Fast allerorten melden Auto-Hersteller seit Ende 2020 und in letzter Zeit wieder zunehmend Produktionspausen, weil sie nicht alle benötigten Chips für ihre Fahrzeuge bekommen können – und in diesem Umfeld meldete Tesla am vergangenen Wochenende scheinbar unbeeindruckt neue Produktions- und Auslieferungsrekorde. Dabei hat auch Tesla mit Halbleiter-Knappheit und allgemeinen Logistik-Engpässen zu kämpfen, wie CEO Elon Musk mehrmals wissen ließ. Die Investmentbank Morgan Stanley hat das dazu gebracht, in einem Kommentar zu den Zahlen für Q3 die Frage zu stellen, wo Tesla in diesem Umfeld eigentlich genügend Chips herbekommen hat – und kann sie selbst nur ansatzweise beantworten.
Vier Erklärungen für Tesla-Vorteil
Die 241.300 Auslieferungen im dritten Quartal dieses Jahres stellen den neuesten Tesla-Rekord dar und übertrafen die bereits hohen Erwartungen noch einmal merklich. Das hält auch Morgan Stanley in einem Update von diesem Montag fest, das auf Twitter veröffentlicht wurde. Die eigentlich interessante Geschichte für das zurückliegende Quartal sei aber eben die Frage, woher bei Tesla die vielen Chips kamen.
So ganz kann die Investmentbank diese Frage offenbar selbst nicht beantworten, aber sie nennt vier Ansätze. Erstens sei Tesla der am stärksten vertikal integrierte Auto-Hersteller der Welt, was die Möglichkeit eröffne, Störungen in der Lieferkette früher zu erkennen und dagegen vorzugehen, schreibt sie. Der zweite Punkt geht in eine ähnliche Richtung: Tesla entwickle seit langem auch eigene Chips und nutze modernste Halbleiter, was engere Verbindungen zu deren Produzenten bedeute.
Morgan Stanley’s Jonas in $TSLA note:
“How did Tesla find enough semiconductor supply to beat expectations when the rest of the industry is seeing production schedules get crushed on shortages? Add this to the long list of evidence that proves Tesla is different from the rest” pic.twitter.com/lJTWFrK6ii
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) October 4, 2021
Drittens hat Tesla laut Morgan Stanley Verhandlungsmacht. Vertreter des Unternehmens würden nach Aussagen aus der Branche viel von Zulieferern verlangen, aber auch kooperativ bleiben. Und viertens sieht die Bank die bislang relativ geringe Größe sogar als doppelten Vorteil in der Chip-Knappheit: Zum einen verkleinere sie das absolute Ausmaß des Problems und zum anderen bedeute sie, dass noch viel zukünftiges Potenzial mit diesem Kunden besteht – dessen Realisierung Tesla weithin zugetraut werde.
Technologie-Hilfe für Auto-Analysten
Auf gewisse Weise gibt sich die Investmentbank mit ihrem Team-Chef Adam Jonas, die seit längerem und weiterhin eine positive Einschätzung für die Tesla-Aktie vertritt, mit Blick auf die schwierige Chip-Frage trotzdem geschlagen. Noch werde die Aktie hauptsächlich von Auto-Analysten wie den eigenen beobachtet, schreibt sie laut den Auszügen aus dem Update. Mit der Zeit sei aber mit mehr Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Bereichen Technologie und ESG zu rechnen, die wertvolle Erkenntnisse über Tesla-Vorteile im Wettbewerb und seine langfristigen Wachstumschancen beisteuern könnten.