also die Tesla-Ankündigung von bezahlbareren Elektroautos im ersten Halbjahr 2025 wahr machen.
Tesla sucht Entwickler für Teleoperation
Mit wirklich statt wie bislang überwacht autonomem FSD-Fahren scheint es bei Tesla unterdessen insofern ernst zu werden, als das Unternehmen dabei ist, ein Team für die Fernsteuerung von Autos und Robotern aufzubauen. Das geht aus einer jetzt entdeckten Job-Anzeige hervor. Demnach sucht Tesla Software-Entwickler in C++ für den Bereich „Teleoperation“, weil manchmal erforderlich sei, auf Entfernung auf die ansonsten autonom agierenden Maschinen zuzugreifen. Die Fernsteuerung soll wenn nötig über ein hochmodernes System für Virtual Reality erfolgen, das die Bediener in die entfernte Umgebung versetzt.
Our new hand/forearm with double the number of degrees of freedom now in action on the bot! There’s 22 DoFs on the hand, and 3 on the wrist/forearm.
This little video was made last night in the lab (teleoperated) and is real-time. Gives us confidence that we’ll very soon be… https://t.co/647FWdtkm7
— Milan Kovac (@_milankovac_) November 28, 2024
Erfahrung damit dürfte Tesla bereits haben, denn bei der Cybercab-Präsentation im Oktober beeindruckten zunächst auch mehrere Optimus-Roboter mit zuvor nicht gesehenen Fähigkeiten. Anschließend stellte sich jedoch heraus, dass sie zum Teil ferngesteuert wurden (während die Robotaxi-Mitfahrten laut Tesla vollständig autonom waren). Dazu gab es am Mittwoch eine Fortsetzung: In einem Video auf X zeigte Tesla einen Optimus-Prototypen, der mit einer neu entwickelten Hand Tennis-Bälle auffing. Milan Kovac aus dem KI-Team lobte die 22 Freiheitsgrade der neuen Hand, ließ aber auch wissen, dass sie die Bälle in Echtzeit ferngesteuert schnappte.
Höhere Prämien in Tesla-Empfehlungsprogramm
In autonomen Elektroautos und Robotern liegt laut CEO Musk der eigentliche Wert von Tesla. Bis sie kommen, ist das Unternehmen jedoch intensiv bemüht, die Ankündigung von Ende Oktober umzusetzen, in diesem Jahr insgesamt mehr seiner Fahrzeuge zu verkaufen als 2023. Dafür wäre im vierten Quartal ein Rekord von mindestens rund 515.000 Auslieferungen erforderlich. In China sieht es dafür gut aus, wozu auch staatliche Anreize sowie Rabatte und Zinssubventionen beitrugen.
Im Westen legte Tesla in dieser Hinsicht in der vergangenen Woche noch einmal nach. Wer als Neukunde in den USA ein Elektroauto der Marke über den Referral-Code eines bestehenden Kunden kauft, bekommt es jetzt 2000 Dollar statt zuvor 1000 Dollar billiger; das Angebot gilt erstmals auch für den Cybertruck. In Europa blieb der Rabatt für neu geworbene Kunden mit 500 Euro beim alten Wert – aber Tesla verdreifachte die Prämie für den Werbenden auf 750 Euro.
Abhängig davon, wie sich die Nachfrage im Rest von 2024 entwickelt, könnte der Referral-Rabatt auch in Europa noch einmal steigen. Falls wirklich der Start des Model Y Juniper Anfang des neuen Jahres ansteht, wären zudem bald höhere Abschläge auf den Preis des alten Modells zu erwarten, wie sie vereinzelt bereits zu sehen waren. Aktuell gibt es für vorproduzierte Model Y in Deutschland stets 6000 Euro „Tesla-Umweltprämie“, und alle lassen sich zum Sonderzins von 0 Prozent finanzieren.
Tesla Insurance stellt deutschen Betrieb ein
CEO Musk verbrachte den Thanksgiving-Feiertag unterdessen auf dem Anwesen von Donald Trump, der mit seiner massiven Unterstützung im November zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde. Am gleichen Tag veröffentlichte Tesla auf X ein Foto der eigenen „Familie“, in der allerdings eine Lücke klafft: Zu sehen sind Model 3 bis Model X, der Cybertruck, der Sattelschlepper Semi, das Cybercab und das Großformat-Robotaxi Robovan sowie ein Optimus-Roboter, nicht aber der neue Tesla Roadster. Dieses Super-Elektroauto hatte Musk schon 2017 für 2020 angekündigt und dann immer weiter verschoben. Zuletzt sollte in diesem Jahr die Produktionsversion gezeigt werden, wonach es aber immer weniger aussieht.
Happy Thanksgiving from our family to yours! pic.twitter.com/MmVzkVTCzx
— Tesla (@Tesla) November 28, 2024
Ein anderes Zukunftsprojekt hat Tesla offenbar sogar aufgegeben, zumindest in Deutschland. In einigen US-Bundesstaaten bietet das Unternehmen selbst eine Versicherung für seine Elektroautos an, deren Tarife sich dynamisch nach dem Fahrverhalten richten. Anfang 2022 erschien zudem der Eintrag Tesla Insurance Ltd (Germany Branch) im deutschen Handelsregister, angesiedelt an der Adresse der Gigafactory in Grünheide als Niederlassung einer maltesischen Tochter-Gesellschaft. Damals wurde spekuliert, Tesla würde den Start des Model Y aus Deutschland mit einer eigenen Versicherung begleiten, was aber ausblieb. Stattdessen hieß es am Freitag in einer Mitteilung der Finanzaufsicht Bafin, Tesla Insurance auf Malta habe den gesamten Geschäftsbetrieb seiner deutschen Niederlassung eingestellt.