Im April 2000, als Tesla noch den Boden für den Bau seiner Elektroauto-Fabrik in Grünheide bei Berlin vorbereitete, gab Elon Musk den Himmel darüber frei: Nachdem ein jugendlicher Fan mit seiner Drohne Ärger bekommen hatte, erklärte der Tesla-Chef Flüge über das Gelände via Twitter für in Ordnung, und das Security-Personal vor Ort schritt nicht mehr ein. Vor einem Jahr wurde allerdings einem der bekannten lokalen Drohnen-Flieger über Giga Berlin wegen „Vertrauensbruchs“ die Erlaubnis entzogen. Und jetzt bekamen auch die verbleibenden von Tesla die Nachricht, dass mit Überflügen erst einmal Schluss ist.
Tesla-Sperre diesmal nicht selektiv
Darüber informierte am Freitag auf Twitter zunächst @wolfpackberlin, ein Duo, das seit drei Jahren sich und andere per Drohne über das Geschehen in Grünheide auf dem Laufen hielt. Tesla habe informiert, dass Flüge über Giga Berlin jetzt verboten seien, heißt es in der Nachricht. Einmal pro Quartal sollen sie in Zukunft stattfinden können, erklärten die Filmer. Das sei schade, weil sie jetzt nicht mehr die weitere Entwicklung mit einer zweiten Gigafactory-Phase und weiteren Expansion bei Tesla dokumentieren könnten.
Dass es sich dieses Mal nicht um eine selektive Sperre handelt, bestätigte am Samstag @tobilindh, der zweite lokale Beobachter mit regelmäßigen Drohnen-Überflügen bei Tesla, der nach der Verbannung von @Gf4Tesla verblieben war. „Es ist wahr“, schrieb er. Flüge über die Fabrik seien jetzt nicht mehr an jedem Wochenende erlaubt. Eine Nachfrage zu den möglichen Gründen beantwortete er zunächst nur knapp mit „Sicherheit“.
It's true. Drone flights above #GigaBerlin are not allowed on every weekend anymore.
I will continue my weekly time-lapse videos from outside and think about what other kind of videos I can make about #GigaBerlin.
I hope @Tesla will allow fly-overs again when phase 2 starts. https://t.co/d2s1LOw5qI
— Tobias Lindh (@tobilindh) February 18, 2023
Gegenüber teslamag.de erklärte @tobilindh ausführlicher, er sei mit der Mitteilung kontaktiert worden, dass Flüge über dem Gigafactory-Gelände nicht mehr erlaubt würden. Dafür habe die Kontaktperson Sicherheitsgründe angeführt. Aus der Baustelle sei inzwischen eine laufende Fabrik mit vielen Mitarbeitern geworden. Zudem gebe es dort aktuell ohnehin nicht mehr viel Veränderung zu sehen, zitierte @tobilindh die Tesla-Erklärungen. Auch er gab an, dass es künftig einmal pro Quartal eine Ausnahme geben soll, kannte aber noch nicht den ersten Termin.
Das vollständige Ende der wöchentlichen Gigafactory-Updates bedeutet die Tesla-Entscheidung aber nicht. Er habe angeregt, sie für die nächste Bauphase noch einmal zu überdenken und vielleicht Flüge nur über der neuen Fläche zu erlauben, erklärte @tobilindh. Öffentlich kündigte er außerdem an, er werde seine von außerhalb des Geländes gefilmte Video-Serie fortsetzen. Über einen Wechsel auf diese entferntere Perspektive denkt nach eigenen Angaben auch @wolfpackberlin nach und zeigte sich aber wenig begeistert davon, dankte aber Tesla für die bisherige Gelegenheit, die Community auf dem Laufenden zu halten.
Deutsche Gigafactory als Ausnahme
Mit den stark eingeschränkten Überflügen bildet die deutsche Tesla-Fabrik eine Ausnahme. Die Gigafactory in China hat ebenso ihre eigenen Drohnen-Beobachter wie das Stammwerk in Fremont und die neue Gigafactory in Texas. Weniger Luft-Aufnahmen scheint es von der gemeinsam mit Panasonic betriebenen Akku-Fabrik in Nevada zu geben. In Grünheider Kreisen wurde jetzt spekuliert, die Einschränkungen könnten auch damit zusammenhängen, dass auf Drohnen-Aufnahmen mehrere Male Regel-Verstöße von Tesla zu sehen gewesen seien – zuletzt das ungenehmigte Rammen von Pfählen für einen großen Solar-Carport (s. Foto oben). Um das zu entdecken, hätte es allerdings keine Drohne gebraucht, denn die Arbeiten fanden am südlichen Ende des Geländes von der Straße aus sichtbar statt.