Fast könnte man ein wenig mitleidig auf den Kona von Hyundai blicken. Seine Form ist betagt, und der Name selbst steht nicht allein für ein Batterie-Fahrzeug – ohne angehängtes Elektro gibt es ihn weiterhin auch als Verbrenner. Nichts halbes und nichts ganzes, könnte man also meinen, doch beim Test zeigte der Hyundai Kona Elektro durchaus Qualitäten. Und der Erfolg gibt ihm immer noch Recht, denn sogar vor dem optisch und technisch aktuelleren Ioniq 5 aus dem gleichen Haus landete er 2022 auf Platz 6 der meistverkauften Elektroautos in Deutschland.
Elektroauto mit kräftigem Antritt
Im Jahr 2021 wurde der Kona erstmalig nach seinem Debüt 2018 aufgefrischt (s. Foto oben). Nächstes Jahr soll eine zweite Generation kommen, wieder als Verbrenner, Elektroauto wie Hybrid. So modern wie der Ioniq 5 wird er auch außen nicht, soll aber nach ersten Fotos in dessen Richtung gehen, und bekommt ein ähnlich digitales Cockpit. Zu den kommenden Elektroauto-Kerndaten hat Hyundai noch nicht gesagt. Derzeit gibt es den Kona Elektro mit 64 Kilowattstunden oder 39,2 Kilowattstunden Akku-Kapazität ab 36.400 Euro. Wir waren mit der größeren Version unterwegs.
Der elektrische Kona ist sehr kräftig. Sein Antritt überfordert schnell den Vorderrad-Antrieb, wodurch die Reifen quietschend an Traktion verlieren. Nach kurzer Eingewöhnung findet man sich damit aber zurecht und meistens genau die Balance zwischen Vortrieb und Durchdrehen. Das macht wirklich Spaß und der Kona sprintet an der Ampel wunderbar spritzig los. In der stärksten Variante vergehen nur 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
In der Stadt erlebten wir den Kona Elektro in Bezug auf seine Abmessungen als hinreichend wendig und übersichtlich. Man könnte nicht behaupten, jeden Millimeter der Karosserie von innen perfekt abschätzen zu können, aber man liegt auch nicht ständig daneben. Das gefällt uns, auch weil wir andere Fahrzeuge kennen, bei denen das Einparken zum Glücksspiel wird.
Auf der Langstrecke wiederum erfreut das Hyundai-Elektroauto mit Reichweite. Man schafft knapp 400 Kilometer, was wirklich gut ist. Diese Einschätzung gilt allerdings nicht für die Möglichkeit, schnell zu laden. Der Kona Elektro nimmt maximal 100 kW an und in der Praxis eher weniger, was das Laden spätestens nach dem zweiten Ladestopp nervig langsam erscheinen lässt. Bei der neuen Kona-Generation wird Hyundai hier hoffentlich nachlegen; mehr Akku-Kapazität, Leistung oder Reichweite muss von uns aus gar nicht sein.
Kofferraum zeigt Verbrenner-Herkunft
Beim Fahrwerk ist im aktuellen Kona Elektro ein guter Kompromiss zwischen Komfort und Sport gelungen. Man ist wenig wankend in Kurven unterwegs, holpert aber auch nicht über Unebenheiten. Das macht Langstrecken angenehmer. Große wie kleine Fahrer finden bequem Platz. Dabei ist das Cockpit sehr altbacken, wenn auch gut überschaubar und schnell selbsterklärend. Manche Plastik-Details wirken etwas einfach, und die Verbrenner-Herkunft macht sich durch eingeschränkten Platz im Kofferraum und für die hinteren Passagiere bemerkbar. Mit diesen Einschränkungen ist das Paket gelungen. 13.677 Neuzulassungen in Deutschland von Januar bis November 2022 bestätigen das und bedeuteten Platz 6 in den Elektroauto-Charts.