Inmitten fallender Kurse hob der Analyst Toni Sacconaghi von der Investmentbank Bernstein in diesem Februar sein Ziel für Tesla um massive 50 Prozent an – allerdings nur auf splitbereinigt 150 Dollar, also entgegen der Mehrheitsmeinung am Markt weit unter dem damaligen Niveau. Seitdem hat sich der Kurs seiner Prognose jedoch deutlich angenähert, sodass dem Analysten künftig vielleicht mehr Gehör geschenkt wird. Aktuell erwartet er, dass Tesla seine Preise weltweit senken muss, um auf ein Nachfrage-Problem zu reagieren – was aber durch niedrigere Kosten ausgeglichen werden könne.
Durchschnittlicher Tesla-Preis gesunken
Am Mittwoch verzeichnete Tesla einen weiteren schwachen Tag an der Börse, wozu die Meldung beigetragen haben könnte, dass die Produktion in der chinesischen Gigafactory, deren Kapazität erst im Sommer stark erhöht wurde, mangels lokaler Nachfrage vorerst reduziert werden soll. Tesla China dementierte das, aber nur sehr allgemein, und am Donnerstag wurde es von der Agentur Bloomberg in ähnlicher Form erneut gemeldet. Die Tesla-Aktie gab leicht nach und schloss bei 173,44 Dollar, rund 57 Prozent unter dem Hoch von November 2021.
Für Sacconaghi von Bernstein ist das aber immer noch zu viel, wie er laut einem Bericht von Marketwatch am Mittwoch Kunden mitteilte. Demnach bekräftigte er sein Tesla-Ziel von 150 Dollar, das jetzt nur noch etwa 17 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt, und blieb bei einer Verkaufen-Einstufung. Seine Prognosen für das vierte Quartal senkte der Analyst jedoch deutlich unter den Markt-Durchschnitt, weil das Unternehmen zunehmend ein Nachfrage-Problem zu haben scheine.
Dass sich nicht mehr alle Elektroautos von Tesla wie von selbst verkaufen, ist offensichtlich – zu erkennen an Preis-Senkungen und darauf folgenden Kauf-Anreizen in China, Rabatten für Model 3 und Model Y aus dem Bestand in den USA, einem Umweltbonus-Ausgleich in Deutschland sowie weltweit deutlich verkürzten Lieferzeiten. Laut Sacconaghi laufen die bisherigen Anpassungen auf eine Reduzierung des durchschnittlichen Tesla-Verkaufspreises um 2,6 Prozent oder 1400 Dollar Fahrzeug hinaus. Ein Teil davon werde sich ausgleichen lassen, aber deutlich höhere Margen im vierten Quartal wie am Markt erwartet bezeichnete der Analyst als „gefährdet“.
3000 Dollar weniger pro Elektroauto?
Auf der anderen Seite sieht er Potenzial für Tesla, seine Margen zu erhöhen – oder sich durch niedrigere Kosten Spielraum für Preis-Senkungen zu verschaffen. Dass es in 2023 mehr davon geben wird, erwartet der Analyst laut dem Marketwatch-Bericht. Pro Fahrzeug könne Tesla die Kosten aber noch um 2000-3600 Dollar senken, unter anderem schlicht durch höhere Stückzahlen. Als durchschnittlichen Verkaufspreis in 2023 erwartet Sacconaghi 50.000 Dollar nach 53.000 Dollar im dritten Quartal 2022. Das Verhältnis von Chancen zu Risiken bei der Tesla-Aktie bezeichnete er als nach den jüngsten Verlusten ausgewogener, warnte aber, dass andere Analysten mit Prognose-Senkungen folgen könnten.