Das luxuriös und effizient angelegte Elektroauto Lucid Air ist wohl das erste, das den Modellen von Tesla in fast jeder Hinsicht Paroli bieten oder sie sogar übertreffen kann – immerhin wurde es ja auch vom früheren Chef-Ingenieur für das Model S entwickelt. In seinen Top-Versionen bietet der Air mit mehr als 800 Kilometern gut 30 Prozent mehr Reichweite als aktuell Teslas Limousine, kostet allerdings auch deutlich mehr. Jetzt aber stellte Lucid die Basis-Version des Air vor, die das Model S bei der Reichweite immer noch minimal übertreffen und in den USA weniger kosten sollte. Aber so blieb es nur einige Stunden: Tesla-CEO Elon Musk fühlte sich provoziert und kündigte nach der vom Vortag eine weitere Preis-Senkung an.
Spezieller Tesla-Preis für Model S
Der neue Preis, den der Tesla-Chef auf Twitter nannte, ist zudem so speziell, dass man fast an eine in mehreren Schritten vorab geplante Aktion glauben könnte: 69.420 Dollar werde das Model S in den USA ab Mittwochabend kosten, kündigte Musk an. Zum selben Preis, aber um drei Dezimal-Stellen verschoben (also für 69,420 Dollar) bot Tesla kurzzeitig eine kurze Hose in seinem Web-Shop an, um Leerverkäufer an der Börse (genannt Shorts) zu verspotten. Musk ist zudem 69 Tage nach dem 20.4. geboren, wie er zwischendurch auf Twitter kundgab, und für 420 Dollar pro (heutiger Fünftel-)Aktie wollte er Tesla in 2018 angeblich von der Börse wegkaufen.
Ohne Ankündigung dagegen hatte Tesla bereits zu Beginn dieser Woche die Preise für das Model S und zum Teil auch das Model X gesenkt. Die E-Limousine wurde zum Beispiel in Deutschland schon zum dritten Mal in diesem Jahr billiger. In den USA sank der Preis zum zweiten Mal in 2020 auf zunächst 71.990 Dollar. Dann aber stellte Lucid die Basis-Version seines Luxus-Elektroautos Air vor. Mit 406 Meilen EPA-Reichweite übertrifft auch sie das Model S noch leicht, kostete nach Abzug der 7500 Dollar US-Kaufprämie für die ersten E-Autos jedes Herstellers mit 69.900 Dollar aber etwas weniger als der Tesla.
The gauntlet has been thrown down!
The prophecy will be fulfilled.
Model S price changes to $69,420 tonight!
— Elon Musk (@elonmusk) October 14, 2020
Die luxuriöseren und teureren Air-Versionen sollen ab dem zweiten Quartal 2021 zu Kunden kommen, die bezahlbare Basis mit nur einem Motor erst 2022. Trotzdem fiel der kleine Preis-Vorteil gegenüber Tesla vielen auf – einschließlich CEO Musk. Wohl nur halb im Spaß erklärte er auf Twitter, damit sei der Fehde-Handschuh geworfen, die Prophezeiung werde erfüllt: Der Preis für das Model S werde noch am selben Abend auf 69.420 Dollar sinken.
Preis-Duell vorerst nur in USA
Und tatsächlich war diese Revanche-Drohung am Donnerstagmorgen schon vollzogen – das Model S stand für den genannten Spezial-Preis im Tesla-Konfigurator für die USA, rund 500 Dollar weniger als für den Lucid Air nach Abzug der Elektroauto-Prämie. In Deutschland dagegen blieb es bei dem am Montag auf knapp 77.000 Euro reduzierten Preis. Vorerst also profitieren nur Tesla-Kunden auf dem Heimatmarkt beider Unternehmen von dem von Musk ausgerufenen Preis-Duell – aber auch Lucid will nach den USA internationale Märkte angehen.