Beide sind fast unvorstellbar reich, und beide haben sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben: Elon Musk versucht mit Tesla, Straßenverkehr und Energie-Versorgung auf eine nachhaltige Basis zu bringen, Bill Gates investiert massiv in saubere Energie und hat soeben ein Buch über eine drohende Klima-Katastrophe sowie Maßnahmen dagegen vorgelegt. Trotzdem scheinen sich die beiden Milliardäre spätestens, seitdem Gates Anfang 2020 statt eines Tesla einen Porsche Taycan kaufte, nicht gut zu verstehen. Vor kurzem erzählte Musk sogar, nach seinen Informationen habe Gates an der Börse massiv gegen Tesla spekuliert. Darauf angesprochen, gab der Microsoft-Gründer jetzt eine ausweichende Antwort.
„Riesige Short-Position in Tesla“
Seinen Verdacht äußerte Tesla-Chef Musk vergangene Woche in einem langen Interview mit dem Podcaster Joe Rogan. Zunächst ging es darin um einen Blog-Beitrag von Gates von vergangenem September, in dem er die Fortschritte bei Elektroautos lobte, aber auch schrieb, für Fern-Lastverkehr, Schiffe und Flugzeuge würden Batterien „wahrscheinlich nie“ leicht genug werden. Gates habe keine Ahnung gehabt, wovon er spreche, wiederholte Musk dazu. Er glaube aber nicht, dass der Microsoft-Gründer mit der Aussage böse Absichten verfolgt habe.
Allerdings erwähnte Musk auch, er habe gehört, dass Gates einmal eine große Short-Position in der Tesla-Aktie besessen, also mit Leerverkäufen auf fallende Kurse spekuliert habe. Diese Information habe er von Bekannten bekommen, die sich gut mit der Situation auskennen würden. Ob sie stimme, wisse er nicht, sagte Musk. Aber er habe nachgefragt, ob das sicher sei, und die Antwort habe „Ja, er hat eine riesige Short-Position in Tesla“ gelautet.
Diese Verdächtigung von Musk gegen seinen Philanthropen-Kollegen sorgte für einiges Aufsehen. Nachdem sie eine Weile unkommentiert blieb, bekam Gates am Donnerstag in einem TV-Interview Gelegenheit, direkt dazu Stellung zu nehmen. Darin lobte er Musk und seine Arbeit mit Tesla als „fantastisch“. Wahrscheinlich habe keine andere Person einen größeren Beitrag dazu geleistet, zu zeigen, wie Elektroautos Teil des Vorgehens gegen Klimawandel sein könnten, sagte er – „wir brauchen mehr Elon Musks“.
Ausweichende Antwort auf Musk-Vorwurf
Ein klares Dementi zu dem Leerverkauf-Vorwurf kam von Gates aber nicht. Vom Moderator direkt darauf angesprochen, zögerte er kurz und sagte dann nur allgemein „ich spreche nicht über meine Investitionen“. Musk könne stolz auf seine Leistungen sein, wiederholte Gates. Allerdings hatte er vorher durchaus konkrete Investitionen erwähnt: Er habe in Impossible Foods, Beyond Meat und Quantumscape investiert, um deren Arbeit zu unterstützen, und sie hätten sich zu sehr erfolgreichen Unternehmen entwickelt, sagte er vor der Tesla-Frage.
Verboten sind Leerverkäufe trotz wiederholter Forderungen von Musk in dieser Richtung nicht. Dennoch halten viele sie für unmoralisch, weil man darüber von negativen Entwicklungen bei Unternehmen profitieren kann. Konkret mit Blick auf Tesla wird Short-Spekulanten deshalb gern vorgeworfen, sie würden Musks Arbeit gegen den Klimawandel sabotieren. Zum grünen Image von Gates würden Tesla-Leerverkäufe deshalb nicht gut passen – abgesehen davon, dass man damit zumindest von Ende 2019 bis vor kurzem finanziell fast nur verlieren konnte.