Mindestens ein und wahrscheinlich das erste Tesla Model Y hat weniger als zwei Monate nach dem Lieferstart in den USA bereits seinen Weg nach Deutschland gefunden. Das demonstrierte die Elektroauto-Vermietung nextmove direkt nach der Ankunft vor drei Tagen und reichte jetzt ein längeres Video mit ersten Fahrten in Teslas neuem Elektro-Crossover nach. Geschäftsführer Stefan Moeller hatte zuvor zwei Tage lang Gelegenheit, sich mit dem Model Y zu beschäftigen, wie er teslamag.de am Mittwoch erschöpft berichtete.
Tesla geht an Industrie-Kunden
Nextmove ist eine reine Elektroauto-Vermietung mit Hauptsitz in Leipzig, die schon das Tesla Model 3 frühzeitig auf eigene Kosten aus den USA nach Deutschland geholt hatte, um es neugierigen Kunden zu präsentieren und dann zu vermieten. Das Model Y dagegen hat sich der Vermieter vorerst selbst nur geliehen, laut Moeller von einem verbundenen Unternehmen, das auf US-Importe spezialisiert ist. In den nächsten Tagen werde der Tesla leihweise an weitere Kunden gehen, wohl aus der Autoindustrie, die sich wie bei allen neuen Modellen üblich dafür interessiere.
Vorher aber konnte Moeller den neuesten Tesla ausgiebig ausprobieren – und man könnte sagen, dass das Model Y die Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllt, selbst in einer negativen. Von den Fahr-Leistungen zeigt sich der nextmove-Geschäftsführer im Video angetan, wobei zusätzlich helfen könnte, dass es sich um die Performance-Version handelt. Das Fahrwerk beschreibt er als souverän und agil, aber nicht holperig, auch nicht bei einem Schlagloch, und weniger wankend als im „Dickschiff“ Model X. Auch für das Platz-Angebot vorne wie hinten bekommt das Tesla Model Y Lob von Moeller, der nach eigenen Angaben zwei Meter groß ist.
Wer allerdings gehofft hatte, nach mittlerweile vier Serien-Anläufen mit neuen Elektroautos hätte Tesla gelernt oder sich angewöhnt, eine perfekte Verarbeitung zu liefern, wird enttäuscht – und wer die Tesla-Qualität schon immer mangelhaft fand, wird sich bestätigt sehen. Moeller zeigt einen Spalt an der Heck-Klappe, in den er seinen Finger stecken kann, eine leicht abstehende Spoiler-Lippe und Farb-Abweichungen zwischen rotem Blech und Plastik.
Auch der erste Autobahn-Test bei Tempo 130 verläuft wie erwartet: Die Fahrt ist stabil und „nicht lauter als in einem Tesla Model 3“, was dem Vernehmen nach nicht allzu leise ist. Bei 150 wird der Wind „ein bisschen lauter… naja, wird schon lauter“, sagt Moeller vorsichtig, als wolle er keinem Tesla-Fan auf die Füße treten. Aber obwohl manche ihn seit einem öffentlichen Streit um 100 bestellte Model 3 vor einem halben Jahr und vielen Videos mit anderen Elektroautos für einen Tesla-Feind halten, zeigt er sich nachsichtig: Das Model 3 sei es auch etwas lauter gewesen, als die Passform des Daches noch nicht optimal gewesen sei, und Tesla habe wohl Potenzial, auch „das Model Y noch ein bisschen leiser zu kriegen“.
„Teslas Kassenschlager und Weltauto“
Marktchancen für den Tesla-Crossover sieht der Elektroauto-Experte auch so reichlich. In Deutschland werde das Model Y mit großem Akku und Allrad mit 59.600 Euro wohl nur 1500 Euro mehr kosten als ein entsprechendes Model 3, erklärt er. Der direkte Vergleich auf der Tesla-Homepage könne hier in die Irre führen, weil beim Model 3 der Hersteller-Anteil zur Umweltprämie schon abgezogen sei. Eine Variante des Model Y mit nur Heckantrieb und kleinerem Akku werde wohl „nah an die 40.000 ranrutschen“. „Das hier wird Teslas neuer Kassenschlager und Teslas Weltauto vermutlich“, sagt Moeller im Video mit entschlossenem Blick voraus.
Für weitere Test einschließlich Reichweite und Verbrauch verweist er auf kommende Videos. Auf Anfrage von teslamag.de erklärte er, das wohl erste Tesla Model Y in Deutschland oder gar Europa (es könnte noch andere stille Importe gegeben haben) leider nicht für einen eigenen Test bereitstellen zu können. Nicht einmal den Namen des Import-Partners wollte er nennen – damit der nicht von Anfragen privater Tesla-Interessenten überrannt werde.