Auf gewisse Weise hat bei Tesla am Sonntag eine neue Ära begonnen: Zum ersten Mal fuhren private Passagiere in der US-Stadt Austin in als Robotaxis bezeichneten Model Y, die von der Autopilot-Software FSD gesteuert wurden. Die meisten dieser Fahrten schienen problemlos zu verlaufen. Von einem Auftakt zu wirklich autonomem Fahren bei Tesla kann man aber nur mit viel gutem Willen sprechen. Denn nach offiziellen Angaben handelt es sich dabei immer noch nur um einen Test, und auf dem Beifahrerplatz der Robotaxis sitzt ein Mensch, der bei gefährlichen Situationen eingreifen kann. Aktualisierung: Die Aktie von Tesla reagierte am Montag dennoch mit einem Kurssprung (s. ganz unten).
Musk-Startschuss für Tesla-Robotaxis
Dass die Elektroautos von Tesla bald gänzlich autonom fahren können, verspricht CEO Elon Musk seit ungefähr einem Jahrzehnt. Die Umsetzung ließ bekanntlich auf sich warten. In diesem Januar aber kündigte Musk konkret den Start von unüberwachtem FSD als bezahltem Tesla-Service in Austin an, also den ersten echten Robotaxi-Dienst des Unternehmens. Vergangene Woche nannte er als Termin dafür den 22. Juni, und am Sonntag erklärte er, am Nachmittag werde es wirklich losgehen.
Kurz darauf folgten in sozialen Medien die ersten Videos von Fans, die exklusiv für die Teilnahme an dem Tesla-Test in Austin eingeladen worden waren. Normale Kunden oder gar Journalisten schienen nicht darunter zu sein. Zwei der Auserwählten berichteten sogar, Reporter der Agenturen Reuters und Bloomberg abgewiesen zu haben, die Fragen zu den ersten Robotaxi-Fahrten stellen wollten. Das dürfte mit der häufig geäußerten Abneigung von CEO Musk gegenüber klassischen Medien zusammenhängen, die sich viele Fans zu eigen machen.
Beifahrer in Model Y bereit zum Eingreifen
Nachdem am Sonntagnachmittag in Texas die ersten Fahrten stattgefunden hatten, gratulierte Musk seinen Teams für KI und Chip-Design auf X zum „erfolgreichen Robotaxi-Start“; er sei der Kulminationspunkt von einem Jahrzehnt harter Arbeit. Tesla veröffentlichte eine Zusammenstellung früher Videos der eingeladenen Tester. Darin sind keine Zwischenfälle zu sehen. In einem anderen Video auf Youtube aber ist von innen gefilmt zu sehen, wie das Robotaxi offenbar zunächst nach links abbiegen will, sich dann aber anders entscheidet und dadurch ein Stück auf der Gegenfahrbahn fährt.
First @robotaxi experiences in thread below
— Tesla (@Tesla) June 22, 2025
Der Sicherheitsfahrer auf dem Beifahrersitz, der zur Überraschung vieler Beobachter zum offiziellen Start des Tesla-Tests beibehalten wurde, greift in dieser Situation nicht erkennbar ein. Seine Aufgabe scheint nur zu sein, das Model Y in echten Notsituationen zum Stoppen zu bringen. Dazu könnte der Türöffner auf der Beifahrer-Seite oder ein darin ergänzter Knopf dienen – jedenfalls ruht die rechte Hand der Robotaxi-Aufpasser in den Videos fast immer an dieser Stelle. Darüber hinaus werden die Fahrten auf Entfernung überwacht, wie Tesla vorab Analysten mitgeteilt hatte.
Ähnlich begeistert wie Musk zeigte sich Ashok Elluswamy, der Leiter des zuvor gelobten KI-Teams. Das Tesla-Robotaxi sei „gestartet“ worden, schrieb er am Sonntagabend, verzichtete also ebenfalls auf den Hinweis, dass es sich dabei um einen Test mit wenigen Elektroautos und ausgewählten Teilnehmern in Teilen von Austin handelt. Einer der X-Accounts von Tesla schien indirekt auf solche Einschränkungen einzugehen: Der eigene Ansatz für Autonomie könne überall dort eingesetzt werden, wo er genehmigt sei. Er komme ohne teure Spezialtechnik und ohne umfangreiche Erstellung von Karten aus.
Tesla-Dienst in Austin bislang nur Test
In Austin waren zuvor immer wieder Model Y mit Hersteller-Kennzeichen gesehen worden, die teils mit Lidar-Aufbau auf dem Dach unterwegs waren. Einigen lokalen Aufwand scheint Tesla vor dem Beginn des Robotaxi-Tests für erste Kunden also getrieben zu haben. Eine Zulassung für einen solchen Dienst hat das Unternehmen offenbar trotzdem noch nicht erhalten: Auf einer Webseite der Stadt Austin zu autonomen Fahrzeugen war für Tesla auch am Montag als Status noch „testing“ angegeben, wie für eine VW-Tochter und zwei weitere Unternehmen. Einen autonomen Fahrdienst betreibt dort demnach bislang nur Waymo.
Update: Tesla-Aktie 10% im Plus
Aktualisierung: An der Börse kam der Beginn des Robotaxi-Tests trotz aller Einschränkungen zunächst sehr gut an. Nachdem die Aktie von Tesla im vorbörslichen Handel noch nahezu unverändert notiert hatte, machte sie gleich nach der Eröffnung der US-Börsen am Montag einen Satz nach oben. Bis kurz vor mittags in den USA baute sie die Zugewinne aus und stieg zeitweise um mehr als 10 Prozent auf Kurse oberhalb von 350 Dollar. Der gesamte Börsenwert von Tesla erhöhte sich damit auf mehr als 1,1 Billionen Dollar.