In Europa beteiligt sich Volkswagen über das Joint-Venture Ionity freiwillig am Aufbau der für Elektroautos nötigen Infrastruktur, in den USA wurde der Konzern im Rahmen eines Vergleichs im Diesel-Emissionsskandal dazu gezwungen: Innerhalb von zehn Jahren muss er zwei Milliarden Dollar in Ladestationen und Aufklärung investieren und hat dafür die Tochter Electrify America gegründet. Die bezeichnet sich inzwischen als Betreiber des größten offenen Gleichstrom-Ladenetzes im ganzen Land – und zeigt zumindest intern wenig Berührungsängste gegenüber Tesla.
VW-Tochter nutzt Akkus von Tesla
Anders als in Europa können Tesla-Fahrer in den USA das fremde CCS-Netz nicht nutzen, denn ihre Elektroautos haben dort einen proprietären Anschluss, in den nur der Supercharger-Stecker passt. Mit einem Adapter – wie in Europa derzeit für Model S und Model X – könnte sich das bald ändern. Ohnehin aber gibt es auf einer anderen Ebene schon jetzt eine enge Verbindung zwischen Tesla und Electrify America (EA): Die VW-Tochter nutzt Powerpack-Akkus von Tesla, um die Strom-Kosten an vielen ihrer Standorte zu reduzieren.
Anfang 2019 gab es sogar eine offizielle Vereinbarung und Mitteilung dazu: Um die eigenen schnellen Stationen effizienter zu machen, sei das Tesla Powerpack die ideale Ergänzung, erklärte damals der Chef von EA. An mindestens 100 Standorten sollten die Akku-Einheiten von Tesla installiert werden. Im September 2020 bezeichnete der CEO sie als „super-hilfreich“ und kündigte an, nach den ersten 100 Ladestationen möglicherweise noch mehr mit Tesla-Speichern auszustatten.
Vorher war allerdings aufgefallen, dass EA offenbar nicht unbedingt jeden mit der Nase darauf stoßen möchte, dass für einen kosteneffizienten Betrieb die Hilfe von Tesla benötigt wird. Ein Techniker wurde dabei beobachtet, wie er bei der Installation das Tesla-Logo von einem Powerpack-Schrank entfernte. Von einem Tesla-Fahrer darauf angesprochen, erklärte er, das werde bei allen Stationen mit Absicht so gehandhabt. EA ließ dazu wissen, es sei kein Geheimnis, dass man Tesla-Akkus nutze, und verwies auf die Mitteilung von 2019 dazu.
140 Powerpack-Installationen bei EA
Seitdem ging die Kooperation offenbar weiter und wurde vergrößert, denn vergangene Woche meldete EA, jetzt Batterie-Speicher an mehr als 140 seiner Ladestandorte installiert zu haben. Zusammen hätten sie eine Kapazität von gut 30 Megawattstunden, was die größte Kombination von Laden und Speichern bei einem ultraschnellen Netz darstelle. Auf diese Weise könne man Standorte auch dort aufbauen, wo hohe Strom-Kosten das ansonsten verhindern würden – mit den Akkus lässt sich die maximale Anschluss-Leistung eines Standorts begrenzt halten, die bei hohen Werten sonst teuer wird. Dass diese Unterstützung von Tesla kommt, wird in der neuen EA-Mitteilung allerdings nicht mehr erwähnt – und auf einem Foto dazu (s. oben) ist zwar ein Powerpack-Schrank zu sehen, aber nicht der Teil mit Tesla-Logo.