Wohl ausgelöst von einem Bericht von The Drive von Anfang Juli wurde in dieser Woche viel über eine Neuerung bei BMW diskutiert: Bei einer Präsentation seines neuen Auto-Betriebssystems habe der deutsche Hersteller über seine Zukunftspläne damit berichtet, zu denen unter anderem Abonnements für bestimmte Funktionen zählen. Als Beispiel in anderen Berichten wurden vielfach 18 Dollar pro Monat für beheizte Sitze genannt und teils als unverschämt bezeichnet. Tatsächlich kommt das Modell bislang nicht gut an. Aber bei Tesla existiert es in Ansätzen ebenfalls schon, und die gesamte Auto-Branche geht in dieselbe Richtung.
Tesla mit Hardware-Nachkauf und Software-Abo
So gibt es bei Tesla bereits sowohl die Möglichkeit, in seinen Elektroautos ab Werk verbaute Hardware gegen Geld nachträglich zu aktivieren, als auch die Option, eine Funktion zu abonnieren. Beim kleinsten Model 3 konnte man ab Februar 2020 für 300 Euro die Rücksitz-Bank beheizbar machen, bevor das zum Standard wurde. Ebenso kann man für 1800 Euro eine schnellere Beschleunigung bei Model 3 und Model Y Long Range kaufen. Und in den USA wird seit etwa einem Jahr die Option FSD im Monatsabo für 199 Dollar angeboten.
Mit dem Abonnement für beheizte Sitze geht BMW insofern weiter, als es sich um eine monatliche Zahlung für die Nutzung ohnehin verbauter Hardware handelt – bei Tesla gibt es Hardware-Extras bislang nur zum Kauf, und das FSD-Abo bezieht sich auf eine Software-Funktion. Das Prinzip ist aber das gleiche. Und wie in dieser Woche das Markt-Portal Kelley Blue Book (KBB) berichtete, macht BMW so etwas in manchen Ländern schon länger, und viele andere Hersteller haben ähnliche Pläne.
Zunächst einmal wird in dem Bericht klargestellt, dass beheizte Sitze gegen Monatsgebühr bei BMW in den USA noch gar nicht zu haben sind – aber unter anderem in Deutschland (s. Foto oben), Südkorea und Großbritannien schon länger. Und auch im Rest der Branche gibt es nicht nur bei Tesla Ansätze, vor allem elektrische Autos stets mit derselben Hardware auszustatten, um dann gegen Gebühr mehr davon freizugeben. Laut KBB sprach Volkswagen bei dem Konzeptauto Trinity von der Idee, ihm für Geld zeitweise mehr Leistung zu geben, Audi experimentierte schon in 2020 mit nachträglich bezahltem Matrix-Licht, und General Motors kündigte bis zu 50 Mehrwert-Produkte und -Services in seinen Autos bis 2026 an.
Kunden lehnen Miet-Angebote noch ab
Die Überlegung dahinter auf Hersteller-Seite ist klar: Einheitliche Hardware in allen Fahrzeugen einer Reihe verringert die Komplexität in der Produktion und schafft darüber hinaus die Chance, nach dem Verkauf in lukrativem Kontakt mit den Kunden zu bleiben. Auch für Verbraucher könnte das Abo-Modell attraktiv sein, denn damit können sie Funktionen vor dem Kauf ausprobieren oder nur zeitweise mieten (beheizte Sitze zum Beispiel im Winter). Allerdings bleibt wohl trotzdem noch eine Menge zu tun, um sie davon zu überzeugen: Laut KBB gaben in einer Umfrage im vergangenen Jahr nur 25 Prozent an, zur monatlichen Bezahlung von Sonderausstattungen bereit zu sein.