Bilder: teslamag.de
In den Niederlanden sind Elektroautos ein viel häufigerer Anblick als in Deutschland – vor allem kurz vor Ende 2019 wurden dort reichlich Tesla Model 3 zugelassen, um noch eine besondere steuerliche Förderung mitzunehmen. Ladesäulen an öffentlichen Straßen sieht man beim westlichen Nachbarn ebenfalls häufiger, und auch mit Tesla-Superchargern ist das kleine Land viel dichter versorgt. Insofern ist vielleicht keine Überraschung, dass die Niederlande soeben als erstes Land der EU eine Station mit den neuen V3-Superchargern bekommen haben, die bis zu 250 Kilowatt abgeben. Bei einem kurzen Test von teslamag.de lud ein Tesla Model X allerdings langsamer als zuhause an älteren Superchargern.
Anderes Tesla Model X gibt auf
Ebenfalls im Unterschied zu Deutschland findet man Supercharger in den Niederlanden häufig in oder nah an Städten. Die neue V3-Station etwa steht in Rijswijk, einem großen Vorort des Regierungssitzes Den Haag (aber trotzdem zwischen zwei Autobahnen). Wegen der zentralen Lage muss man für die Zufahrt an einer Schranke einen Code eingeben, der auf dem Tesla-Bildschirm angezeigt wird.
Bei dem Besuch mit dem Tesla Model X von teslamag.de an diesem Sonntag herrschte nicht viel Betrieb an der V3-Station. Und mit seinem Interesse für die neue Tesla-Technologie war der Reporter dort ziemlich allein. Der Fahrer eines anderen Model X etwa wusste nichts von seinem Glück, sondern hatte einfach den am nächsten gelegenen Supercharger in der Navigation ausgewählt. Laden konnte er dort allerdings nicht: Er hatte keinen CCS-Adapter, der bei Model S und Model X für V3-Laden zwingend erforderlich ist. Anders als die bisherigen Supercharger hat die neue Generation kein zweites Kabel mehr mit Typ-2-Stecker.
Auch mit dem von teslamag.de ausgeliehenen CCS-Adapter hatte der Niederländer keinen Erfolg, obwohl es sich bei dem Tesla nach seinen Angaben schon um ein Raven-Modell aus 2019 handelte, das für CCS vorbereitet sein müsste. Frustriert fuhr er nach einigen Versuchen, bei denen die Lade-Leuchte am Model X stets blau blieb statt grün zu werden, wieder ab, um an einer langsamen Wechselstrom-Station in der Nähe genügend Energie für die Fahrt zum nächsten alten Supercharger zu beziehen; zu seinem Glück liegt er nur etwa 30 Kilometer entfernt.
Tesla Model 3 bei 205 Kilowatt
Keine Probleme hatten andere Model S und Model X, die nach und nach eintrafen, und auch nicht die beiden Tesla Model 3, die dort schon luden, als teslamag.de ankam. Die Besitzer des schwarzen Performance-Modells wussten allerdings ebenfalls nichts von der kleinen V3-Sensation in ihrer Heimat. Bereitwillig versuchten sie in der Tesla-App nachzusehen, ob dort die maximale Ladeleistung bei der aktuellen Sitzung verzeichnet ist, hatten sich aber bis zur Nachfrage nicht dafür interessiert. Immerhin der Besitzer eines weiteren Model 3 behielt seine Lade-Leistung im Auge und berichtete, dass sie bis zu 205 Kilowatt erreicht hatte.
Das dürfte tatsächlich ein neuer Rekord für Europa sein, aber eigentlich sollten es laut Tesla bei Model 3 (und Model Y) bis zu 250 Kilowatt sein; an V3-Superchargern in den USA wurde diese Spitzenleistung bereits dokumentiert. Aber um die Höchstwerte zu erreichen, muss alles perfekt sein – Akku-Temperatur, Ladestand, Außen-Temperatur und natürlich die lokale Strom-Versorgung.
Das Tesla Model X von teslamag.de hatte ebenfalls keine Probleme mit dem CCS-Laden (das zum Beispiel in Porsches Lade-Park in Leipzig nicht funktioniert hatte). Nur war wahrscheinlich der Akku nach einer Anreise über gut 200 Kilometer niederländische Autobahn mit 100 Stundenkilometern Tempolimit nicht warm genug, um mit voller Kraft Strom zu saugen: Enttäuschende 131 Kilowatt ab 23 Prozent Akku-Stand betrug der Höchstwert, und er blieb nicht einmal besonders lange erhalten. Dabei wird bei der V3-Technologie sogar das Ladekabel gekühlt, wie man an leichten Vibrationen des Kabels und summenden Säulen erkennen kann; das sollte längeres Laden mit hoher Leistung ermöglichen.
Rekord an altem Tesla-Supercharger
Weitere V3-Supercharger für die EU einschließlich drei Standorten in Deutschland werden von Tesla schon vorbereitet, sodass sich bald neue Möglichkeiten für Tests unter besseren Bedingungen ergeben dürften. Auch die erste V3-Station im Nachbarland dürfte zudem Besuch von Neugierigen bekommen, die gezielt prüfen wollen, was sie hergibt, und die Tesla-Welt darüber informieren.
Einstweilen aber gibt es von der kurzen Reise ins Elektroauto-Nachbarland immerhin einen kleinen Rekord an einem älteren Supercharger in Deutschland zu berichten: Ein wenig Strom wurde nach dem Laden in Rijswijk noch kurz vor der Ankunft wieder zuhause benötigt. Und an dem normalen Supercharger an der A2 bei Lauenau, vor dem ein gutes Stück Autobahn ohne Tempolimit liegt, lud unser Tesla Model X mit warmem und fast leeren Akku dann eine Zeitlang mit 140 Kilowatt. Mehr als 139 Kilowatt hatte es vorher an einer Tesla-Station noch nie genommen – vielleicht war der Zuschlag eine kleine Belohnung für die weite Anreise einschließlich Umweg über die Niederlande.