Das US-Nachbarland Kanada scheint besonders großes Potenzial in der Batterie-Forschung und -Entwicklung zu haben – jedenfalls pflegt Tesla dort eine langjährige Partnerschaft mit dem bekannten Professor Jeff Dahn und hat mit Hibar System 2019 schon mindestens ein Akku-Startup aus dem Land übernommen. Und laut einem Bericht dürfte vor kurzem noch eine zweite Kanada-Akquisition hinzugekommen sein: Tesla soll um seinen Batterie-Tag im September 2020 herum erst Patente von Springpower International und dann das ganze Unternehmen gekauft haben.
Weniger Abwasser bei Tesla-Zellen
Der Kauf der Patente ist belegt, für die Komplett-Übernahme sprechen mehrere Indizien, berichtete am Dienstag die US-Seite Techcrunch. Die Patente soll Tesla einige Wochen vor dem Batterie-Tag für zusammen nur 3 Dollar gekauft haben. Eines davon beschreibe ein Verfahren zur Fertigung von Kathoden für Lithium-Ionen-Zellen, die normalerweise riesige Mengen verschmutztes Wasser hinterlasse.
Springpower soll das durch geschickte Mehrfach-Verwendung von Lösungsmitteln verändern, schreibt Techcrunch. Passend dazu habe Teslas Technikchef Drew Baglino beim Batterie-Tag eine Methode mit weniger Wasserbedarf und mindestens 75 Prozent niedrigeren Betriebskosten erwähnt (s. Grafik oben). Allerdings schien es dabei bislang um ein noch stärker verändertes Verfahren zu gehen, nämlich die Aufbringung von Elektroden-Material als Folie praktisch ohne Wasserverbrauch.
Über die Patente hinaus dürfte sich Tesla unabhängig davon inzwischen das ganze Unternehmen gesichert haben, berichtet die Tech-Publikation weiter – schon der niedrige Patent-Preis spricht für ein umfassenderes Geschäft. Eine Woche vor dem Batterie-Tag seien die Inhalte der Springpower-Website verschwunden und seitdem hätten mehrere dort tätige Forscher ihren Arbeitgeber auf LinkedIn in Tesla verändert, heißt es in dem Bericht. Bei CEO Michael Wang steht weiter Springpower International, aber er hat bei dem Job-Sozialnetz zuletzt vor allem auf Tesla-Themen reagiert.
Kathoden-Fabrik in USA geplant
Ein hochrangiger Manager von Springpower wollte auf Anfrage von Techcrunch eine mögliche Übernahme weder bestätigen noch dementieren und verwies auf das Tesla-Team für Öffentlichkeitsarbeit. Dass es dergleichen zumindest in den USA nicht mehr gibt, dürfte ihm bekannt sein. Jedenfalls war Tesla schon bei einer anderen Batterie-Übernahme in Kanada diskret vorgegangen: Im Herbst 2019 bestätigte erst eine Meldung in einem Lobby-Register, dass Hibar Systems jetzt eine Tesla-Tochter ist.
Um die eigene Batterie-Produktion mit neuen 4680-Zellen voranzutreiben, will Tesla nach Angaben vom Batterie-Tag unter anderem ein Kathoden-Werk in den USA bauen – Standort dafür dürfte die Gigafactory in Texas werden. Die erste Massenfertigung von Zellen plant Tesla laut CEO Musk in der deutschen Gigafactory bei Berlin; die Anträge sollen jetzt um die Zellproduktion ergänzt werden. Ein möglichst geringer Wasserbedarf dafür ist wichtig, denn die Reserven des zuständigen Versorgers sind schon mit der reinen Elektroauto-Fabrik fast ausgereizt.