Tesla-Chef Elon Musk ist wieder einmal spät dran. Im Dezember 2021 gab er europäischen Kunden, die sich im Vergleich zu Nordamerika vernachlässigt fühlen, auf Twitter die Zusage, dass das Autopilot-System im Rest der Welt im März signifikante Verbesserungen bekommen solle. Das wurde allgemein als März 2022 verstanden, doch der kam und ging, ohne dass sich in dieser Hinsicht viel tat. So fehlt dem Autopilot-System in Deutschland bislang die Fähigkeit, Tempolimits von Schildern abzulesen, statt sie (häufig falsch) aus einer Datenbank zu beziehen – doch mit dem nächsten Tesla-Update soll sich das ändern. Aktualisierung: Erste Tesla-Kunden in Deutschland haben die neue Software bekommen (s. ganz unten).
Tesla-Software 2023.2 intern im Test
Die meisten gewöhnlichen Tesla-Fahrer dürften derzeit die Software-Version 2022.44.30 auf ihren Elektroautos haben, die nur Fehler-Behebungen für das vor Weihnachten veröffentlichte Update mit neuen Infotainment-Funktionen und einem Track-Modus für das Model Y Performance zu enthalten scheint. Spürbare Autopilot-Verbesserungen dagegen gab es in Deutschland schon lange nicht mehr, sondern eigentlich eher Verschlechterungen: Im Juni 2022 beschnitt ein Update das automatische Navigieren mit Autopilot, und im September stellte Tesla auch Fahrzeuge mit eingebautem Radar-Sensor auf reine Kamera-Auswertung um.
In diesem „vision only“ liegt laut Tesla die Zukunft, doch in der Gegenwart bezieht das System auf deutschen Autobahnen seine Tempo-Daten immer noch aus Datenbanken, obwohl die Erkennung per Kamera bei anderen Herstellern wie zum Beispiel VW weitgehend zuverlässig funktioniert. Das einst führende Autopilot-System geriet also in Hintertreffen. Doch jetzt scheint sich das zumindest bei der Tempolimit-Erkennung zu ändern: Nach Informationen von teslamag.de wird derzeit die Software-Version 2023.2 getestet, die diese Funktion auf deutschen Autobahnen verfügbar macht.
„Der Geschwindigkeitsassistent nutzt nun die Fahrzeugkameras, um Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder zu erkennen. Dadurch wird die Genauigkeit der Geschwindigkeitsbegrenzungsdaten auf Landstraßen und Autobahnen in ausgewählten Ländern erhöht“, heißt es etwas sperrig in den Versionshinweisen zu der neuen Tesla-Software. Zu sehen waren sie in deutscher Sprache auf einem Tesla in Deutschland – also dürfte die Bundesrepublik zu den „ausgewählten“ Ländern gehören.
Autopilot-Update in 1-2 Wochen geplant
Wie gut die Tempolimit-Erkennung per Kamera funktioniert, ließ sich noch nicht in Erfahrung bringen – die Software 2023.2 soll erst seit wenigen Tagen auf einigen Test-Fahrzeugen installiert sein. Neu für ganz Europa ist die Funktion nicht: Im vergangenen Juli kam sie mit dem Update auf 2022.20.5 bereits zu Tesla-Kunden in Großbritannien, Italien und den Niederlanden. Tesla-CEO Musk hatte die angekündigten weltweiten Autopilot-Verbesserungen von regulatorischen Zulassungen abhängig gemacht, aber Unterschiede innerhalb der EU dürfte es hier eigentlich nicht geben.
Ebenfalls offen blieb zunächst, welche weiteren Ländern außer Deutschland mit Version 2023.2 die visuelle Tempolimit-Erkennung bekommen sollen. Wenn die aktuellen Tests gut verlaufen, solle sie aber in ein bis zwei Wochen als nächstes Update an die Elektroautos der Kunden geschickt werden, war dazu zu erfahren. Nachdem Tesla im November 2022 zumindest den zuvor intensiv kritisierten Fernlicht-Assistenten überarbeitet hatte, der beim Fahren mit Autopilot-Hilfe automatisch aktiviert wird, scheint jetzt also tatsächlich eine echte Verbesserung bei dem Fahrassistenten selbst anzustehen.
Update: Neue Software für Tesla-Kunden
Aktualisierung: Am Mittwoch meldeten erste Kunden in Deutschland, das Tesla-Update mit der Tempolimit-Erkennung auf Autobahnen bekommen zu haben. Verteilt wird offenbar die Software-Version 2023.2.0.5, also eine neuere als die, die zuvor intern getestet wurde Die Beschreibung zu der neuen Funktion entspricht aber der in der Test-Version. Laut Tracker-Diensten wurde die Erkennung zudem auch in Spanien eingeführt. Erfahrungsberichte von Kunden stehen noch aus. Nach Angaben einer über die Tests informierten Person gegenüber teslamag.de funktionierte die Erkennung bei klassischen Schildern auf der Autobahn gut, für wechselnde Tempolimits auf digitalen Anzeigen sei sie aber noch nicht ausgelegt.