Allein den vergangenen drei Monaten hat sich die Zahl der deutschen Supercharger-Standorte von Tesla um etwa 10 Prozent erhöht, und überwiegend bis Jahresende sollen laut der Anfang Mai aktualisierten Planung 79 weitere hinzukommen. Aber auch bei anderen Lade-Anbietern geht der Ausbau rapide weiter. So gibt es mittlerweile außer Tesla drei Betreiber mit mehr als 100 Standorten für schnelles Elektroauto-Laden in Deutschland. Gleichzeitig werden ihre Ladestellen größer: EnBW etwa hat jetzt eine weitere Strom-Station in Betrieb genommen, die nach Ansicht des Unternehmens die Bezeichnung XXL verdient.
Tesla und EnBW zusammen bei Lauenau
Der neue XXL-Ladepark von EnBW befindet sich etwa 40 Kilometer westlich von Hannover an der A2 bei Lauenau und ist damit auf gewisse Weise in guter Gesellschaft: Schon seit 2014 steht hier eine Supercharger-Station von Tesla, die inzwischen auf 12 Säulen erweitert wurde. Das wird von EnBW jetzt übertroffen: Während der Energie-Versorger anfangs auf recht überschaubare Standorte setzte, hat er zuletzt zu klotzen begonnen. Der neue Park bei Lauenau bietet nach den Angaben dazu 20 Punkte für Laden mit bis zu 300 Kilowatt. Wie einige andere von EnBW ist er außerdem mit einem Dach ausgestattet, das sowohl vor Regen und Sonne schützt, als auch Photovoltaik-Strom produziert (s. Foto oben)
Der wievielte Park in Deutschland es ist, verrät das Unternehmen in seiner Pressemitteilung nicht. Doch solche Zahlen erfasst regelmäßig der Twitter-Account @schnellladepark und kam zuletzt auf 119 EnBW-Stationen mit mindestens dreimal 150 Kilowatt. Auf den zweiten Platz hat sich mittlerweile Aral Pulse mit 112 solcher Standorte gesetzt, gefolgt von Ionity mit 106. Weil Tesla seine deutschen Supercharger noch nicht für fremde Elektroautos geöffnet hat, stehen sie nicht in dieser Übersicht.
https://twitter.com/schnellladepark/status/1522075110970175488
Bei der letzten Zählung durch teslamag.de war die Zahl der deutschen Tesla-Standorte mit 125 noch etwas höher als bei allen freien Anbietern. Die größten Stationen betreiben mittlerweile aber andere. So gibt es in Zusmarshausen den Sortimo-Innovationspark mit 60 schnellen Ladepunkten (plus 12 Supercharger-Säulen), und Ende 2021 nahm EnBW am Kamener Kreuz den mit 52 schnellen Ladepunkten größten der eigenen Marke in Betrieb. Auch den erreicht man über dieselbe Autobahn-Ausfahrt wie einen frühen Supercharger-Standort von Tesla, aber er befindet sich anders als jetzt in Lauenau nicht auf demselben Autohof.
Mehr Infrastruktur für Elektroauto-Laden
Die zunehmende Dichte spricht dafür, dass inzwischen auch andere Anbieter für lang anhaltendes Elektroauto-Wachstum planen. Unter anderem dadurch sind Supercharger für Tesla-Fahrer nicht mehr automatisch die erste Wahl für schnelles Laden, zumal die Preise dort in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen sind, während das einst teure Ionity-Netz über Abo-Angebote billiger wird. Als besonderer Tesla-Vorteil gilt bislang, dass man wegen der großzügig dimensionierten Standorte mit hoher Wahrscheinlichkeit stets eine freie Ladesäule vorfindet, aber dieser Vorsprung wird kleiner. Hinzu kommt die Supercharger-Integration in die Routenplanung, bei der andere Elektroauto-Hersteller zusammen mit den Lade-Betreibern wohl noch am meisten aufzuholen haben.