Was passiert, wenn ein etablierter Hersteller vor allem von schweren Pickups und SUV eine umstrittene Verbrenner-Marke elektrisch wiederbelebt? Das wird die Welt bald sehen können, zunächst vermutlich nur als Prototypen oder sogar Computer-Grafik in diesem Herbst, ein Jahr später aber real auf den Straßen: Dann kommt nach neuen Angaben der GMC Hummer EV aus dem US-Konzern General Motors (GM), der die Marke Hummer 2010 nach gescheiterten Verkauf-Versuchen schon beerdigt hatte. Positioniert wird der breite Elektro-Pickup nach Einschätzung des Blogs TechCrunch zwischen dem konventionellen sowie sehr geländegängigen Ford Bronco und Teslas supermodernem Cybertruck.
Elektroautos nach Tesla-Vorbild
Gerüchte über eine mögliche Wiedererweckung der Marke Hummer kamen schon Mitte 2019 auf, also bevor Tesla im November seinen Cybertruck zeigte (angekündigt war er aber lange vorher). Denn auf der einen Seite schienen die so breiten wie durstigen Geländewagen auf zunächst militärischer Basis nicht mehr in die Zeit zu passen. Auf der anderen Seite will auch GM mittlerweile in die Elektroauto-Zukunft. Tesla befindet sich dort schon – und hat gezeigt, dass man mit spektakulären Fahrleistungen Kunden in die neue Welt locken kann, ohne seine Öko-Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Etwas Ähnliches scheint GM jetzt mit dem Hummer EV vorzuhaben. Er kommt unter der Marke GMC für das Pickup- und Gelände-Segment, das auch Tesla mit dem Cybertruck erst gegen Ende 2021 bedienen will. In einem aktuellen Lock-Video für den Elektro-Hummer wird eine Beschleunigung von 0-60 Meilen pro Stunde in 3 Sekunden versprochen, also nur eine Zehntelsekunde langsamer als bei Teslas schnellstem Cybertruck mit Plaid-Antrieb. Auch der angekündigte Adrenaline Mode hört sich verdächtig nach Teslas heutigem Ludicrous und späterem Plaid an. Und GM erwähnt seinen Ultium-Akku, der nach früheren Angaben Kapazitäten bis zu 200 Kilowattstunden haben soll.
Fully charged. Fully electric. Ready to change the game forever. The First Ever #GMCHummerEV. Reveal & Pre-Order Fall 2020. pic.twitter.com/JrLTKnCVEi
— GMC (@GMC) July 29, 2020
Auch Tesla hat für den Cybertruck angekündigt, er werde sportlicher sein als ein Basis-Porsche 911. Als Nutzwert-Referenz wiederum wählte CEO Elon Musk den Ford F-150, zusammen mit Verwandten seit langem Pickup-Marktführer in den USA. Der Vergleich des E-Hummer stattdessen mit dem Ford Bronco, also einem Geländewagen, wurde jetzt nicht von GM selbst, sondern von TechCrunch gezogen. Aber er erscheint treffend und zeigt, dass die Elektroauto-Reinkarnation etwas anders positioniert werden dürfte als Teslas erster Pickup.
Viel Konkurrenz für Tesla-Pickup
Für europäische Verhältnisse übertrieben groß wirken zunächst beide, in weiten Teilen der USA aber könnte die Größe bestens ankommen. Der Hummer EV bekommt neben dem Adrenalin-Modus zudem auch einen Crab-, also Krebs-Modus (und für den Lifestyle-Aspekt ein modulares Glas-Dach). Zusammen mit dem hohen sofortigen Drehmoment von Elektromotoren verspricht dieser höchste Gelände-Gängigkeit, wenn auch der Rest des Fahrzeugs darauf ausgelegt ist. In diesem Herbst will GMC den Elektro-Hummer zeigen und dann auch die Vorbestellungen öffnen. Damit bekommt Tesla bei schweren Pickups und SUV als Elektroautos zunehmend Gesellschaft, denn neben Ford will auch das Startup Rivian bald beides auf den US-Markt bringen.