Wie umweltfreundlich ein Elektroauto wirklich ist, hängt stark davon ab, welche Art von Strom für die Herstellung insbesondere der Akkus und später zum Aufladen beim Fahren verwendet wird. Einen Schritt weiter gedacht, kommt es aber auch darauf an, welche Verkehrsmittel die Belegschaft einer Auto-Fabrik verwendet, um zu ihrer Arbeit zu kommen. Die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin könnte sich in dieser Hinsicht als besonders sauber erweisen: Zwar bekommt sie auch tausende Parkplätze (immerhin hunderte davon mit Elektroauto-Lader), aber zusätzlich soll sie per Bahn und mit Radwegen aus allen Richtungen angebunden werden.
Fahrrad-Netz zu Tesla in 3 Phasen
Der Fahrrad-Aspekt geht aus einem Dokument des Tesla-Landkreises Oder-Spree hervor, das in dieser Woche nach einer Ausschuss-Sitzung veröffentlicht wurde. Demnach plant der Kreis die Fahrrad-Anbindung der Gigafactory in drei Phasen. Bis zur Eröffnung (die Tesla am Montag semi-offiziell auf Ende dieses Jahres verschoben hat) soll es zum Teil temporäre Radwege geben, bis 2025 besser ausgebaute und bis 2030 ein ganzes Netz für Fahrrad-Fahrer aus allen Richtungen, in dessen Zentrum die Tesla-Fabrik liegt.
Bis dahin könnte sie etwa viermal so groß sein wie aktuell beantragt. Für die erste Phase seines deutschen Gigafactory-Projekts hat Tesla einen Beschäftigten-Bedarf von 12.000 Personen genannt, wobei zum Start wohl nur gut die Hälfte benötigt wird. Auf längere Sicht und einschließlich der zusammen mit der Verschiebung in dieser Woche bestätigten Batterie-Fertigung vor Ort sollen bis zu 40.000 neue Jobs entstehen.
Einiges an Radwegen in der Umgebung der Gigafactory im Grünheider Gewerbegebiet Freienbrink-Nord ist schon vorhanden, aber bis zum Start der Produktion dort will der Kreis Lücken schließen. So „wünscht“ Tesla laut dem Planungsdokument eine Verbindung zwischen dem Ende eines neu anzulegenden Weges, der bis zur A10 östlich der Fabrik reicht, bis direkt zu ihrem Eingang. Auch ein Radweg vom Regional-Bahnhof Fangschleuse (der später noch verlegt werden soll) direkt durch den restlichen Wald zu Tesla ist für den Anfang geplant. Südlich der Fabrik soll eine 5 Meter breite Fahrrad-Überführung über die L38 entstehen. Die Kosten dafür werden grob mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
Mehr Zeit durch Gigafactory-Verschiebung
Über Zwischenschritte bis 2025 soll Tesla dann bis 2030 aus allen größeren Ortschaften in einem Umkreis von 15-20 Kilometern direkt per Fahrrad erreichbar sein. Gute Wege-Angebote machen es zu einer „echten Alternative“ für das Pendeln zur Arbeit, sagte dazu im vergangenen August ein Tesla-Vertreter mit Erfahrungen aus den Niederlanden im Brandenburger Landtag. In diesem März klagte der lokale Kreisverband der Grünen, die Planung dafür gehe viel zu langsam voran. Doch mit der Verschiebung des Tesla-Produktionsstarts in Grünheide auf Ende dieses Jahres ist zumindest mehr Zeit für die Fahrrdad-Vorbereitungen gewonnen.