Seit Ende März produziert die deutsche Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin Model Y Performance in Serie. Dabei macht sie genau wie die in China und die neueste in Texas von außen gar nicht den Eindruck, als sei sie schon fertig: Während innen Elektroautos entstehen, wird an und vor den Gebäuden noch kräftig gebaut. Die chinesische Fabrik soll so bald auf eine Kapazität von 1 Million Model 3 und Model Y pro Jahr kommen. Und in Deutschland will Tesla jetzt offenbar zusätzliches Land in Grünheide kaufen, um es für die Logistik seiner Gigafactory zu nutzen.
Tesla plant eigenen Güter-Bahnhof
Das aktuelle Gigafactory-Grundstück in Grünheide ist etwa 300 Hektar groß und wurde Anfang 2020 für gut 40 Millionen Euro vom Land Brandenburg an Tesla verkauft. Wie frühen Plänen zu entnehmen war, bietet es grundsätzlich Platz für vier der typisch langen Fabrik-Gebäude des Unternehmens, beantragt und gebaut wurde aber zunächst nur eines (s. Grafik oben). Doch jetzt will Tesla mehr Platz: Laut einem Bericht des RBB ist der Kauf von weiteren etwa 100 Hektar direkt östlich der bisherigen Fläche geplant.
Der Großteil des von Tesla anvisierten zusätzlichen Grundstücks gehört laut dem Bericht ebenfalls dem Land, ein kleiner Teil dem Strom-Versorger Edis, der mit einem Umspannwerk darauf unter anderem die Fabrik selbst versorgt. Ein Kaufpreis soll noch nicht feststehen. Außerdem werde für die Pläne ein veränderter Bebauungsplan gebraucht, den die Gemeinde-Vertretung von Grünheide beschließen müsse. Tesla wolle vorschlagen, mit den Schritten dafür im Juni zu beginnen. Auch die Zustimmung des Wasserverbands Strausberg-Erkner, der kaum noch Reserven für neue Projekte auf seinem Gebiet sieht, werde gebraucht, berichtet der RBB.
Die zusätzliche Fläche soll offenbar als Lager und für einen Güter-Bahnhof genutzt werden, um Material über die Schiene zu beziehen und fertige Elektroautos auf diesem Weg abzutransportieren. Vor Juni 2023 sei ein Bau-Beginn aber nicht zu erwarten, heißt es in dem Bericht weiter. Denn unter anderem könnten Bürger und Verbände Fragen und Anmerkungen einsenden. Nach einem langwierigen Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz wie für die Gigafactory selbst hört sich das nicht an, aber auch nicht nach der gewohnten und gewünschten Tesla-Geschwindigkeit.
Deutsche Gigafactory könnte wachsen
Laut RBB spricht das neue Kauf-Interesse aber dafür, dass Tesla das bisherige Gigafactory-Grundstück in Gänze für die Erweiterung der Produktion freihalten möchte. Zwischendurch war von längerfristig angestrebten 2 Millionen Elektroautos pro Jahr mit bis zu 40.000 Beschäftigten in Grünheide die Rede, die Anfang März erteilte Genehmigung bezieht sich aber nur auf bis zu 500.000 Autos pro Jahr. Angeblich sollte Tesla bereits konkrete Pläne für eine Verdoppelung der Produktion in Grünheide haben, die aber Anfang 2021 von CEO Elon Musk persönlich auf unbestimmte Zeit verschoben wurden. Nachdem die Fabrik dort jetzt läuft, könnte er sich inzwischen wieder umentschieden und den Fokus auf die Erweiterung gelegt haben.