Nach mehreren Preissenkungen im Verlauf von 2023 und noch zu Beginn dieses Jahres hatte sich Tesla zwischenzeitlich auf Verkaufsförderung mit Hilfe subventionierter Zinsen verlegt, doch vorerst nur in Deutschland kommt jetzt wieder das alte Instrument der Rabatte zum Einsatz – und zwar massiv: Seit Samstag gibt es für das Model Y in allen vier Varianten einen „Umweltbonus“ wie früher vom Staat in Höhe von 6000 Euro, den jetzt aber allein der Hersteller zuschießt. Die Entscheidung dafür dürfte mit zuletzt schwachen Tesla-Verkäufen vor allem in Deutschland als dem größten Auto-Markt Europas zusammenhängen.
Tesla Model Y bis 13% billiger
Der Hinweis auf den neuen Umweltbonus für das Model Y auf Tesla-Kosten ist seit Samstagmorgen auf der deutschsprachigen Website zu finden (s. Foto oben), während er für andere europäische Länder wie Frankreich oder Großbritannien fehlte. Laut den deutschen Bedingungen wird er nur für Model Y aus dem Bestand bezahlt, die vor Ende Juni ausgeliefert werden, und kann nicht mit anderen Vergünstigungen kombiniert werden. Die Auswahl erscheint jedoch reichlich. Gegen Samstagmittag standen vorkonfigurierte Model Y in allen vier Varianten einschließlich der neuesten mit großem Akku und Heckantrieb jeweils dutzendweise zur Verfügung.
Prozentual am höchsten ist der deutsche Tesla-Rabatt bei der Basis-Version des Model Y mit kleinerem Akku, die laut Konfigurator ohne Extras sonst 44.990 Euro kostet. Hier machen die 6000 Euro gut 13 Prozent aus, bei der Top-Version Performance für regulär mindestens 59.990 Euro sind es immer noch rund 10 Prozent.
Schwacher Tesla-Verkauf in Europa
Drei Tage, bevor diese Aktion bekannt wurde, veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt neue Zulassungsdaten, denen sich möglicherweise die Motivation dafür entnehmen lässt. Insgesamt wurden in diesem Mai in Deutschland knapp 30.000 Elektroautos neu zugelassen, gut 30 Prozent weniger als vor einem Jahr. Bei Tesla war der Rückgang sogar weit überdurchschnittlich: Mit 64 Prozent auf 1896 Fahrzeuge betrug er im Jahresvergleich fast zwei Drittel, und im bisherigen Jahresverkauf immer noch 41,4 Prozent gegenüber Januar bis Mai 2023.
Europaweit sieht es in diesem Jahr bislang nicht viel besser aus. Nach von Mitgliedern des Forums Tesla Motors Club (TMC) zusammengetragenen Zahlen für die wichtigsten Märkte hat Tesla dort von Januar bis Mai 2024 insgesamt 118.609 Elektroautos verkauft. Vor einem Jahr waren es etwa 30.000 mehr gewesen, und allein rund 12.000 davon gehen auf das Konto des Deutschland-Rückgangs. Die massive Rabatt-Aktion für das Model Y könnte neuen Schwung auf dem wichtigen deutschen Markt bringen. Ob das für Europa-Wachstum im ganzen zweiten Quartal reicht, ist allerdings fraglich: Im Juni 2023 verzeichnete Tesla laut TMC seinen bisherigen Rekord von 48.614 Neuzulassungen, der nach gut 14.000 in diesem April und knapp 19.000 im April in weiter Ferne liegt.
Board sieht möglichen Musk-Abgang
Noch bevor die Zahlen für Juni und Q2 veröffentlicht werden, müssen Tesla-Aktionäre entscheiden, ob sie dem von einem Gericht für ungültig erklärten Bonus-Paket für CEO Elon Musk im zweistelligen Milliarden-Wert noch einmal zustimmen wollen. Die Frist dafür läuft mit der Hauptversammlung ab, die für diesen Donnerstag (13. Juni) um 15.30 Uhr Texas-Zeit (22.30 Uhr in Deutschland) angesetzt ist. Seit einigen Wochen macht das Tesla-Board intensiv Werbung dafür, sich hinter den alten Bonus für Musk zu stellen.
