Im vergangenen Jahr wurde viel über den baldigen Baubeginn für eine zweite Gigafactory in China spekuliert, doch eine Bestätigung blieb aus, und in diesem April kündigte Tesla statt einer weiteren Elektroauto-Fabrik erst einmal eine Megafactory für stationäre Akkus in dem Land an. Dennoch scheint auch der Ausbau der Produktionskapazität für Elektroautos noch nicht abgeschlossen: Laut einem Bericht hat Tesla angemeldet, in seiner chinesischen Gigafactory 50 Prozent mehr Antriebe zu produzieren als bisher – sowie testweise Batterien in einem bei dem Unternehmen bislang nicht genutzten Format.
1,25 Millionen Tesla-Antriebe pro Jahr
Diese Informationen seien einer Anmeldung von Tesla bei lokalen Behörden zu entnehmen, berichtete am Dienstag die Nachrichten-Agentur Reuters. Demnach sei eine Erweiterung der Gigafactory in Shanghai mit dem Ziel geplant, deren Kapazität für die Produktion von Antrieben auf 1,75 Millionen Einheiten pro Jahr zu steigern. Die aktuelle Kapazität wird mit 1,25 Millionen Antrieben angegeben, soll also um 40 Prozent steigen.
Dabei verwendet die Agentur den Ausdruck „powertrain units“, der als vollständiger Antrieb einschließlich Batterie und Getriebe zu verstehen sein dürfte statt nur als elektrischer Motor, von denen je nach Ausführung einer oder zwei in jedem Model 3 und Model Y stecken. Schon die aktuell 1,25 Millionen kompletter Antriebe sind deshalb mehr, als Tesla für die Elektroauto-Produktion in China benötigt. Diese Kapazität soll derzeit bei gut 1,1 Millionen pro Jahr liegen und wurde 2023 noch in keinem Monat voll ausgeschöpft. Im April zum Beispiel produzierte Tesla rund 85.000 Elektroautos in der lokalen Fabrik.
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Although production was suspended for a few days (perhaps two days) at the end of April due to the impact of the May holiday, Tesla's production number is quite high.
April production is 84,947 units. pic.twitter.com/wyEug1m8sN— Tsla Chan (@Tslachan) May 10, 2023
Allerdings liefert Tesla aus China zugleich komplette Akku-Pakete an die Gigafactory für Europa in Deutschland – neuerdings auch mit Batterien von BYD für die Basis-Version des Model Y. Die Antriebseinheiten für deutsche Model Y kamen anfangs ebenfalls aus Fernost, dürften inzwischen aber zumindest zum Großteil vor Ort entstehen.
Das Gleiche ist früher oder später für die Batterien geplant, weshalb die Erhöhung der Kapazität für komplette Antriebspakete in der chinesischen Gigafactory auch für mehr Elektroauto-Produktion im selben Land gedacht sein könnte. Zudem ist laut Reuters nicht klar, ob Tesla gegenüber den Behörden aktuelle Pläne beschrieben hat oder eher potenzielle. Recht konkret hören sich allerdings die Angaben zur Batterie-Produktion an, die nach Angaben der Agentur ebenfalls neu aufgetaucht sind: Tesla wolle eine Testlinie dafür aufbauen, mit einer Jahreskapazität von 20.000 Amperestunden.
Gigafactory mit Testline für Pouch-Batterien
Laut dem Bericht entspricht das in etwa der Kapazität eines Akku-Pakets für ein Model Y, also je nach Ausführung rund 60 oder rund 80 Kilowattstunden, was offensichtlich nicht viel ist – für seine Megapack-Fabriken und auch die Produktion eigener 4680-Batterien denkt Tesla sonst im Gigawattstunden-Maßstab. Zudem sollen auf der Testlinie in China so genannte Pouch-Batterien entstehen, also weder runde wie zunächst in allen Elektroautos von Tesla noch prismatische, wie sie inzwischen von CATL und neuerdings BYD kommen. Das Pouch-Format wird für manche Elektroautos anderer Hersteller genutzt und intensiv bei mobiler Computer-Technik – sowie in der Forschung, was zusammen mit der Mini-Kapazität dafür spricht, dass die Tesla-Anmeldung eher diesen Hintergrund hat.