Harald Kröger, als Geschäftsführer Mitglied des Top-Managements bei dem deutschen Auto-Zulieferer Robert Bosch GmbH, hat eine schlechte Nachricht für Tesla-Chef Elon Musk. Der hatte sich Mitte des Monats in einer Twitter-Nachricht über „extreme“ Knappheit bei bestimmten Automobil-Chips beklagt und als besonders problematisch Bosch und den asiatischen Hersteller Renesas genannt. Offenbar braucht Tesla also dringend auch Nachschub von dem deutschen System-Lieferanten – aber laut Kröger wird noch bis weit ins Jahr 2022 hinein Chip-Knappheit herrschen.
Chips für Elektroautos und Assistenten
In einem Gespräch mit dem Börsen-Sender CNBC nannte der Bosch-Geschäftsführer neben weltweiten Produktions- und Logistik-Problemen einen weiteren Grund dafür, warum Chips plötzlich so knapp sind: „Jedes Auto, das intelligenter wird, braucht mehr Halbleiter“, sagte er. Auch in Zukunft werde die Nachfrage mit der vermehrten Produktion von Elektroautos und autonomen Fahrzeugen noch zunehmen. Zusätzlich bräuchten speziell Elektroautos sehr effiziente und leistungsfähige Halbleiter, um möglichst viel Reichweite aus ihrem Akku herauszuholen.
Trotz der im Juli in Betrieb genommenen eigenen Chip-Fabrik in Dresden geht Kröger davon aus, dass die aktuelle Knappheit noch bis weit ins Jahr 2022 anhalten wird, wie er CNBC weiter sagte. Bosch werde die Produktion weiter erhöhen, um die Nachfrage zu bedienen, kündigte er an. Spezialisierte Chip-Hersteller wie Intel und TSMC wollen laut dem Bericht in den nächsten Jahren ebenfalls neue Fabriken bauen.
Eine darin genannte Schätzung eines UBS-Analysten zeigt anschaulich, um welche Dimensionen es dabei geht: Verbrenner sollen für ihren Antrieb Halbleiter im Wert von lediglich 80 Dollar benötigen, Elektroautos dagegen für 550 Dollar. Jedes statt eines Verbrenners verkaufte Elektroautos bedeutet also eine Versiebenfachung des Chip-Bedarfs für den Antrieb. Je stärker Hersteller wie nicht nur Tesla in die Richtung von autonomem (oder auch nur assistiertem) Fahren gehen, desto mehr Sensor- und Computer-Halbleiter brauchen sie zudem dafür.
Bosch-Geschäftsführer will mehr Vorlauf
Laut Kröger hängen die aktuellen Verwerfungen aber nicht nur mit einem einfachen Missverhältnis von Angebots- und Nachfragemengen zusammen. Die Zuliefer-Branche brauche in dem veränderten Umfeld längere Vorlaufzeiten, erklärte er. Bei manchen Halbleitern dauere die Produktion sechs Monate. Damit könne man kein System betreiben, in dem die Aufträge alle zwei Wochen eingehen, erklärte der Bosch-Geschäftsführer, womit er sich wohl auf die aktuelle Bestell-Praxis bezog. „Das funktioniert nicht“, sagte Kröger.