In Europa beteiligt sich Volkswagen zusammen mit BMW und Daimler über das Joint-Venture Ionity freiwillig am Aufbau eines schnellen Lade-Netzes für Elektroautos, in den USA hat sich die dortige VW-Tochter im Rahmen einer gerichtlichen Einigung im Diesel-Betrugsskandal dazu bereit erklärt. Insgesamt 2 Milliarden Dollar soll die Lade-Tochter Electrify America in ein Netz aus 500 Stationen in den ganzen USA investieren. Ein interessanter Nebenaspekt dabei ist, dass für einen Teil dieses Geldes stationäre Akkus von Tesla angeschafft wurden. Und wie jetzt bekannt wurde, ist Electrify America sehr zufrieden mit der Tesla-Technik und denkt darüber nach, über die bislang geplanten 100 Stationen hinaus noch weitere Powerpacks anzuschaffen.
Kooperation mit Tesla seit 2019
Dass Electrify America bei seinen Stationen mit Akkus des (indirekten) Konkurrenten Tesla arbeiten will, gab die VW-Tochter Anfang 2019 selbst bekannt: An 100 eigenen Standorte würden im Lauf des Jahres Tesla Powerpacks mit je 350 Kilowattstunden Kapazität installiert, hieß es damals. Auf diese Mitteilung wies Electrify America vor kurzem noch einmal hin, nachdem bekannt wurde, dass ein Techniker bei der Installation von Akkus an den Stationen Tesla-Logo und -Schrift darauf entfernt hat, was sogar systematisch geschehen soll.
Über dieses Thema sprach der Blog Electrek mit dem Electrify-CEO jetzt nicht, sondern nur allgemein über die Erfahrungen mit den Tesla-Akkus. Und darin äußerte sich Giovanni Palazzo erneut sehr positiv über die Technik von Tesla. Bislang seien an 60 Stationen Powerwalls installiert, sagte er, bis Ende dieses Jahres seien 100 bis 120 geplant. Der ursprüngliche Zeitplan scheint also nicht eingehalten worden zu sein, aber die Zahl der Tesla Powerpacks schon jetzt nicht mehr auf 100 beschränkt.
Mehr Tesla-Akkus könnten folgen
Als „super-hilfreich“ bezeichnete Palazzo die Tesla-Akkus an seinen Lade-Stationen. Zum einen würden sie die eigenen Strom-Kosten senken, zum anderen auch das Netz entlasten, sagte er. Wenn die ersten 100 Standorte damit ausgestattet seien, werde die Powerpack-Partnerschaft mit Tesla möglicherweise noch erweitert. Laut Electrek dienen die Akkus vor allem dazu, besonders hohe Preise bei Nachfrage-Spitzen zu vermeiden. Wenn der Strom in solchen Zeiten vom Tesla-Akku komme statt aus dem Netz, könne das mehrere hundert Dollar Ersparnis pro Fall bedeuten.
Vor diesem Hintergrund wirft Electrek die Frage auf, warum Tesla seine Powerpacks oder auch die noch größeren Megapacks nicht auch für die eigenen Supercharger-Stationen verwendet. Wenn Electrify America damit insgesamt Geld sparen kann, müsste das für Tesla selbst tatsächlich erst recht gelten.
There are some installed already, but full rollout really needs Supercharger V3 and Powerpack V2, plus SolarCity. Pieces now in place.
— Elon Musk (@elonmusk) December 24, 2016
CEO Elon Musk hat die Installation von eigenen Akkus (sowie Solar-Anlagen) an Superchargern sogar schon Ende 2016 in Aussicht gestellt. Richtig beginnen werde sie mit der Einführung von V3-Superchargern, schrieb er damals auf Twitter. Mittlerweile ist die V3-Umstellung selbst in Deutschland in Gang gekommen, aber Akkus an Tesla-Superchargern sind weiter eine seltene Ausnahme. Eine davon wird es bald bei Hilden zu sehen geben: Dort baut ein lokaler Bäckerei-Unternehmer einen großen Ladepark mit Tesla- und Fastned-Stationen – und zwei großen Akkus, die aber nicht von Tesla stammen, sondern von dem deutschen Unternehmen Tesvolt.