Auf ihrer Website ist die Auto-Vermietung Sixt weiterhin voller Lob für die Fahrzeuge von Tesla, von denen es an vielen Stationen in Europa das Model 3 und das Model Y anbietet. Gegenüber Anlegern erklärte das Unternehmen allerdings schon Anfang November, dass veränderte Marktbedingungen für Elektroautos das eigene Ergebnis im dritten Quartal belastet hätten – und wurde laut einem Bericht jetzt noch deutlicher: Gegenüber Kunden soll Sixt insbesondere hohe Haltekosten für Autos von Tesla als Belastung angeführt haben.
Tesla soll Elektroauto-Restwerte drücken
Noch in diesem Juli bekräftigte ein Sixt-Vorstand, den im Vorjahr eingeschlagenen Elektroauto-Kurs fortsetzen zu wollen. Den Sommer 2022 über hatte der Vermieter erstmals im großen Stil Model Y aus der deutschen Tesla-Fabrik gekauft. Im September verkündete er ein Nachhaltigkeitsprogramm, das 70-90 Prozent E-Anteil in seiner europäischen Flotte in 2030 vorsieht. Dieses Ziel (das von vornherein auch aufladbare und einfache Hybride umfasste) sollte weiter gelten.
Neuerdings ist das aber wohl nur noch der Fall, wenn sich die Gewichte hin zu weniger reinen Elektroautos in der Flotte verschieben. Deren Restwerte seien allgemein wesentlich niedriger als bei Verbrennern und durch Rabatt-Aktionen „einiger Hersteller“ zuletzt zusätzlich unter Druck geraten, klagte Sixt in seiner Q3-Meldung. Außerdem seien die Listenpreise höher und Reparaturen teurer. Und auch die Nachfrage nach Elektroautos sei noch klar niedriger als die nach Verbrennern.
Namen nannte Sixt in der Mitteilung nicht, soll das aber jetzt gegenüber deutschen Kunden nachgeholt haben. Focus online veröffentlichte am Freitag Auszüge aus einer E-Mail, in der das Unternehmen darüber informiert, „dass wir derzeit keine weiteren Tesla-Fahrzeuge anschaffen“. Der Bestand in der eigenen Mietwagen- und Abo-Flotte werde zudem abgebaut. Als Gründe führt Sixt wie gegenüber den Anlegern höhere Listenpreise und Reparatur-Kosten sowie niedrigere Restwerte von Elektroautos an. Auch die Rabatt-Aktionen werden erneut erwähnt, hier aber mit dem Zusatz „im Falle von Tesla besonders deutlich“.
Model 3 und Y bei Sixt noch zu haben
Ein Ende jeglicher Tesla-Vermietung wird in dem Auszug aus der Sixt-Mail nicht angekündigt, aber trotzdem schreibt Focus online, man könne vorerst keine Elektroautos des US-Herstellers mehr dort mieten. Andere Marken wie BYD, wo Sixt 100.000 Fahrzeuge bis 2028 bestellt hat, sollen nicht betroffen sein. Auf der deutschen Website der Vermietung gab es am Freitag allerdings weiterhin eine Seite speziell zum Tesla-Mieten mit Model 3 und Model Y und noch keine für Elektroautos von BYD.
Die Kunden-Post von Sixt erinnert, wenn sie authentisch ist, an den US-Anbieter Hertz, der Ende 2021 überraschend den Kauf von 100.000 Elektroautos von Tesla angekündigt hatte. Die ersten Erfahrungen waren positiv, und Konkurrenten wie Sixt sprangen auf den Tesla-Zug auf. Nach dem dritten Quartal erwähnte Hertz jedoch mehrfache Preissenkungen und hohe Reparatur-Kosten bei Tesla als wichtige Gründe für verfehlte Gewinn-Erwartungen. An den insgesamt 100.000 Käufen will Hertz festhalten, verschob aber das Ziel, 2024 auf 25 Prozent Elektroauto-Anteil zu kommen.