Die Bedienung der Elektroautos von Tesla ist modern und elegant gelöst. Statt gewohnter Knöpfe und Hebel findet man darin hauptsächlich einen großen Touchscreen, über den praktisch alle Funktionen gesteuert werden. Tatsächlich macht das Bildschirm-Beispiel Schule, wobei andere Hersteller weniger konsequent die Zahl der physischen Regler verringern. So fand der ADAC vor kurzem, dass der Verzicht darauf bei Tesla viel zu weit geht. Jetzt hat eine schwedische Zeitschrift auf ähnliche Weise Cockpit-Konzepte verglichen – und kam zu dem Schluss, dass die Bedienung eines alten Volvo am wenigsten ablenkt.
Tesla bei schwedischem Test im Mittelfeld
Vi Bilägare ist nach eigenen Angaben das größte Auto-Magazin Schwedens und unabhängig von allen Herstellern. Der Test mit Touchscreens von Tesla und anderen wurde in dieser Woche auch auf Englisch im Internet veröffentlicht. Designer wollen den sauberen Look und die Finanzabteilung die niedrigeren Kosten von schalterarmen Cockpits, heißt es darin. Doch in jedem der elf getesteten modernen Autos habe dieses Konzept zu längeren Ablenkungen bei einfachen Aufgaben geführt als im Volvo V70 von 2005.
Anders als beim ADAC fand dieser Test im Fahren statt und die Teilnehmer konnten sich vorher mit der Bedienung des jeweiligen Autos vertraut machen. Die Fahrer sollten die Sitzheizung einschalten, die Temperatur um 2 Grad erhöhen, die Scheiben-Enteisung starten, eine bestimmte Radio-Station einstellen, den Fahrt-Computer zurücksetzen und die Instrumenten-Beleuchtung dimmen sowie den Hauptbildschirm abschalten. Am längsten dauerte das in dem Test bei dem Fahrzeug mit dem größten Bildschirm: In dem Elektroauto MG Marvel R vergingen 45 Sekunden, bis alle Aufgaben erledigt waren, schreibt Vi Bilägare.
Beim Test-Tempo von 110 km/h entsprach das einer Distanz von fast 1400 Metern, während die Person am Steuer des Volvo V70 nach gut 300 Metern fertig war. Tesla wird in dem Test weder als besonders gut noch besonders schlecht erwähnt und landete mit dem Model 3 im Mittelfeld. Den Konkurrenten Dacia Sandero, Volvo C40, Subaru Outback und Mercedes GLB musste es sich mit 717 Metern bis zur Erledigung (nach 23,5 Sekunden) geschlagen geben. Dabei war der einfache Dacia mit 13,5 Sekunden und damit 414 Metern das beste der modernen Autos nach dem alten Volvo und knapp vor dem neuen C40.
„BMW-Interface mit am kompliziertesten“
Für häufig genutzte und sicherheitsrelevante Funktionen werde weiter eine physische Bedienung gebraucht, schrieb Ende Juli der ADAC, und auch die schwedischen Tester halten fest, diese sei mit Blick auf Sicherheit „weit überlegen“. Doch dabei kommt es offensichtlich auch auf die Umsetzung an. BMW etwa nutzt neben neuen Touchscreens weiter Knöpfe und Schieber und kam mit dem 1er (trotz der Note 5,1 im Infotainment) auf Platz 2 des ADAC-Tests hinter dem Mazda 3. Bei den schwedischen Versuchen war jetzt das Elektroauto iX mit einer ähnlichen Kombi-Bedienung dabei. Laut dem Bericht zählt das Nutzer-Interface bei BMW aber zu den kompliziertesten überhaupt. 30,4 Sekunden vergingen und 928 Meter waren zurückgelegt, bis die Aufgaben-Liste abgearbeitet war.