So wie manchen aufstrebenden Unternehmer zog es Elon Musk zuerst ins Silicon Valley, doch im Verlauf der ersten Coronavirus-Welle ab Anfang 2020 zeigte er zunehmende Abneigung gegen Kalifornien als den Bundesstaat, in dem die weltweit bewunderte Technologie-Region beheimatet ist. Auslöser dafür waren Sperr-Verfügungen, die auch für die Tesla-Fabrik in Fremont (s. Foto) galten, und später erklärte Musk allgemein, Kalifornien sei vor lauter Erfolg selbstzufrieden und ansprüchlich geworden. Inzwischen hat Musk seinen Wohnsitz und Tesla sein Hauptquartier nach Texas verlegt. Dabei würde es das Unternehmen ohne den sonnigen Bundesstaat und dessen frühe Umwelt-Regeln gar nicht geben, sagte jetzt dessen Gouverneur.
Gouverneur betont Bedeutung für Tesla
Als Tesla 2003 in Palo Alto gegründet wurde, war Gavin Newsom noch nicht im Amt, doch als Kalifornien im Frühjahr 2020 den Unwillen von Musk auf sich zog, bekleidete er bereits seit gut einem Jahr den Posten des Gouverneurs von Kalifornien. Also hatte er auch die Aufgabe, den Tesla-Chef bei Laune zu halten – was aber schwerfiel, denn das für Fremont zuständige Alameda County entschloss sich Anfang Mai, seine Corona-Sperre aufrechtzuerhalten, obwohl Newsom sie auf Ebene des Bundesstaates beendet hatte.
Halten konnte der Gouverneur Tesla jedenfalls nicht. Zwar blieb die Fabrik in Fremont und soll nach späteren Aussagen von Musk noch vergrößert werden, doch das Hauptquartier wurde Ende 2021 an die Adresse der neuen Gigafactory in Texas verlegt. Das nagt am guten Ruf von Kalifornien, berichtete jetzt die Zeitung San Francisco Chronicle. Newsom betone deshalb seit einiger Zeit die Bedeutung des Bundesstaates für Tesla in seinen frühen Tagen. Und vor kurzem habe er sogar behauptet, dass das Unternehmen ohne die besonderen Bedingungen Kaliforniens gar nicht existieren würde.
„Es würde kein Tesla geben ohne die Regulierungsbehörden und die Regulierung von Kalifornien“, sagte Newson laut SF Chronicle Mitte September bei einem Treffen mit anderen Westküsten-Gouverneuren. Das Unternehmen habe deutlich mehr als 1 Milliarde Dollar an Subventionen erhalten. Vergangene Woche soll er zudem in New York erklärt haben, Musk selbst sei vom kalifornischen Regulierungsrahmen inspiriert gewesen.
„Musk ohne Kalifornien nicht reichster Mensch“
Zu der vom Gouverneur genannten Zahl fragte die Zeitung bei seinem Büro nach – und bekam sogar einen noch höheren Wert als Antwort: Insgesamt habe Tesla seit 2009 gut 3,2 Milliarden Dollar an direkten und indirekten Subventionen aus Kalifornien erhalten. Allein 2,5 Milliarden Dollar sollen die so genannten ZEV-Credits ausmachen, die aber nicht von dem Bundesstaat bezahlt werden, sondern von Konkurrenten: Wer einen zu hohen Schadstoff-Ausstoß und zu wenige Elektroautos in der Flotte hat, muss Credits von Herstellern wie Tesla mit Guthaben kaufen.
Von der dahinter stehenden Behörde Air Resources Board sagte Newsom laut SF Chronicle vor kurzem, sie sei der mächtigste Regulierer in Kalifornien. Eines seiner Mitglieder erklärte auf Anfrage der Zeitung, die Elektroauto-Credits seien „das große Kahuna“ gewesen, das geholfen habe, die schwierige Anfangszeit zu meistern. „Ohne das kalifornische ZEV-Mandat wäre Tesla pleite und verschwunden“, stimmte das Mitglied dem Gouverneur zu. Was das Unternehmen geleistet habe, sei außerordentlich. Aber es könne ruhig mehr Anerkennung für die Rolle Kaliforniens dabei zeigen. Der bekannte Analyst Dan Ives von Wedbush Securities sagte ebenfalls, Kalifornien habe Tesla die Grundlage für seine heutige Stellung gegeben – „ohne die Credit wäre Musk heute nicht der reichste Mensch der Welt“.