Wenn Mensch und Maschine richtig aufpassen, kann das Tesla-System Autopilot zu deutlich niedrigeren Unfall-Zahlen beitragen. Dafür sprechen jedenfalls Daten, die das Unternehmen vergangene Woche veröffentlichte: Die Unfall-Quote bei aktivierten Autopilot-Helfern war im vierten Quartal 2021 demnach 8,9-mal niedriger als im Durchschnitt aller US-Autos. Einige der wenigen Unfälle dürften allerdings damit zusammenhängen, dass Tesla-Fahrer dem Autopilot-System zu viel zutrauen und deshalb entgegen der dafür geltenden Regeln unaufmerksam werden. So war es möglicherweise auch Ende 2019, als ein Model S in Kalifornien einen Honda rammte und dessen zwei Insassen tötete. Ein Strafprozess darum macht jetzt deutlich, dass die Verantwortung am Tesla-Steuer immer noch beim Menschen liegt.
Tödlicher Unfall mit Autopilot-Nutzung
Die Anklage gegen den 27 Jahre alten Fahrer des Tesla Model S sei schon im vergangenen Oktober erhoben, aber erst jetzt bekannt geworden, berichtete am Dienstag die Nachrichten-Agentur AP. Sie laute auf fahrlässige Tötung mit einem Fahrzeug in zwei Fällen. Dies sei wahrscheinlich das erste Strafverfahren, das in den USA in Zusammenhang mit einem System für Fahrassistenz eingeleitet wurde, schreibt AP. Zwar gibt es auch einen Prozess gegen die Frau, die im Jahr 2020 als Aufpasserin in einem autonomen Test-Auto von Uber nicht verhinderte, dass es eine Passantin überfuhr. Der Fall ist aber insofern anders gelagert, als er kein frei verkäufliches Produkt betrifft.
Das Tesla-System dagegen kommt inzwischen wohl in einer Millionen-Zahl in Autos in den USA und weltweit zum Einsatz. Wie AP zu dem Fall berichtet, wird in der Anklage der Begriff Autopilot zwar nicht erwähnt. Die Verkehrsbehörde NHTSA habe aber vergangene Woche bestätigt, dass das System bei dem Unfall in Kalifornien aktiviert war. Mit einer Beifahrerin sei der Angeklagte damals in einer Vorstadt von Los Angeles mit hohem Tempo über eine rote Ampel nach dem Ende einer Autobahn gefahren, berichtet AP. Das Model S rammte einen Honda Civic, dessen zwei Insassen starben; der Tesla-Fahrer und seine Begleiterin wurden nicht lebensbedrohlich verletzt.
Drastische Erinnerung für Tesla-Fahrer
Weder Tesla noch die Anwälte des Angeklagten noch die Staatsanwaltschaft wollten auf AP-Nachfrage Näheres zu dem Verfahren sagen. Den Unterlagen dazu soll sich aber entnehmen lassen, dass der Beschuldigte auf unschuldig plädiert hat. Die NHTSA erinnerte allgemein daran, dass derzeit noch kein Assistenzsystem existiere, das der Person am Steuer die Verantwortung abnimmt.
Auch Tesla hat auf Nachfrage einer anderen Behörde nach deren Aufzeichnungen erklärt, dass selbst seine neueste Autopilot-Betasoftware FSD nur eine Unterstützung ist. Die weit reichenden Fähigkeiten des Systems – und laut Kritikern auch unzureichende Vorkehrungen gegen Missbrauch – sorgen aber offenbar dafür, dass das manchmal in Vergessenheit gerät. Wie der Strafprozess gegen den Mann mit dem Model S in Kalifornien ausgeht, ist naturgemäß offen. Laut AP könnte er anderen Tesla-Fahrern aber auf jeden Fall als drastische Erinnerung daran dienen, dass sie sich auf keinen Fall ganz auf das Autopilot-System verlassen dürfen.