Dass Tesla selbst in dieses Segment einsteigt, ist vorerst unwahrscheinlich, aber laut dem vor kurzem veröffentlichten Master-Plan des Unternehmens muss auch der Flugverkehr umgestellt werden, um das Ziel von „nachhaltiger Energie für die gesamte Erde“ zu erreichen. Laut dem Plan geht Tesla davon aus, dass für 80 Prozent davon synthetische Treibstoffe benötigt werden, weil sich nur kürzere Distanzen elektrifizieren lassen. Ein neuer Rekord bei Lithium-Ionen-Batterien könnte allerdings auch elektrische Langstrecken-Flugzeuge realistisch machen.
Ziel von Tesla-Chef schon übertroffen
Für welche Art von Transport-Mittel Batterien geeignet sind, hängt außer natürlich vom Preis hauptsächlich von ihrer Energie-Dichte ab. Bei Elektroautos lassen inzwischen selbst mit der billigeren LFP-Chemie Reichweiten von mehren hundert Kilometern erreichen, und mit teureren Batterien wird in China auch die Marke von 1000 Kilometern schon genommen. Ihre Energie-Dichte beträgt bis zu 300 Wattstunden pro Kilogramm.
Tesla-CEO Musk sagte zu dem Thema im Jahr 2019, ab 400 Wattstunden pro Kilogramm sei Fliegen mit Batterien realistisch, und dieser Wert werde wohl bis Mitte der 2020er-Jahre erreicht. Tatsächlich aber ist sein eigener Batterie-Lieferant CATL schon jetzt weiter, wie er im April bei der Messe Auto Shanghai wissen ließ: Das chinesische Unternehmen stellte Batterien mit einer Energie-Dichte von 500 Wattstunden pro Kilogramm vor, die noch in diesem Jahr in Serie produziert werden sollen.
Mit der noch nicht im Detail erläuterten Technologie dahinter würden Grenzen durchbrochen, die lange die Entwicklung im Batterie-Sektor gehemmt hätten, erklärte CATL dazu, und stellte die „universelle Elektrifizierung von Wasser-, Land- und Luft-Transport“ in Aussicht. Und ungefähr zur gleichen Zeit veröffentlichten Forscher aus verschiedenen Bereichen der chinesischen Akademie der Wissenschaften einen Fachaufsatz, laut dem sie die Grenzen der Batterie-Technologie noch weiter getrieben haben.
Rekord-Batterie braucht mehr Zyklen
Die weitere Erhöhung der Energie-Dichte könne zu einer explosiven Entwicklung auf bestimmten Gebieten wie zum Beispiel elektrischem Flugverkehr führen, heißt es im frei zugänglichen Abstract des kostenpflichtigen Beitrags in Chinese Physics Letters. Mit hochleistungsfähigen Materialien und extrem fortschrittlichen Prozess-Technologien habe man bei wieder aufladbaren Lithium-Ionen-Batterien im Pouch-Format eine Dichte von 711,3 Wattstunden pro Kilogramm erreicht. Die besten heute verfügbaren Elektroauto-Batterien werden also um mehr als den Faktor 2 übertroffen.
Zumindest vom Gewicht her wäre damit eine Verdoppelung der Reichweiten möglich (die Dichte pro Liter hat sich ebenfalls verbessert), und mit der höheren Dichte ließen sich auch entsprechend größere Anteile des Flugzeug-Verkehrs erschließen. Allerdings handelt es sich anders als bei CATL mit seinen 500 Wattstunden pro Kilogram noch um reine Labor-Ergebnisse. Wie der Hauptautor des Aufsatzes der Publikation Physics World sagte, wurde mit der neuen Rekord-Batterie zum Beispiel noch keine hohe Zyklenzahl erreicht. Trotzdem könnte Tesla seine vorsichtige Schätzung für den Anteil des elektrischen Flugverkehrs bald anheben müssen.