Was passiert, wenn die Aktionäre das Paket nicht erneut billigen, hat der CEO bislang nicht explizit gesagt. Seine Board-Vorsitzende Robyn Denholm ließ in einem offiziellen Brief am Mittwoch jedoch durchblicken, dass Musk andernfalls den Chefposten bei Tesla aufgeben könnte. Man wolle, dass er seine Energie, Ideen und Zeit Tesla zur Verfügung stelle, schrieb sie. Dazu müsse man Musk motivieren, indem man mit der Bonus-Billigung Respekt für seine bisherigen Leistungen und Unterstützung für die Mission zeige. Ansonsten mangele es dem CEO nicht an alternativen Möglichkeiten, die Welt zu verändern.
Tesla-Chips zu Musk-Firmen umgeleitet
Obwohl mehrere große Fonds und ihre Berater angekündigt haben, dem Bonus bis Donnerstag nicht zuzustimmen, wird eher mit einer Annahme dieses Vorschlags gerechnet – dafür würde eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen reichen. Doch während das Board weiter dafür warb, sorgte Musk selbst für neue Diskussionen über seine Amtsführung: Er habe 12.000 gefragte KI-Chips von Nvidia, die für Tesla vorgesehen waren, zu seinem Sozialmedium X und seinem eigenen Startup xAI umgelenkt, berichtete am Dienstag CNBC.
Auf eine Anfrage des Finanzsenders dazu reagierte Musk wie üblich zunächst nicht und bezeichnete die zuständige Reporterin auf X als Lügnerin. Den Inhalt des Berichts bestätigte er indirekt jedoch weitgehend und lieferte nachträglich eigene Angaben dazu. Demnach hatte Tesla zum vorgesehenen Lieferzeitpunkt noch keine Möglichkeit, die bestellten H100-Chips für künstliche Intelligenz einzusetzen. Bald sei die südliche Erweiterung der Gigafactory in Texas fertig, in der dann 50.000 dieser Chips für KI-Training genutzt würden. Laut dem Bericht widersprechen interne Nvidia-Mails außerdem der Musk-Angabe von April, mit Tesla in diesem Jahr 10 Milliarden Dollar in KI zu investieren. Dazu schrieb er, der Chip-Hersteller könne nur einen Teil dieser Ausgaben sehen, weil etwa die Hälfte davon interne seien.
Ford-Elektroauto Explorer aus Köln
Zur deutschen Tesla-Fabrik wurde in der zurückliegenden Woche bekannt, dass sie im Juni mehrere kurze Produktionspausen einlegen soll. Davon berichtete zunächst das Handelsblatt unter Berufung auf eine interne E-Mail. Demnach werden die meisten Bereiche der Gigafactory in Grünheide an fünf Tagen im Juni für jeweils einen Tag gestoppt, damit Optimierungen vorgenommen können. Dies ist schon die vierte zeitweise Unterbrechung der deutschen Tesla-Produktion in diesem Jahr. Ab Ende Januar fielen etwa zwei Wochen weg, weil Teile fehlten, Anfang März gut eine Woche wegen eines Anschlags auf die Stromversorgung, und Mitte Mai war die Fabrik nach Himmelfahrt einen Brückentag lang geschlossen, während im Umfeld gegen sie protestiert wurde.
Bei dem noch weitgehend konventionellen Tesla-Konkurrenten Ford hat unterdessen nach langem Umbau die Produktion des Elektroautos Explorer im Werk Köln begonnen, wie der globale CEO Jim Farley auf X mitteilte. Man habe die Fabrik aus den 1930er-Jahren auf den neuesten Stand gebracht, schrieb er. Der elektrische Ford Explorer nutzt als technische Basis die MEB-Plattform von Volkswagen. Und zwischen den beiden Unternehmen gibt es neuerdings noch eine weitere Verbindung: Fords bisheriger Deutschland-Chef Martin Sander, zugleich zuständig für Elektroautos in ganz Europa, fängt im Juli als neuer Vertriebsvorstand bei der Marke VW in Wolfsburg an, teilten sie am Donnerstag mit.